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0816 - Die Schattenfrau

0816 - Die Schattenfrau

Titel: 0816 - Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem Nil machte.
    Stunden vergingen.
    Ich hatte mich an die Hitze nicht gewöhnt, aber an das Tuckern des Motors, das irgendwann sogar einschläfernd wirkte, sodass mir beinahe von allein die Augen zufielen und ich mir ein schattiges Plätzchen suchte, wo ich mich ausruhen konnte.
    Ich schlief tatsächlich ein. Sogar ein Traum überfiel mich, in dem viele Bilder verschwammen. Ich sah Pyramiden wie gewaltige Berge vor mir emporwachsen, ich entdeckte dazwischen schreckliche Monstren aus der altägyptischen Mythologie. Ich sah auch meine Freunde Kara und Myxin aus dem alten Atlantis, die mir zunickten und mich anlächelten, als wollten sie mir sagen, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand. Das alles wühlte mich auf, ich schlief trotzdem weiter. Bis ich einen gewaltigen Schatten sah, der auf mich niederstieß. Zuerst dachte ich an einen Vogel, dann aber sah ich die Gestalt der Zeo. Sie war grau und bleich. Ein dunkler Umhang umflatterte sie wie die Schwingen eines übergroßen Totenvogels. Aus dem Schatten löste sich etwas Langes, Krummes, das genau auf meine Schulter zielte.
    Es war eine böse Klaue mit spitzen Nägeln. Sie griff zu, und ich erwachte mit einem leisen Schrei auf den Lippen.
    Dann hörte ich ein Lachen. »He, bist du nervös, John?«
    Einige Male musste ich zwinkern, dann sah ich in das lächelnde Gesicht meines ehemaligen Schulfreundes. Er hatte sich über mich gebeugt und mich auch an der Schulter gefasst.
    »Guten Abend«, sagte er.
    »Wie… wie … was …?«
    »Du hast lange geschlafen!«
    »Ich richtete mich nicht auf, sondern kroch erst einmal unter der Plane hervor. Wir fuhren nicht mehr, sondern hatten angelegt. An dieser Stelle kam mir der Nil breit wie ein See vor. Seine Ufer waren mit sperrigem Schilf bewachsen, aber genau dort, wo wir dümpelten, war eine große Lücke geschlagen worden. An einem breiten Steg konnten mehrere Boote anlegen. Auch die der Einheimischen dümpelten auf den Wellen. Nicht weit entfernt sah ich hüttenähnliche Häuser. Ich hörte Stimmen und das Bellen einiger Hunde.«
    Ich wischte über mein Gesicht, das von einer kalten Schweißschicht verklebt war. »Sind wir da?«
    »Fast.«
    »Dann gehen wir den Rest zu Fuß, denke ich.«
    »Nein, wir werden noch fahren.«
    »Und warum hast du hier angelegt?«
    »Weil wir Wasser brauchen.« Er sah mein überraschtes Gesicht und lachte. »Keine Sorge, du kannst hier an Bord bleiben. Ich werde es holen.«
    Die leeren Kanister standen schon bereit. Auf einen Pfiff hin liefen Halbwüchsige auf unser Boot zu. Sie fanden es toll, die Kanister tragen zu dürfen, liefen schon vor, und Cliff folgte ihnen mit langsameren Schritten. Er kannte sich wirklich aus.
    Ich kam hoch. Wie ein alter Mann stand ich auf. Der Schlaf steckte mir noch immer in den Knochen. Ich reckte mich, streckte die Glieder und schaute dann hinüber zum anderen Ufer, das ziemlich weit entfernt lag, aber trotzdem gut zu erkennen war.
    Ich konnte kein Dorf entdecken, dafür sah ich das flache Land, das in einem bräunlichen Gelbton schimmerte und sich mit den roten Strahlen der Sonne zu vereinigen schien.
    Wüste und Weite, Wind und Hitze – auch das ist Ägypten. Und natürlich der Nil, der Jahrtausende den Lebensrhythmus der Bauern bestimmt hat. Bis der Staudamm errichtet wurde.
    Allmählich zog sich der träge Schmier aus meinem Kopf zurück.
    Die Gedanken klärten sich. Ich konnte sie sehr schnell auf den Punkt bringen und dachte an unser Vorhaben.
    Alles drehte sich um Zeo.
    Ich war sicher, dass ich ihr noch an diesem Abend gegenüberstehen würde. Für sie spielten Raum und Zeit keine Rolle. Sie war schon immer da, bevor jemand anderer kam.
    Und Feisals Leute?
    Ich sah sie nicht. Sie hielten sich zurück.
    Ich blieb an Deck. Mein Hals saß zu. Ich brauchte frisches Wasser.
    Zumindest kühlte das Nilwasser etwas, in das ich meine Arme hineinstreckte, doch ichhütete mich davor, es zu trinken. Hoffentlich brachte Cliff aufbereitetes Wasser in seinen Kanistern mit, denn von der braunen Flussbrühe konnte man sich alles holen, nur nicht mit gutem Gewissen den Durst stillen.
    Ich wartete, schaute den schwankenden Schiffen in meiner Nähe zu. Die langen Masten tanzten wie starre Totenarme, und manchmal hatte ich das Gefühl, ein Frauengesicht zwischen ihnen schimmern zu sehen.
    Als ich die Stimmen hinter mir hörte, drehte ich den Kopf. Mein Schulfreund kehrte zurück. In seiner Begleitung befanden sich abermals die Halbwüchsigen, nur trugen sie jetzt die mit

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