0818 - Die Gravo-Schleuse
Der riesige Fremde neben ihr verblaßte zur Bedeutungslosigkeit.
Plötzlich: ein unhörbares Flüstern. Ein gleichermaßen aufregend fremder und bekannter Impuls.
Mit wütendem Fauchen sprang Bjo auf die Beine. Er bewegte sich blitzschnell und hielt die Hände vor die Ohren. Die Augen schloß er, um sich besser konzentrieren zu können.
Da, wieder!
Wie ein Gedanke, der sich durch die schweigende Weite des Alls tastete. Bjo tastete einen telepathischen Impuls ab, aber er blieb undeutlich. Keine zielgerichteten Gedanken, sondern mehr ein verstümmelter Ruf mit unterschwelliger Bedeutung. Eine gewisse Besorgnis konnte herausgehört werden, und natürlich verschwommene Muster des Bewußtseins.
Zehn Minuten lang verbrachte der Katzer in dieser regungslosen Haltung, die äußerste Spannung ausdrückte. Es blieb das einzige Signal, das er auffangen konnte. Kein zweiter Impuls war hörbar.
Die Varben waren telepathisch nicht auszuforschen, mit Sicherheit war es der Gravobeutel, der diese Sperre aufbaute.
Bjo dachte über die wahre Natur des Esper-Impulses nach und löste sich dann aus der Starre. Er sprang auf. Plötzlich wußte er ziemlich genau, was dieses Zeichen zu bedeuten hatte.
Mit drei weiten, kraftvollen Sprüngen war er am Schott, riß es auf und stürmte in den Korridor der Korvette hinaus. Perry würde in der Zentrale sein. In einer Reihe schneller Bewegungen raste er durch den Gang und schwang sich in die Zentrale hinein. Sie war bis auf zwei scharf abgezirkelte Helligkeitskreise dunkel und ruhig. Bjo erkannte Rhodan, der schweigend und nach vorn gebeugt in seinem Sessel saß und Bilder und Schriftzeichen auf einem Bildschirm der Bordpositronik studierte.
Neben seinem rechten Ellbogen standen Kaffeebecher und eine Thermokanne.
„Sir!" rief Bjo schnurrend. „Etwas Neues!"
Rhodan hob den Kopf und sah ihm aufmerksam in die Augen. „Ja?" -' „Ich habe einen vagen, sehr undeutlichen telepathischen Impuls aufgefangen, Sir. Ich glaube, er kam von Dalaimoc Rorvic aus Zweitnest."
„Aus Zweitnest?" staunte Rhodan. „Das nehme ich an", erklärte Bjo. „Es war alles so... undeutlich und unbestimmt. Ich glaube aber, daß ich die Impulse richtig gedeutet habe. Mit allen Vorbehalten, aber es klang wie eine Warnung. Sehr allgemein gehalten, ohne Begründung."
Rhodan biß die Zähne aufeinander und dachte nach. Tausend Leute hatten sich auf Wassytoir umgesehen, einige Gruppen hatten versucht, hier auf Baytuin Informationen zu sammeln, und jetzt dies hier. Perry glaubte, daß Bjos Feststellung der Wahrheit entsprach.
„Wenn uns Rorvic warnen will, dann hat es sicherlich einen Grund, der unserer Mission entspricht."
„Wie gesagt, es war eine unausgesprochene Warnung. Was er meinte, wovor er warnen wollte, das blieb unklar."
„Es stimmt mit allem überein, was wir ahnen und nur zum geringsten Teil wissen", sagte Rhodan. Er wirkte müde, nicht unbedingt körperlich, sondern unruhig und unsicher. Aber Bjo kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß Rhodan als Vasall der Kaiserin von Therm weiter kämpfen würde.
Außerhalb der Zentrale ertönten Stimmen. Wuchtige Schritte waren zu hören, dann schob sich der riesige Körper des Haluters in den Raum. Neben ihm ging der Transmittergeschädigte, Bjos neuer Freund.
Bjo sprang auf ihn zu und begrüßte ihn, indem er mit leise miauenden Rufen seinen Kopf an Alaskas Schulter rieb.
„Mein Kleines!" dröhnte Icho Tolot. „Ein interessantes, aber verschwiegenes Volk. Wir haben uns - natürlich offiziell - umgesehen. Die Aufnahmen sind bereits bei den Nachrichtenleuten."
Es war vor Mitternacht. Draußen leuchteten die Sterne der Galaxis Llarmian. Hin und wieder zuckte eine spiralig gedrehte Gerade in den Weltraum hinauf, auf einer gänzlich anderen Bahn als die Gravoröhre zwischen Dacommion und Baytuin.
„Habt ihr irgendwelche besonderen Feststellungen machen müssen?" fragte Rhodan. Die Nachtwache auf dem Platz des Kommandanten drehte den Sessel und blickte gähnend zu der Gruppe herüber.
„Viel haben wir gesehen und trotzdem nichts Wichtiges." Die Stimme des Haluters erschütterte die Luft. „Brücken und Gebäude, unzählige Varben, die wie Federn schwebten und arbeiteten wie Ameisen.
Es sind Individualisten, unsere Gastgeber. Aber ihre Technik ist ihre religiöse Überzeugung. Sie glauben und dienen, indem sie alle Dinge tun, die ihr Leben ausmacht. Jede Sekunde ihres Lebens verehren sie mit allem, was sie tun, den Schweren Magier. Milliarden von
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