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0816 - Die Schattenfrau

0816 - Die Schattenfrau

Titel: 0816 - Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nach unserem Boot greifen wollten. Es war der Wildwuchs des Ufers, in den wir hineingleiten mussten.
    Ich hatte keine Lücke gesehen, dafür Clifford. Der kannte sich aus. Er steuerte unser Boot dort hinein, wo scharfes Gras und hohes Schilf nicht so dicht wuchsen. Dennoch verschwanden wir beinahe in einem Tunnel, denn die Gewächse überragten uns und bogen sich auch über die beiden Seiten hinweg.
    Ich zog den Kopf ein, denn einige Spitzen schienen nach uns zu greifen.
    Ich befürchtete, bald festzustecken, aber Clifford hatte einen Kanal entdeckt, der durch die Uferregion führte, die breiter war, als ich angenommen hatte.
    Wir scheuchten Vögel auf, die mit schreienden und krächzenden Stimmen davonstoben. Kurz danach schleifte der Bug über Grund.
    Da aber hatten wir auch schon das Ende eines Anlegers erreicht, der in diesen dichten Wild wuchs hineinragte.
    »Los, John, spring!«
    Ich reagierte sofort. Über die Reling klettern, auf den hölzernen Anleger springen, der unter meinen Füßen wippte – das geschah alles automatisch.
    Clifford warf mir ein Tau zu, das ich sicher auffing und es dann um einen Poller wickelte.
    Es war geschafft.
    Auch Clifford Tandy verließ sein Boot.
    Er trug Taschen, die wir unbedingt mitnehmen wollten, weil sich in ihnen einige Dinge befanden, die wir benötigten. Unter anderem auch die Büchsen mit dem Wasser.
    Neben mir blieb Clifford stehen. »Das hätten wir geschafft, John«, sagte er und schaute sich um.
    Ich sah sein glückliches Gesicht und fragte trotzdem nach. »Wie fühlst du dich hier?«
    »Gut, John. So gut, als wäre ich nach Hause zurückgekehrt.« In seinen Augen funkelte es. »Nicht mehr lange, mein Lieber, und du wirst die Grabstätte sehen.«
    »Werde auch ich beeindruckt sein?«
    Cliff atmete die feuchte Luft tief ein. Mücken umtanzten ihn. Es machte ihm nichts aus. »Ja«, sagte er, »du wirst sehr beeindruckt sein, John Sinclair…«
    ***
    Ich ließ Clifford Tandy vorangehen und überlegte, mit welchen Gefühlen ich ihm neuerdings begegnete.
    Er war noch immer derselbe Mann wie vor Tagen, nur kam er mir auf seltsame Art und Weise verändert vor. Ich konnte nicht einmal sagen, was mich an ihm störte. Vielleicht war es sein gesamtes Verhalten während der Fahrt gewesen und auch jetzt sein federnder Gang, der eigentlich nicht zu seiner Gemütsverfassung passte.
    Er hatte nicht viel geschlafen, er hätte erschöpft sein müssen, aber er war es nicht. Bei jedem Schritt, den er zurücklegte, schien neue Kraft in seinen Körper zu strömen.
    Wir hatten das feuchte Gebiet des Ufers hinter uns gelassen und waren auf kein Fellachendorf getroffen. Vor uns breitete sich das aus, was man als die ägyptische Wüste bezeichnete. Eine flache Ebene, steinig, mit Sand und Staub bedeckt, eine Weite, in der alles klar war und trotzdem einiges verschwamm. Ein Gebiet, das trotz allem seinen eigenen Reiz hatte und noch immer in der Hitze schwamm.
    Als Clifford seine Schritte verlangsamte, holte ich ihn ein. Dann bleib er stehen. Er wies nach vorn. »Siehst du die Schatten dort im Hintergrund?« Er stellte die Frage mit einer nervös klingenden Zitterstimme.
    Ich musste schon sehr genau hinschauen, um sie erkennen zu können, dann nickte ich.
    »Da ist die Grabstelle.«
    »Liegt sie tief?«
    »Es gibt Leitern.«
    »Das ist gut.«
    Wir setzten unseren Weg fort. Clifford ging noch schneller. Ein Mann, der es kaum erwarten konnte, endlich das Ziel seiner Wünsche zu Erreichen, wo er dann mit seiner Geliebten vereint sein würde.
    Ich war noch davon entfernt, mir Sorgen zu machen, aber ich überlegte, was ich eigentlich über ihn wusste. Es war nicht viel.
    Nach der Schule hatten wir uns aus den Augen verloren, abgesehen von einigen Klassentreffen, doch ich wusste nicht, wie sich Clifford Tandy entwickelt hatte und welch ein Mensch er geworden war.
    Er hatte mich zu diesem Einsatz überredet, was auch gut gewesen war. Ich musste mich voll und ganz auf ihn verlassen. Nur wer er wirklich war, wie er dachte, das war mir unbekannt.
    Allerdings hatte ihn die Mystikerin voll und ganz in ihren Bann gezogen. Sie war es, der er huldigte. Ich aber wollte sie vernichten.
    Standen wir nicht plötzlich auf verschiedenen Seiten?
    Unsinn, sagte ich mir, doch ich kam von diesem Gedanken einfach nicht los. Etwas Wahres war daran. Ich beschloss, auf der Hut zu sein.
    Die folgende halbe Stunde verstrich, ohne dass sich etwas tat.
    Laufen durch die Wüste macht müde. Zumindest nimmt es denjenigen mit,

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