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0816 - Der Todesbaum

0816 - Der Todesbaum

Titel: 0816 - Der Todesbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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würde es bis zum Schluss nicht wirklich verstehen. Ein stechender Schmerz bohrte sich in seinen Nacken und wurde rasch durch stumpfe Betäubung ersetzt. Der Wind musste stärker geworden sein, die Zweige des Baumes bewegten sich wild. Er sah es wie durch einen Schleier, Tränen des Schmerzes waren in seine Augen geschossen. Das war dann wohl das Ende…
    Ein weiterer Schlag an seiner Brust - Jules blickte an sich hinunter Er sah einen Zweig, der sich durch sein zerfetztes Hemd in seinen Körper bohrte, aber kaum Blut. Ein Zweig?
    Grünes Licht ging von der Wunde aus. Es tat nicht einmal wirklich weh. Eine grässliche Schwäche breitete sich in Jules Leroc aus, seine Knie gaben nach, aber er sackte nicht zusammen.
    Seltsam.
    Als ob die Zweige ihn halten würden. Noch ein Schmerz, schon fern und wattig, in seiner Seite, ein weiterer in seinem Rücken. Ein widerliches, saugendes Gefühl überall in seinem Körper. Er hing wie eine Marionette an ihren Fäden, und sein Leben strömte aus ihm heraus. Seine Gedanken verwirrten sich.
    Er sah, dass der Himmel sich im ersten Morgenlicht rötete und roch den süßen Duft der wilden Rosen.
    Dann starb er.
    ***
    »Sag mir, dass es eine neue Perücke ist.«
    »Es ist eine neue Perücke«, bestätigte Nicole Duval mit gespieltem Gehorsam. Ihr Chef und Geliebter stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und ließ sich auf das Sofa fallen. In das große Wohnzimmer im Nordflügel des Château Montage fiel verschwenderisch und golden wie Bernstein das Sonnenlicht des frühen Vormittages. Unten im Dorf erklang träge die Glocke der kleinen Kapelle. Es war Samstag und noch keine zehn Uhr -trotzdem sah Professor Zamorra so aus, als wäre er schon unterwegs gewesen.
    »Danke. Du hast eben meinen Tag gerettet.«
    »Musste er denn gerettet werden?« Nicole schlenderte zu Zamorra hinüber und setzte sich auf die Sofalehne.
    Die grell pinkfarbenen Haare standen kunstvoll verwuschelt von ihrem Kopf ab und umrahmten das hübsche Gesicht. Sie bildeten auch einen interessanten Kontrast zur hellen Haut ihrer Schultern. Oder ihrer Brüste. Oder ihres ganzen unbekleideten Körpers. Für einen Moment stahl sich ein kleines Grinsen auf Zamorras Gesicht, als er sich an etwas erinnerte.
    »Weißt du, ich habe gerade Pater Ralph im Dorf getroffen. Er hat mir erzählt, dass ein paar der jungen Jäger versucht haben, einen neuen Ansitz unten am Hang unter dem Château zu errichten.«
    »Am Hang?«, wiederholte Nicole verdutzt. »Aber da gibt es gar kein Wild.«
    »Nun ja, die Mütter und Ehefrauen haben unseren guten Pater darauf hingewiesen, dass die Jäger zuweilen ihre Flinten vergessen, niemals aber ihre Ferngläser.« Zamorra lachte.
    Nicoles Angewohnheit, ohne auch nur einen Faden Textil am Körper durch die großzügigen Räume des Château Montagne zu streifen, war in dem kleinen Dorf gut bekannt und brachte anscheinend die Phantasie der jungen Männer auf Trab. Zamorra konnte es ihnen nicht verdenken -Nicole hatte einen wirklich herrlichen Körper. Er hätte selber einiges auf sich genommen, um ihn zu sehen. Zum Glück musste er dafür meist nicht mehr tun, als sich in ihrem gemeinsamen Bett zur Seite zu drehen.
    »Oh.« Jetzt grinste auch Nicole. »Vielleicht sollte ich den neugierigen jungen Herren mal einen kleinen Besuch abstatten bei ihrem Ansitz. Ich habe gehört, die Dinger sollen recht wackelig sein.«
    »Pater Ralph hat das vorhergesehen«, erklärte Zamorra. »Er hat sich die Jungs zur Brust genommen und sie gebeten, den… hm… Beobachtungsposten abzubauen.«
    »Schade eigentlich. Aber du hast meine Frage vorhin nicht beantwortet. Musste dein Tag gerettet werden, Chéri?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Zamorra schloss für einen Moment die Augen. »Ich habe unten bei Mostache mit Pascal Lafitte zusammengesessen. Eigentlich hatte er mir ein sehr spannendes Buch versprochen. Es hätte genau die Wissenslücke geschlossen, die ich bei einem neuen Artikel noch habe.«
    Nicole sah ihn mit schräg gelegtem Kopf an. »Ein Buch im Sinne von: ein altes, okkultes, seltenes, gefährliches, magisches Buch?«
    »Das meiste davon zumindest.«
    »Als hätten wir von solchen Dingen nicht schon genug.« Es war ihr anzusehen, dass sie in diesem Moment an das Buch mit den 13 Siegeln dachte. Die Siegel dieses geheimnisvollen Buches hatten sie schon mehrfach in tödliche Gefahr gebracht. Dennoch versuchte Zamorra weiterhin, sie zu öffnen und zu enträtseln. Denn irgendwie schienen sie in direktem

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