0818 - Die Gravo-Schleuse
eingebaut, und deswegen lassen sich vermutlich mehr Einzelheiten erkennen."
„Ist das sinnvoll?" Ras grinste Balton an. Der Telekinet verstand ihn, aber er blieb skeptisch. Trotz ihrer Fähigkeiten würde es schwer sein, zu erfahren, was die Varben untereinander sprachen, wenn sie sich unbeobachtet glaubten. Hier, in der dröhnenden Kulisse des Baulärms, war ein solcher Versuch sinnlos. Balton grinste aufmunternd zurück und sagte: „Einverstanden. Wir springen dorthin, machen ein paar Aufnahmen und versuchen dann, irgendeinen Wohnbezirk zu finden, der so weit abgelegen ist, daß die Bewohner keinen Zuhörer zu fürchten brauchen. Ich glaube nämlich, daß alle Varben unter einer Decke stecken und uns alles andere als die Wahrheit sagen.
Jede Äußerung, die ich bisher gehört habe, war höflich, sehr distanziert und völlig unverbindlich." Ras lachte kurz auf. „Das stört jeden von uns, am meisten Perry und Atlan."
„Begreiflich. Mich stört's am meisten. Gut. Ich mache mich fertig. Aber bringe uns an einen Platz, an dem wir innerhalb von zehn Sekunden Verweildauer nicht entdeckt werden."
„Verstanden!"
Als sie wieder rematerialisierten, befanden sie sich auf einer kleinen, leeren Plattform, die schräg über dem grell angestrahlten, riesigen Projektor scheinbar schwerelos in der Luft hing, nur von rätselhaften Kräften gehalten und von einigen dünnen Verstrebungen geführt. Die leistungsfähigen Aufnahmegeräte klickten und summten. Was von dem Dach des Turmes aus wie größeres Spielzeug gewirkt hatte, entpuppte sich unmittelbar aus der Nähe als ein riesenhaftes Durcheinander von technischen Einzelheiten. Die arbeitenden Varben schwebten wie schwerelos zwischen vielfarbigen Blöcken umher und gingen Verrichtungen nach, die nicht genau zu deuten waren.
Während die Mutanten aus dem Schutz der Dunkelheit heraus ihre Aufnahmen machten, dröhnte eine Lautsprecherstimme durch das Geräuschinferno.
Der Translator übersetzte, aber Ras hatte seinen Lautsprecher stark gedrosselt.
„Seid ihr schon fertig für den ersten Zielschuß? Wir müssen den Raum präformieren ...?
Aus einer entgegengesetzt arbeitenden Gruppe dieses Gravitationskommandos kam die Antwort. Ras und Balton hörten die Übersetzung.
„Noch nicht. Aber wir lassen das Gerät gleich noch einmal testlaufen. Ehre dem Schweren Magier!"
„Ehre! Verstanden."
Ras verstaute die Kamera und packte Balton am Oberarm.
„Wir verschwinden", zischte er. „Schnell. Zurück auf den Berg!"
„In Ordnung. Eine Sekunde."
Im selben Augenblick, als sich Ras auf das Ziel konzentrierte und die Teleportation vornehmen wollte, summten die Teile des Projektors auf. Die Gerüste und Plattformen wurden in ein blauschimmerndes Licht eingehüllt. Überall schlugen Überladungserscheinungen ein. Die Teleportation fand statt, aber irgend etwas passierte.
Der Vorgang selbst, ausgeführt durch die geistige Kraft Tschubais, war so kurz, daß keiner der beiden Mutanten etwas spürte. Sie verschwanden und tauchten in Nullzeit wieder auf. Aber als sie wieder rematerialisierten, packte sie ein Schmerz, der jede einzelne Körperzelle folterte. Sie schrien ächzend auf. Bevor sie ohnmächtig wurden und die Kraft spürten, die sie hin und her beutelte und an ihnen zerrte, als wolle sie die Körper zu Fetzen auseinanderreißen, sahen sie noch, daß sie sich nicht auf dem Bergrücken befanden.
Die Berührung mit den Nebenströmen der Gravoröhre hatte sie irgendwo anders erscheinen lassen.
Die Bewußtlosigkeit kam schnell. Nach einigen Sekunden äußerster Schmerzempfindung schlug die Ohnmacht zu wie ein Hammer. Stöhnend brachen die Mutanten zusammen. Sie hatten nicht mehr sehen können, wo sie sich befanden. Sie wußten nicht, daß sie im Zentrum des Chaos rematerialisiert waren.
6.
18.11.3583 BAYTUIN: AN BORD DER KYHBER.
Bjo Breiskoll, den sie den rotbraungefleckten Katzer nannten, lag zusammengerollt auf der Liege in seiner Kabine. Er war nicht richtig wach, er schlief nicht, er befand sich in der Zone der Behaglichkeit, in der er träumen und sich wohlfühlen konnte. Er schnurrte leise, ein Geräusch, das er nicht bewußt erzeugte und wahrnahm.
Rhodan war zusammen mit der jungen Varbin zurückgekommen. Bjo kratzte sich leicht an einem Fellbüschel. Sein Gesicht verzog sich zu einem unmerklichen Lächeln. Die männlichen Varben hatten sich neugierig und bewundernd umgedreht, überall dort, wo die junge Frau auftauchte, folgten ihr bewundernde Blicke.
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