0817 - Gefahr aus dem Drachenland
Eindruck gemacht?«
Zamorra legte der Köchin einen Arm um die Schulter. »Nun beruhigen Sie sich erst einmal«, forderte er sie auf. »Und dann erzählen Sie uns, was Sie so aufgeregt hat.«
Madame Claire nickte und rang nach Atem. »Ich habe Fooly vorhin unten gesehen«, erklärte sie. Dabei schüttelte sie den Kopf, als könnte sie immer noch nicht glauben, was geschehen war. »Er sagte, er muss fortgehen. Auf meine Nachfragen gab er keine Antwort, aber…«
»Aber was?«, fragten Zamorra und Nicole wie aus einem Mund.
»Anscheinend hat er seine Ankündigung in die Tat umgesetzt. Ich habe im ganzen Haus nach ihm gesucht. Er ist verschwunden. Als ich darüber nachgedacht habe, fiel mir ein, dass ich gesehen habe, wie er ins Kellergewölbe hinabgestiegen ist.«
Ins Kellergewölbe. Zu den Regenbogenblumen.
Eins wusste der Professor ganz genau. Das konnte kein Zufall sein. Trotzdem durchsuchten sie zur Sicherheit das gesamte Château einschließlich Foolys Wohnhöhle noch einmal. Erfolglos. Der Jungdrache blieb verschwunden.
»Also hat er sich den Regenbogenblumen anvertraut«, wunderte sich Zamorra. »In dem Wust seiner Zimmerhöhle kennt zwar nur er selbst sich aus, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass etwas fehlt, was er mitgenommen haben könnte.«
»Er muss einen Grund gehabt haben«, überlegte Nicole. »Ansonsten würde er nicht Hals über Kopf abhauen, zudem ohne uns davon zu unterrichten. Wenn wir nur wüssten, wohin er gegangen ist.«
Zamorra schüttelte den Kopf. Es gab keine Möglichkeit, festzustellen, welchen Zielort Fooly gewählt hatte. Er konnte an zahlreichen Orten auf der Erde oder in der Galaxis herausgekommen sein. Seit einiger Zeit war außerdem bekannt, dass die Regenbogenblumen sogar einen Transport durch die Zeit ermöglichten. Einzige Voraussetzung war in jedem Fall, dass am Zielort ebenfalls Regenbogenblumen wuchsen.
»Hat Fooly sonst nichts gesagt?«, fragte Nicole die Köchin. »Worum es geht oder wohin er wollte? Der kleinste Hinweis kann wichtig sein.«
»Er redete von einer Drachenangelegenheit«, sagte Madame Claire nachdenklich. »Ich glaube, er sagte, die ginge nur Drachen etwas an.«
Zamorra und Nicole sahen sich bestürzt an.
»Das passt zu der Sache mit dem Buch«, befand Nicole. »Bei dieser Sache scheint sich alles um Drachen zu drehen.«
»Er war so geistesabwesend. Ich hätte ihn aufhalten müssen«, klagte die Köchin mit weinerlicher Miene. »Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn dem kleinen Biest… ich meine, wenn Fooly etwas zustieße.«
»Machen Sie sich keine Vorwürfe. Wenn unser Nesthäkchen sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann man ihn nicht aufhalten.« Zamorra dachte angestrengt nach. »Was meinte er bloß für eine Drachenangelegenheit? Diese Andeutung bringt uns nicht viel weiter.«
»Vielleicht kann uns Pascal Lafitte helfen«, überlegte Nicole, nachdem Madame Claire wieder verschwunden war.
»Gute Idee, Nici. Ich rufe ihn sofort an.«
***
Fooly hatte schon viele Eier von Tieren gesehen, besonders von-Vögeln, doch noch nie ein Drachenei. Fasziniert studierte er die dunkle Maserung der Schale.
»Kannst du mir verraten, wieso ich nicht ins Drachenland zurückkehren kann?«, fragte er aus einem plötzlichen Impuls heraus.
Gardir verschränkte seine kräftigen Arme vor der Brust, wie es die Menschen zuweilen taten. »Möchtest du das denn?«
Was für eine Frage!
»Natürlich. Ich will doch endlich meine Heimat Wiedersehen.«
»Es gibt eine Möglichkeit, denn ganz ausgeschlossen ist deine Rückkehr nicht. Du musst nicht warten, bis du erwachsen bist.«
Fooly spürte, wie seine Drachenhaut zu kribbeln begann. Stimmte das wirklich? Warum hatte man ihm dann einst etwas anderes gesagt? Und wieso hatte er nie einen Weg entdeckt, der heim ins Drachenland führte? Es hieß, dass manche Weltentore einen Übergang dorthin darstellten, doch dafür gab es keinen Beweis.
War Gardir in der Lage, ihm den richtigen Weg zu weisen? Er wünschte, er hätte über die gleichen telepathischen Fähigkeiten verfügt wie erwachsene Drachen, dann hätte er Gardir sondieren können. Leider war er dazu nicht stark genug.
»Auf welchem Weg kann ich nach Hause gelangen?«, fragte er.
»Das darf ich dir eigentlich nicht verraten. Du kennst doch die Regeln und weißt, dass es verboten ist.« Gardir zögerte. Er sah sich suchend um, als könnte jemand in der Nähe sein, der sie belauschte. »Vielleicht werde ich es trotzdem tun, wenn du mir ebenfalls
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