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0814 - Mister Amok

0814 - Mister Amok

Titel: 0814 - Mister Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Grund.«
    »Welchen?«
    »Der Mörder, der Mister Amok genannt wird, sieht ebenso aus wie Sie, Mr. Lester«, erklärte Suko, der sich im Gegensatz zu mir nicht gesetzt hatte. »Er sieht nicht nur so aus. Man kann sagen, dass er mit Ihnen identisch ist.«
    »Nein!«
    »Doch.«
    »Das gibt es nicht.« Jake Lester schnellte hoch. Er ballte die Hände.
    »Das ist unmöglich…«
    »Wir wären sonst nicht gekommen.«
    Er beugte sich vor und tippte gegen seine Brust. »Ein Killer, der aussieht wie ich?«
    »Leider«, sagte Suko.
    »Und woher wollen Sie das wissen?«
    »Wir haben einen Demonstrationsfilm über ihn gesehen«, sagte ich. »Zwar sieht der Mann so aus wie Sie, aber er ist kein Mensch, er ist ein Tier, eine zweibeinige Bestie, man kann ihn ohne weiteres als einen Massenmörder bezeichnen. Und er ist etwas, das Sie kaum begreifen werden, Mr. Lester. Er ist ein Untoter.«
    Jake holte tief Luft. »Wie bitte?«
    »Ein lebender Toter, ein Zombie der besonderen Sorte. Einer, wie er uns bisher nicht begegnet ist – bisher.«
    Jake Lester setzte sich wieder. Er starrte ins Leere. Wir ließen ihm Zeit, die Gedanken zu ordnen. Seine Mutter hielt den Kopf gesenkt, schaute gegen ihre Schuhspitzen, als gebe es dort etwas Ausgefallenes zu entdecken. Sie zitterte, schüttelte manchmal den Kopf, wobei mich dieses Benehmen nicht wunderte. Unsere Erklärungen mussten sie zutiefst schockiert haben.
    »Ja«, sagte der Lehrer, wischte den Schweiß von seiner Stirn und wiederholte sich. Dann stand er auf. »Ich denke, dass ich jetzt einen Schluck brauche. Sie auch?«
    Wir hatten nichts dagegen.
    Er holte eine Flasche Cognac aus dem Schrank. Trug die Gläser zum Tisch, und da seine Hände leicht zitterten, erklang eine helle Melodie, als die Gläser zusammenstießen.
    Er holte noch ein Glas auf Bitten seiner Mutter hin. Dann schenkte er ein.
    Suko und ich nahmen unsere Gläser und tranken. Wir leerten sie nicht, im Gegensatz zu den beiden Lesters, und Jake ließ sich wieder auf der Couch nieder.
    »Wir sind wieder so weit wie zuvor«, murmelte er. »Eine Erklärung habe ich nicht.«
    »Das ist normal.«
    Er wandte sich an seine Mutter. »Bitte, was sagst du denn dazu? Hast du keine Meinung?«
    Mrs. Lester hob den Kopf. Sie fixierte irgendeinen Punkt neben der Tür. »Ich habe keine direkte Erklärung, Jake, aber es gibt da gewisse Dinge in der Vergangenheit, die uns hin und wieder belastet haben.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Jake, ich habe dich schon öfter darauf angesprochen oder schon öfter den Versuch unternommen, mit dir ins Reine zu kommen. Es ist sehr schwierig…«
    »Was denn?«
    »Die Sache vor sechsundzwanzig Jahren.«
    Jake überlegte. »Da bin ich geboren.«
    »Stimmt.«
    »Und weiter?«
    »Nicht nur du, Jake.«
    Er räusperte sich, gönnte sich noch einen Schluck und flüsterte:
    »Ich glaube, dass du einiges zur Aufklärung des Falls beitragen kannst, Mutter, oder nicht?«
    »Möglich.«
    »Dann solltest du reden.«
    Mrs. Lester holte ein Tuch aus ihrer Rocktasche und schnauzte sich. Sie schaute uns an. Zuerst Suko, dann mich. »Möchten Sie, dass ich rede, meine Herren?«
    »Wenn es wichtig ist, sicher«, erwiderte ich.
    »Gut.« Sie legte ihrem Sohn die Hand auf die Schulter. »Zuvor möchte ich mich bei dir entschuldigen, Jake, weil ich dir bisher keinen reinen Wein eingeschenkt habe. Aber ich tat es für dich, damit du ungestört aufwachsen konntest.«
    »Himmel, Mutter, das wird ja immer geheimnisvoller.«
    »Ja, das ist richtig. Und auch schlimmer.«
    »Haben wir denn etwas mit diesem schrecklichen Mörder zu tun, von dem die beiden Polizisten gesprochen haben?«
    »Direkt nicht, indirekt schon. Wenn ich recht darüber nachdenke, hat er uns das ganze Leben verfolgt. Ähnlich wie ein Schatten, den keiner von uns sah. Ich habe ihn gespürt, aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich möchte damit beginnen, als dein Vater verunglückte, denn das war gewissermaßen der Anfang von allem.«
    Die Worte der Frau hatten auch in Suko und mir die Spannung aufkeimen lassen. Im Haus war es still. Es gab keinen Hund, keinen Vogel, keine Katze.
    Was wir dann erfuhren, ließ uns die Haare zu Berge stehen, denn Mrs. Lester erzählte mit monotoner Stimme eine schier unglaubliche Geschichte…
    ***
    Die Frau hatte den Wagen dort angehalten, wo der schmale Weg an einem Abhang entlangführte. Er war bewaldet, und an seinem Ende bahnte sich ein schmaler Bach seinen Weg. Sie blieb hinter dem Lenkrad sitzen und presste beide Hände

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