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0816 - Die Schattenfrau

0816 - Die Schattenfrau

Titel: 0816 - Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schwebte in einem süßen Gefühl der Liebe. Da spürt man keinen Schmerz mehr. Ich war einfach weggetreten und hatte den Eindruck, als würde sich mein Geist vom Körper lösen. Ich glitt dahin, ich spürte ihre kleinen Bisse und empfand sie als einen Beweis der besonderen Liebe.« Er lächelte. »Ich denke nicht, dass du so etwas schon einmal gespürt hast, John.«
    »Da hast du Recht.«
    »Meine Sehnsucht ist sehr groß«, flüsterte er.
    »Verstehe ich, Cliff. Deshalb werden wir auch zu ihr fahren. Morgen schon.«
    »Ja, morgen«, erwiderte er träumerisch.
    Ich holte ihn aus seiner Welt hervor und übergab ihn der Realität.
    »Da ist noch etwas, mein Freund. Du solltest dir das Blut abwaschen. Komm, ich bring dich ins Bad.«
    Gehorsam wie ein folgsames Kind stand er auf. Ich wusste nicht, wie schwach es war, deshalb hakte ich ihn sicherheitshalber unter und brachte ihn aus dem Zimmer.
    Ich öffnete die Tür zum Bad. Die Luft war wieder klar, die Dampfwolken meiner letzten Dusche hatte sich verzogen. Niemand außer uns hielt sich im Bad auf, das mit seinem sehr luxuriösen Interieur protzte.
    »Die Tür lasse ich offen«, sagte ich. »Schließlich möchten wir beide keine Überraschungen erleben.«
    »Tu das.«
    »Ach, eine Frage noch, Cliff. Kannst du jetzt schon sagen, wie wir das Grab der Zeo erreichen?«
    »Natürlich mit dem Boot.«
    »Oh. Und woher…?«
    »Mach dir keine Gedanken. Ich habe mir eines geliehen. Wir brauchen nur einzusteigen und loszufahren.«
    »Wunderbar. Wie lange ungefähr?«
    »Ich hoffe, dass wir es bei Tageslicht noch schaffen. Wenn nicht…«
    »Werden wir die Grabstätte in der Dunkelheit besuchen«, vollendete ich seinen Satz.
    Er nickte. »So ist es…«
    ***
    Der nächste Tag, der nächste Morgen!
    Wie ein riesiger Glutball ging die Sonne auf. Es sah aus, als würde sie sich aus dem Boden hervor in die Höhe schieben, um das Land mit ihrem roten Licht zu bedecken.
    Zu dieser Zeit hatten wir uns bereits mit einem Wagen zu dem Platz hinbringen lassen, wo das Boot lag. Ein kleiner Hafen, der von Fischern genutzt wurde. Cliff hatte dafür bezahlt, dass auf sein Boot geachtet wurde, und wir fanden es unversehrt vor.
    Es waren noch einige Vorbereitungen zu treffen. So ließ er noch Treibstoff kommen. Er verhandelte mit den Einheimischen in ihrer Sprache und kam gut mit ihnen zurecht.
    Ich hielt mich zurück, denn ich wollte sehen, ob der Kommissar sein Versprechen gehalten hatte. Wenn es stimmte, dann hatte er gute Leute eingesetzt, denn mir fiel niemand auf, der uns beobachtete.
    Schließlich konnten wir starten, und damit begann eine Fahrt, die sehr lang war. Die Hitze war an Deck kaum auszuhalten.
    Aber auch im Steuerstand war die Luft nicht besser. Da stand sie, denn dort fuhr der Wind nicht hinein, wie es oben der Fall war. Ich fand ein Stück Tuch, das ich auf meinem Kopf zusammenknotete, um wenigstens einigermaßen Schutz vor der Glut zu haben.
    Der Tourismus in Ägypten hatte tatsächlich stark gelitten. Wir sahen kein Kabinenschiff, mit deren früher Tausende unterwegs gewesen waren. Schwer und grau schickte der Fluss seine Fluten durch das Bett. Die Sonne spiegelte sich im Wasser, sodass ich meine Sonnenbrille aufsetzen musste.
    Wir hatten zu kämpfen, denn wir mussten gegen die Strömung anfahren. Ich sah die beiden Ufer in der Gluthitze schmoren.
    Wie riesige Wächter hatte ich die Pyramiden empfunden, und natürlich waren bei mir Erinnerungen zurückgekehrt, vor allen Dingen, wenn ich an die Cheops-Pyramide dachte, die noch große Geheimnisse in sich barg, wie ich wusste.
    Damals hatten mich die Psychonauten auf diese Spur gebracht, sie aber interessierten mich jetzt ebenso wenig wie die Geheimnisse der Pyramide, in denen das Wissen der damaligen Kultur und deren Vergangenheit verborgen lag. Daran sollte kein Mensch rütteln, wenn er nicht unbedingt dazu gezwungen wurde.
    Wir hatten auch Wasser und leichten Proviant mitgenommen.
    Am wichtigsten war das Wasser. Ich trank sehr viel, denn die Sonne trocknete sonst den Körper aus.
    Ich wunderte mich über die Kondition meines ehemaligen Schulfreundes. Er zeigte nicht die Spur von Müdigkeit. Dabei hätte er eigentlich kaputt sein müssen, nach allem, was hinter ihm lag. Doch er war voll auf der Höhe. Wahrscheinlich beflügelte ihn die Hoffnung, endlich die geliebte Zeo an der Stelle ihres Begräbnisses zu sehen. Sollte er ruhig, denn ich kannte mich auf dem Fluss nicht aus, obwohl es nicht meine erste Fahrt war, die ich auf

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