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0820 - Im Netz der Para-Wölfin

0820 - Im Netz der Para-Wölfin

Titel: 0820 - Im Netz der Para-Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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sich ein Bild völliger Verwüstung. Die Diele des Bauernhauses sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ein umgestürzter Schrank blockierte den Flur und überall lagen Kleidung und Papierfetzen verstreut.
    Jetzt ahnte Veidt, dass es sich bei der unheimlichen Stille, die über dem Gehöft lag, um die Stille des Todes handelte.
    Vorsichtig drang er ins Innere des Hauses vor. In der Küche stieß er auf eine dunkelrote Lache, die seine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen schien. Für einen kurzen Moment überlegte Veidt, ob er nach seinen Eltern rufen sollte, doch schließlich ließ er es sein. Wenn die Verursacher dieses Chaos noch im Haus waren, sollte er sie nicht zu früh aufmerksam machen.
    Leise tastete er sich weiter und bemühte sich, möglichst geräuschlos vorzugehen. Die Sorge um Eltern und Schwester stach ihm mitten in Herz. Was hatte sich hier nur abgespielt?
    Nacheinander blickte er in die vom Flur abzweigenden Räume, doch überall stieß er auf dieselben furchtbaren Bilder der Zerstörung. Er hatte fast den Eindruck, als sei eine Horde wilder Bestien über das Haus hergefallen.
    An den Korridorwänden und auf dem Fußboden zeichneten sich blutige Handabdrücke ab, so als habe jemand versucht, sich mit letzter Kraft davon zu schleppen.
    Innerlich fröstelnd folgte Veidt der grausigen Spur bis ins Wohnzimmer des kleinen Bauernhauses. Obwohl er insgeheim schon ahnte, was ihn dort erwartete, keuchte er unwillkürlich auf.
    Vor ihm auf dem Boden lagen die hingeschlachteten Körper seiner Eltern. Wieder hatte er den Eindruck, als sei eine Horde wilder Tiere am Werk gewesen.
    Einen Moment lang betrachtete er das blutige Bild wie erstarrt, dann brach er auf dem harten Holzfußboden in die Knie. Ein erstickter Laut drang aus seiner Kehle. Die Tränen, die seine Wangen herunterrannen, bemerkte er nicht einmal.
    Die Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten, da nahm Veidt plötzlich ein leises Stöhnen war. Sein Kopf ruckte hoch. Er konnte es kaum fassen. In einem der beiden blutigen Körper schien tatsächlich noch ein winziger Lebensfunke zu stecken.
    Veidt sprang auf die Füße und beugte sich über seinen Vater. Der alte Mann hatte die Augen geöffnet. Es schien einige Sekunden zu dauern, bis er seinen Sohn erkannte. Man sah ihm deutlich an, dass ihm nur noch wenige Momente blieben, bis er seiner Frau nachfolgen würde.
    »Adrian«, gurgelte er. Blutiger Schaum perlte von seinen Lippen. »Bist du es wirklich?«
    »Ja, Vater«, antwortete der. Er griff nach der Hand des Sterbenden und drückte sie fest. »Was ist hier geschehen?«
    Veidts Vater ging auf die Frage nicht ein. »Pass auf dich auf, vielleicht sind sie noch da«, warnte er röchelnd.
    »Wer?«, fragte Veidt knapp. Der Blutgeruch schnürte ihm die Kehle zu.
    »Die Wölfe…«, stieß der alte Mann hervor.
    Veidt runzelte die Stirn. Die Verletzungen seiner Eltern sahen in der Tat nach einem Raubtierangriff aus, doch die systematische Zerstörung im gesamten Haus konnte nie und nimmer das Werk von Wölfen sein.
    »Werwölfe«, ergänzte sein Vater da. Plötzlich raffte er seine letzte Lebenskraft zusammen und krallte sich mit der blutverschmierten Hand in die Schulter des Sohnes. »Pass auf dich auf, Adrian. Vielleicht sind sie noch hier.«
    Sanft hielt Veidt seinen Vater fest. Er erkannte, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. »Was ist mit Elena?«, fragte er und befürchtete das Schlimmste.
    Der alte Mann hustete. Für einen Moment wurde sein Blick noch einmal glasklar.
    »Mitgenommen«, stammelte er. »Finde sie, Adrian… und rette sie, wenn sie noch lebt… Versprich es!«
    Veidt nickte, bemerkte dann, wie ein scharfer Ruck durch den Körper seines Vaters ging und antwortete: »Ich verspreche es.«
    Für einen kurzen Moment huschte die Andeutung eines Lächelns über das Gesicht des Sterbenden. Mit letzter Kraft drückte er dankbar die Hand seines Sohnes, bevor seine Augen brachen. Leblos sackte der alte Marm in sich zusammen.
    Mit verzerrtem Gesicht kniete Veidt neben dem Leichnam, ohne zu bemerken, wie die Zeit verging. Als er sich schließlich erhob, war es ihm mühsam gelungen, seine Gedanken einigermaßen zu ordnen.
    Er fragte sich, was sich hier wirklich ereignet hatte. Das Gerede von Werwölfen tat er jedenfalls als wirres Gestammel eines Sterbenden ab. Vielleicht hatte sein Vater den Begriff aber auch nur als Metapher benutzt.
    Pakt blieb, dass Elena tatsächlich verschwunden war. Nachdem er sich ein wenig gefangen hatte, stellte

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