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0821 - Wo die Totenlichter leuchten

0821 - Wo die Totenlichter leuchten

Titel: 0821 - Wo die Totenlichter leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte es nicht nötig.
    Sie ging hindurch!
    Mit großen Augen schaute der Förster zu. Der Körper seiner veränderten Frau bewegte sich in das Material hinein. Es schien sich für einen Moment zu verbiegen, um die Form des Geistkörpers annehmen zu können, dann tat Hilda den nächsten Schritt und hatte den anderen Rand des Tisches erreicht, den sie ebenfalls hinter sich ließ, ohne dass ein Laut zu hören gewesen wäre.
    Sie kam wunderbar frei, der Tisch hatte sie überhaupt nicht gestört, und bis zu ihrem Mann stellte sich von nun an kein Hindernis mehr in ihren Weg.
    Nur den Kopf hielt sie ein wenig gesenkt, denn so konnte sie den sitzenden Förster besser anschauen.
    Der verstand die Welt nicht mehr.
    Und er bekam zum ersten Mal Angst vor dieser Gestalt. Schon einmal hatte er ihren Namen gerufen und keine Antwort erhalten.
    Er versuchte es ein zweites Mal.
    »Hilda…?«
    Wieder kam ihm der Klang seiner Stimme vor, als hätte er in einen Tunnel gesprochen.
    Diesmal erfolgte eine Reaktion.
    Sie blieb stehen.
    »Hallo, Wayne…«
    Für einen Moment spürte der Förster das Unheimliche, das Unerklärbare, das ihm da entgegenwehte. Er schloss die Augen, aber die Stimme seiner Frau hallte mit einem seltsamen Klang noch immer in seinem Kopf nach, als wollten die ersten Worte die anderen ein – und überholen und sie zu einem Mischmasch machen.
    Er öffnete die Augen.
    Hilda hatte sich seit ihrem Stopp nicht mehr bewegt. Sie hielt die gleiche Stelle ein. Lächelte sie, oder huschte etwas anderes durch ihre untere Gesichtshälfte?
    Er würde jedenfalls das Lächeln nicht erwidern können, so groß waren der Druck und die Angst in seinem Innern. Da er nach den passenden Worten suchte und ihm keine einfielen, sprach ihn seine zurückgekehrte Frau wieder an.
    »Ich bin gekommen, um dir einen Gruß zu bestellen.«
    »Einen… einen Gruß?«
    »Ja – von ihm!«
    »Wer ist das?«
    »Der Laternenmann. Er will dich, liebster Wayne. Er will alle aus Hillgate haben. Er will mit ihnen das Gleiche machen, was damals mit ihm geschah, verstehst du?«
    »Nein, das… das verstehe ich nicht …«
    »Sie sollen ihre zwei Existenzen erhalten. Sie sollen erleben, wie es ist, wenn sich das eine vom anderen löst. Denn er hat es geschafft. Er hat herausgefunden, dass die Menschen nicht nur aus einem, sondern aus zwei Körpern bestehen.«
    »Verdammt, das geht nicht!« brüllte der Förster.
    »Und ob das geht, mein lieber Gatte.«
    Er saugte tief die Luft ein. »Und wo, zum Teufel, ist dann dein erster Körper?«
    »Staub«, flüsterte sie. »Er ist zu Staub zerfallen und verbrannt. Die Zukunft ist für mich dieser Körper, diese herrliche neue Existenz.«
    »Die ich auch haben soll, wie?«
    »Deshalb kam ich zu dir.«
    »Aber ich will nicht!« keuchte er. »Ich werde es nicht zulassen, verdammt noch mal!«
    »Du wirst es müssen, Wayne. Es gibt keine andere Möglichkeit mehr für dich!«
    Wieder waren ihm die Worte um die Ohren gehallt, und allmählich begriff der Mann, wie ernst es dieser Person war. Die spaßte nicht, sie würde all die Befehle ausführen, die man ihr mit auf den Weg gegeben hatte. Befehle von einem schon seit langen Jahren toten Mönch, der ein bestimmtes Geheimnis entdeckt hatte und sich nun an den Menschen rächte, deren Vorfahren ihn damals getötet hatten.
    Ein Mensch kämpfte gegen einen Geist! Es gab für den Menschen keine Chance, er musste verlieren. Ganz ohne Gegenwehr wollte er sich jedoch vondieser Person nicht fertig machen lassen, das stand fest.
    Eine Idee! Ich brauche eine Idee! Der Gedanke peinigte ihn, und unruhig bewegte sich der Förster auf dem Lesesessel hin und her.
    Er wünschte sich Sinclair und seinen Kollegen herbei, stattdessen drehte er den Kopf, sodass sein Blick auf das Gewehr fiel. Er hatte die Waffe nicht in, sondern vor den Schrank gestellt, und das war eben der Geistesblitz, den er brauchte.
    Die Waffe an sich reißen und schießen. Auf einen Geist zielen und darauf hoffen, dass alles so ablief wie bei einem Menschen. Er wusste selbst, dass es Unsinn war, aber Wayne musste einfach alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.
    Er brauchte sich nicht einmal umzudrehen und nur den Arm auszustrecken, um die Waffe zu erreichen. Er riss das Gewehr an sich, lud es durch, lauschte für einen Moment dem dabei entstehenden Geräusch, und sein Mund verzerrte sich, als er auf die Person anlegte.
    Nur kurz blitzte der Gedanke in seinem Kopf auf, dass es die eigene Frau war, auf die er zielte.
    Egal

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