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0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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müssen wir uns woandershin verziehen."
    Roi Danton sah nachdenklich zu Boden. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    „Ich möchte euer Selbstbewußtsein nicht beschädigen", bemerkte er mit leisem Spott. „Aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß wir diesem Mann gar nicht besonders wichtig sind. Ich wette, daß er sich mit Dingen beschäftigt, die in seinen Augen viel wesentlicher sind, als zu wissen, worüber wir uns jetzt unterhalten."
    „Auch das ist zugestanden", antwortete Bull. „Aber du hast nur ein Gefühl, keine Gewißheit. Willst du ohne Not ein Risiko eingehen?"
    „Nein, natürlich nicht."
    „Also - dann kommt!"
    Sie kannten den Weg, den er sie führte. Sie waren ihn hundertmal gegangen, seit sie mit dem Bau des Großkampfschiffes begonnen hatten. Die Werft - eine der mehr als ein Dutzend Werften, die unter NATHANs Kontrolle standen - befand sich im Sektor F-20. Nach langen Unterhandlungen, bei denen das Energiewesen Raphael den Rechner vertrat, hatte sich NATHAN dazu „überreden" lassen, wenigstens diese eine Werft teilweise wieder in Betrieb zu setzen. Er hatte sich allerdings geweigert, auch nur eine einzige der nicht unmittelbar zur Werft gehörigen Funktionen zu aktivieren. So kam es, daß die Schaltzentrale des Sektors F-20 abgeschaltet blieb, obwohl die Werft längst ihren Betrieb aufgenommen hatte. Die Werft arbeitete programmgesteuert. Die Programme wurden von einer Batterie von Kleinrechnern betrieben, die mitsamt ihrem Zubehör eine Art Nebenzentrale bildeten.
    Da die Schaltzentrale von F-20 nicht arbeitete, konnte der Sektor von anderen Sektoren aus nicht angesprochen werden. Mehr noch: jeder, der sich über den Zustand der sublunaren Anlagen informieren wollte, erhielt die Auskunft, der Sektor F-20 sei - neben vielen anderen Sektoren - inaktiv.
    Durch einen matt beleuchteten, schmalen Verbindungsgang erreichten die drei Männer die Nebenzentrale. Der große Raum war halbrund. Die dem Eingang gegenüberliegende Rundung wurde von einer einzigen Glassitwand gebildet. Durch die Glassitscheibe ging der Blick in das Werftgelände.
    Für die Zwecke der Werft war im Innern des Mondes eine riesige Höhlung geschaffen worden. Sie hatte annähernd die Form eines Würfels mit mehr als drei Kilometern Kantenlänge. Der größte Teil dieses Volumens wurde, da die Werft auf Großkampfschiffe spezialisiert war, von dem jeweils entstehenden Schiffskörper eingenommen. Die Werft arbeitete fast ausschließlich mit nichtmechanischen Werkzeugen: Gravitationsschläuchen, Fesselstrahlen und Formfeldern. Die dazugehörigen Projektoren waren an den Wänden des Hohlraums untergebracht. Die Kanäle, durch die zumeist Halbfertigprodukte, zu einem geringeren Teil aber auch Rohmaterialien von den Fertigungs- und Aufbereitungszentren herangeführt wurden, mündeten ebenfalls in den Wänden. Jeweils an der Mündung des Kanals wurde das Halbfertigteil oder die Rohmaterialmenge von einem programmgesteuerten Gravitationsschlauch in Empfang genommen und seinem Bestimmungsort zugeführt.
    Der Anblick des wachsenden Raumschiffkörpers erweckte jedes Mal von neuem Bewunderung. Es war unmöglich, sich an ihn zu gewöhnen. Die Nebenzentrale lag achtzehnhundert Meter über der Sohle der gewaltigen Werfthalle. Von ihrem Standpunkt aus blickten Bull, Danton und Waringer auf den kugelförmigen Schiffskörper hinab. Denn was hier entstand, war nicht ein Gigant der Galaxis-Klasse, sondern ein um tausend Meter Durchmesser kleineres Fahrzeug der Imperiumsklasse. Fünfzehnhundert Meter Durchmesser würde die IRONDUKE besitzen, wenn sie fertiggestellt war.
    Die Wahl des Schiffstyps war den drei Männern erspart geblieben. Die Werft im Sektor F-20 - ebenso wie einige andere Werften im Mondinnern - waren für den Bau selbst der größten Fahrzeugtypen geeignet, und eben den größtmöglichen Typ zu bauen, hätte das Anliegen eines jeden sein müssen, der die Übermacht der Hulkoo-Flotte kannte, die im Medaillon-Sektor kreuzte.
    Beim Durchforschen der sublunaren Anlagen hatte Geoffry Waringer festgestellt, daß auf der Werft des Sektors F-20 ein halbfertiges Raumschiff lag. Sein Bau war noch von den aphilischen Machthabern in Angriff genommen worden. Das Schiff hatte sogar bereits einen Namen: IRONDUKE. Es war damit Namensvetter eines der berühmtesten Fahrzeuge aus der Anfangszeit des Solaren Imperiums. Wobei zunächst unerklärlich blieb, wie die der reinen Vernunft verschriebenen Aphiliker auf eine solche Sentimentalität hatte

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