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0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verfolgt?"
    „Nein."
    „Dann bleibt uns keine andere Wahl, als den Fremden für unseren Feind zu halten."
    Darauf antwortete Raphael nicht. Wohl aber gab er einige Sekunden später eine Erklärung ab, die jedermann überraschte.
    „Geoffry Waringer hat den Wunsch geäußert, sein Bewußtsein in die Wissenssubstanz NATHANs zu überführen. Es wird hiermit festgestellt, daß dieses unerwünscht ist. Entsprechende Versuche sind zu unterlassen."
    Danach schaltete das Gerät sich selbsttätig aus. Raphael hatte sich zurückgezogen.
    Ein wenig betreten blickten die drei Männer einander an.
    „Das klang ausgesprochen feindselig", bemerkte Roi Danton.
    „Als stünde NATHAN auf Athosiens Seite", fügte Waringer hinzu.
    Reginald Bull machte eine heftige Geste.
    „Das mag im Augenblick so aussehen", rief er, „aber daran darf man sich nicht stören. Unsere Vorgehensweise ist klar: Athosien muß unschädlich gemacht werden. Er sucht hier etwas, hat er gesagt.
    Es gibt hier nicht viel. Das wichtigste, die IRONDUKE, bleibt ihm verborgen. Von der Schaltzentrale aus hat er keinerlei Zugriff zum Sektor F-20. Wir brauchen also nicht zu befürchten, daß er uns mit dem Schiff durchbrennt."
    Daran hatten sie im Eifer der Debatte bislang noch nicht gedacht.
    „Du meinst, er sei gekommen, um sich ein Raumschiff zu verschaffen?"
    „Sicher. Was sonst?"
    „Er - ein einzelner?"
    „Wahrscheinlich hat er irgendwo seine Verbündeten stecken, die ihm zur Hilfe kommen, sobald er ein Fahrzeug gefunden hat."
    Irgendwie war keiner so recht davon überzeugt, daß die Dinge wirklich so einfach lagen. Aber allein die Vorstellung, daß Grukel Athosien die IRONDUKE nicht finden würde, gab ihrem Selbstvertrauen neuen Auftrieb.
    Sie machten sich auf den Weg.
     
    5.
     
    Grukel Athosien machte die Beobachtung, daß seine Mitbewußtseine um so schwacher wurden, je turbulenter es zuging. Die Ankunft auf Luna hatte Ponto Sassola, den Hyperdim-Physiker, auf den Plan gebracht. Bei der Konfrontation mit Waringer war Veyto Balaschy, der Nutzwaffen-Radikalplaner, zum ersten Mal in Aktion getreten. Jetzt meldete sich Poncar Tetschino, der Situations-Mathelogiker: „Diese drei Burschen dürfen auf keinen Fall unterschätzt werden", lautete seine erste Mitteilung, die er im Überlappungsbereich der sieben Bewußtseine formulierte.
    Grukel nahm die Gedanken in sich auf und analysierte ihren Unterton. Sie wirkten rechthaberisch und schroff. Poncar Tetschino war ein Mann, der an der Richtigkeit seiner Ansichten niemals zweifelte.
    „Ich unterschätze niemand", antwortete Grukel.
    „Ich werde dir beizeiten sagen, wie du dich vor ihnen in acht nehmen kannst", erklärte Tetschino.
    Da meldete sich ein anderes Bewußtsein: „Laß dich von ihm nicht einschüchtern, Grukel! Wir sind zufrieden mit der Art, wie du uns führst!"
    Das war Salien Ol á Tamor, der Fremdvolk-Psychoformer. Seine Gedanken klangen leidenschaftslos, aber klar. Salien, schloß Grukel, war ein kühler Denker, der Vorteile gegeneinander abzuwägen verstand.
    Poncar Tetschino meldete sich daraufhin nicht mehr. Aus den Streuimpulsen, die sich am Rande seines Privatbewußtseins bildeten, schloß Grukel, daß er sich beleidigt fühlte.
    „Hat sonst noch jemand etwas zu sagen?" fragte er. „Nebort - von dir hat noch niemand etwas gehört!"
    „Ich habe nichts zu sagen", antwortete eine Serie schüchterner Mentalimpulse.
    Nebort Alcotes war Kosmoplanungs-Fertiger. Auf seine eigene Art und Weise war er ein Genie. Wie alle Genies hatte er einen Hang zur Eigenart. Nebort scheute sich vor Auseinandersetzungen. Wo immer sich eine solche abzeichnete, zog er sich zurück. Er würde lieber eine seiner Meinungen als falsch bezeichnen, als daß er sich mit einem anderen in eine Debatte darüber einließ.
    Grukel wartete.
    Es gab noch ein Mitglied in der Gruppe, von dem er bislang nicht mehr als schwache Streuimpulse empfangen hatte. Mara Avusteen, das Bewußtsein einer jungen Frau. Er war gespannt auf sie. Er wollte wissen, wie es war, mit einem weiblichen Bewußtsein im selben Körper zu leben.
    Aber Mara meldete sich nicht. Lediglich die Irrimpulse, die von der Randzone des privaten Bereichs ihres Bewußtseins ausgingen, waren intensiver geworden.
    Mara Avusteen, schloß Grukel, war erregt.
     
    *
     
    Der Plan lag fest.
    Die Schaltzentrale des Sektors F-19 hatte insgesamt vier Ausgänge. Zwei davon lagen einander benachbart und konnten bequem von einem Beobachter überwacht werden. Drei Personen waren

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