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0821 - Grauen aus dem Meer

0821 - Grauen aus dem Meer

Titel: 0821 - Grauen aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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laut er konnte, bis ein Hustenanfall ihn zum Verstummen brachte und ihn durchschüttelte. Er wünschte sich, nicht in der Welt hinter dem Tor zu sein, sondern in der Hölle. Dort war er schon öfters gewesen, hatte immer wieder überlebt, weil er ihre Tücken kannte. Das hier…
    …war die Hölle!
    Der schweflige Himmel…
    Den hatte er doch schon einmal gesehen!
    Er befand sich wahrhaftig in Höllen-Tiefen, in einer jener Randzonen, die selbst von den Dämonen gemieden wurde.
    »Na, klasse«, murmelte er sarkastisch. »Das hat mir gerade auch noch gefehlt…«
    ***
    Die Motoren der SEASTAR waren verstummt. Geräuschlos glitt das Schiff mit Restfahrt durch das Wasser.
    »Es tut mir Leid, Boss«, murmelte Ran Munro. »Aber da ist nichts mehr zu machen. Hier gibt es nicht einmal mehr Trümmer. Alles ist durch das Weltentor nach drüben gezogen worden, alles.«
    »Drüben«, sagte April Hedgeson leise. »Was mag da sein?«
    »Laut Zamorra eine andere Welt.«
    »Und Zamorra…? Nicole…?«
    »Sind tot. Die Tauchkapsel ist explodiert. Es tut mir wirklich Leid. Aber es war nicht zu verhindern. Sie sind ein Risiko eingegangen und wussten es.«
    »Nicole tot. Wussten sie, dass sie die beste Freundin war, die ich jemals hatte? Und die älteste. Alle anderen… waren entweder nie Freundinnen, sondern nur Bekannte, oder sie sind längst fort, in alle Winde verstreut. Nicole ist die einzige, die mir blieb. Und jetzt ist sie auch tot. Ran, wir sind uns nur noch selten begegnet, nachdem sie damals anfing, für Zamorra zu arbeiten, aber wenn unsere Wege sich kreuzten, waren wir beide glücklich. Ich… ich habe sie geliebt. Das kann doch jetzt nicht alles vorbei sein!«
    Der Captain öffnete ein Etui und wählte eine seiner Pfeifen aus, die er zu stopfen begann . Er schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Er sah Tränen in Aprils Gesicht, aber er konnte sich ihr nicht nähern. Konnte sie nicht einfach in den Arm nehmen und trösten. Es stand ihm in seiner Position nicht zu.
    Er fühlte sich unbehaglich. Dass er die Pfeife entzündete, war mehr eine Ausweichhandlung. Genießen konnte er den Tabak in dieser Situation nicht. Es tat weh, seine Chefin so zu erleben. So niedergeschlagen, so traurig. Und so von stiller Wut erfüllt.
    »Skipper, das Schlimmste ist, dass wir in der Nähe waren… dass ich in der Nähe war, und nicht helfen konnte! Hätten wir es vielleicht verhindern können?«
    »Nur, wenn wir die beiden eingesperrt hätten«, sagte Munro jetzt bedächtig. »Sie wissen, in welchen Jobs ich früher tätig war, Boss. Ich habe als TOP GUN Kampferfahrung, und in meiner Zeit beim Geheimdienst hatte ich auch zuweilen über Leben und Tod zu entscheiden. Ich kann Ihnen nur sagen: Da war nichts zu machen. Was wir tun konnten, wurde getan. Das hier ist ein ziviles Schiff, kein U-Boot der Navy, und selbst damit hätten wir keine Torpedos dutzendweise verschießen können, weil der Explosionsdruck die Kapsel beschädigt hätte. Den Insassen wären zuerst die Trommelfelle geplatzt, danach wäre die Hülle der Tauchkapsel zerbrochen.«
    »Aber sie hätten eine Chance gehabt, in ihren-Tauchanzügen zu entkommen.«
    »Der Druck hätte ihnen die Lungen zerdrückt. Boss, erstens habe ich zwar nie einen Unterwasserkampf geführt, bin aber über die Auswirkungen von Torpedo- und Wasserbombenexplosionen allein anhand der Messungen bestens informiert, und zweitens ist die SEASTAR kein Navy-Kampfboot.«
    »Aber… ich kann doch nicht einfach alles auf sich beruhen lassen.«
    »Bitte, was?« Fragend sah der Captain die Schiffseignerin an.
    »Ich meine, wenn wir schon nichts tun konnten, um den Tod meiner Freunde zu verhindern«, sagte April hastig, fast keuchend, »sollten wir wenigstens jetzt etwas unternehmen.«
    »Und was stellen Sie sich darunter vor? Sollen wir dieser Dämonenkreatur eine Postkarte schicken mit der Auf-Forderung, sich vor Sonnenuntergang auf der Hauptstraße zum Duell zu stellen?«, fragte Munro ätzend.
    »Es ist schon schlimm genug, dass Sie dieses Biest haben entkommen lassen«, schrie April ihn an. »Jetzt werden Sie auch noch zynisch!«
    Er erhob sich aus dem Steuersitz.
    »Es ist Ihr Schiff, Boss«, sagte er. »Sie haben das Kommando. Mich finden Sie in der Kombüse. Ich muss etwas trinken.«
    Damit verließ er die Zentrale.
    Ratlos sah April ihm nach. »Skipper…«
    Er reagierte nicht, sondern ging tatsächlich zur Kombüse, nahm einen Tetrapack Milch aus dem Kühlschrank und füllte einen Kunststoffbecher auf.

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