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0819 - Die letzten Sauroiden

0819 - Die letzten Sauroiden

Titel: 0819 - Die letzten Sauroiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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ausgefahren, die einen Teil des Swimmingpools überdeckte. Auf das Kunstglasplatte hockte die Katze und putzte sich. Als sie das offene Fenster über sich sah, setzte sie zum Sprung nach oben an.
    »Kusch!«, drohte Zamorra. »Unten bleiben und Ratten jagen!«
    Damit schloss er das Fenster wieder. Die Katze schien einen Protest zu maunzen und schritt dann hoheitsvoll von hinnen.
    »Ist ja wie in einem Klamaukfilm hier«, brummte Zamorra. »Womit habe ich das nur verdient? Die Katze, den besoffenen Drachen… Verdammt, ich bin ein Dämonenjäger und kein Schmierenkomödiant! Beim Schleim der Werschnecke!«
    Er verließ das Zimmer, weil er fand, dass er diesen bescheuerten Tag doch noch mit einem Glas Roullet & Files abschließen sollte. Er suchte das Kaminzimmer auf, in dem er die angebrochene letzte Flasche dieses göttlichen Trunkes wohl verwahrt wusste, und sah auf den ersten Blick die leere Flasche und zwei volle Cognacschwenker auf dem kleinen Tisch. In einem der Sessel daneben lag Nicole mehr, als sie saß, und schnarchte undamenhaft laut vor sich hin.
    Er ließ sich ihr gegenüber nieder.
    Sie öffnete die braunen Augen, in deren Pupillen bei Erregung winzige goldene Tüpfelchen funkelten. »Ich wusste, dass du kommst«, sagte sie leise.
    »Warum schläfst du hier?«
    »Du hast furchtbar geschnarcht«, erwiderte sie. »Und in mein Zimmer wollte ich nicht. Deshalb habe ich hier auf dich gewartet.«
    Sie beugte sich vor, griff nach einem der Schwenker und reichte den anderen Zamorra.
    »Ich schnarche nie«, protestierte Zamorra.
    »Wer war’s denn dann? Ich etwa?«
    »Vielleicht die Katze«, sagte Zamorra. »Sie war nämlich da. Und ich habe sie rausgeworfen - durchs geschlossene Fenster.«
    »Schön, dass das jetzt kaputt ist. Das freut den Glaser.«
    »Es ist noch heil!«
    »Dann hast du von der Katze geträumt. Kein Wunder nach dem ganzen Zirkus heute. Ich habe auch geträumt. Ich stand in einem Supermarkt an der Kasse, ganz am Ende einer endlosen Schlange.« Der Widerspruch von Ende und endlos fiel ihr nicht auf - oder sie ignorierte ihn. »Jemand drückte aufs Knöpfchen, und ein Lautsprecher forderte: ›Bitte besitzen Sie eine weitere Katze.‹ Statt ›Bitte besetzen Sie eine weitere Kasse‹.«
    Zamorra hielt den Schwenker in beiden Händen und wärmte den Cognac leicht an. Konnte es das gewesen sein? Hatte er nur geträumt, mit der Katze zu erwachen? Er war nicht mehr sicher. Aber für das heilgebliebene Fensterglas gab es keine andere logische Erklärung.
    »Ich habe von Sauroiden geträumt«, sagte er. »Einer von ihnen tötete einen Menschen, riss ihn einfach in der Mitte durch. Ein Albtraum.«
    »Was war denn das für ein Traum?« Nicole nippte an ihrem Glas. »Sauroiden töten keine Menschén. Sie verdanken uns so viel…«
    »Sie verdanken uns beiden und Julian Peters so viel«, schränkte Zamorra ein. »Er hat damals die Regenbogenbrücke von der sterbenden Echsenwelt zum Silbermond geschaffen.«
    Krampfhaft versuchte er, nicht an den Sauroiden Reek Norr zu denken, der bei der »Operation Höllensturm« ums Leben gekommen war. Norr, so etwas wie ein Polizeichef seines Volkes, war sein Freund gewesen, und - was Zamorra erst damals erfahren hatte - auch ein Mitglied von Merlins dritter Tafelrunde.
    Die Echsenwelt war vor Jahrmillionen aus einer Abspaltung von der Erde entstanden. Ein Experiment der DYNASTIE DER EWIGEN war fehlgeschlagen, und plötzlich hatte es zwei identische Urwelten gegeben, jede mit einer Existenzwahrscheinlichkeit von 50 Prozent. Auf der einen hatten sich die Säugetiere zur dominierenden Spezies entwickelt, und die Saurier waren ausgestorben. Auf der anderen war es genau umgekehrt, und anstelle der Menschen entwickelten sich dort die Sauroiden.
    Aber im Lauf der Zeit verschob sich die Existenzwahrscheinlichkeit immer mehr in Richtung Menschenwelt. Im gleichen Maß begann sich die Echsenwelt aufzulösen. Zugleich lief dort die Zeit im Vergleich zur Erde immer rascher ab. Und - was von noch größerer Bedeutung war - das Para-Potenzial verschob sich. Ein mächtiger Magier der Erde, auf die Echsenwelt verschlagen, vermochte dort kaum etwas zu bewirken. Ein Sauroide dagegen, selbst wenn er zuhause nur den allerschwächsten Zauber zustande bekam, war in der Menschenwelt ein Magie-Gigant mit ungeheuren Para-Kräften.
    Als die Sauroiden bemerkten, dass ihre Welt dem Untergang geweiht war, entstand die Priesterschaft der Kälte, die mit mörderischen Ritualen und einer Mischung aus

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