0822 - Nomaden der Hölle
Anführer hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet. Er war mit seinen annähernd sieben Fuß einer der größten Skoloten. Nur wenn sie auf der Flucht waren, ließen sich die Nomaden auf ihre vorderen Extremitäten nieder. Dann erreichten sie erstaunliche Geschwindigkeiten, die selbst den Geflügelten Probleme bereitet hatten.
Saarg war bei aller Aufmerksamkeit, die er auf einen eventuellen Angriff konzentrierte, bemüht, die Gangwände nach Möglichkeit nicht zu berühren. Er wollte vermeiden, dass sein kurzes Körperfell sich in den unzähligen Dornen verfing, die überall zwischen Schlingpflanzen und Blattwerk zu sehen waren.
Das Fell der Skoloten bedeckte deren Körper bis zu ihrem Hals. Die meisten von ihnen waren grau gefärbt, unterbrochen von unregelmäßigen schwarzen Flecken. Ab dem Hals aufwärts waren sie allesamt kahl. Ausnahmen hatte es immer gegeben. Die auffälligste Färbung in der Sippe trug Lika, deren Fell annähernd weiß leuchtete. Sie war schön - und Saarg gestand sich ein, dass er Neeb um seine Gefährtin beneidet hatte. Nun war der Weg zu ihr frei…
Doch dieses Labyrinth nicht enden wollender Gänge und Höhlen machte ihm Angst. Eines schien ihm sicher -es konnte nicht natürlichen Ursprungs sein.
Doch was war in den Schwefelklüften natürlich ?
Die Skoloten waren als Rasse frei von jeder magischen Fähigkeit. Saarg hatte sich im Lauf der Jahre eine Art Spürsinn für Schwarze Magie zugelegt, und der schlug hier heftig an.
Als der schwarze Schatten mitten zwischen die Nomaden fuhr, schrie Saarg wütend auf. Niemand hatte gesehen, woher er gekommen war, wohin er verschwand. Doch er ging nicht alleine.
Er nahm sich ein Opfer mit!
***
Nicole Duval schluckte Wasser.
Ungläubig hatte sie ihren Mund weit aufgesperrt und dabei vergessen, dass sie sich im Pool von Château Montagne befand - und in dem war es nun einmal nicht trocken.
Mit zwei, drei Zügen überwand sie die Entfernung zum Beckenrand. Doch auch aus der Nähe betrachtet wollte sich Nicoles Erscheinung einfach nicht in Luft oder magischen Rauch auflösen.
Die Französin stützte sich mit den Unterarmen auf den gefliesten Rand, zog sich elegant und ohne sichtbare Anstrengung aus dem Wasser. »Ich habe zwar keine Ahnung, wie du an unserem Butler vorbeigekommen bist, aber dennoch - schön dich zu sehen, Kleine.«
Die Kleine schien mit dieser Art der Anrede durchaus einverstanden zu sein, auch wenn sie in den letzten Monaten zu ihrem eigenen Leidwesen um einige Zentimeter gewachsen war. Sie wollte nicht erwachsen werden, wollte ihre weiblichen Attribute am liebsten wieder gegen den dürren Mädchenkörper eintauschen, mit dem sie doch immer recht gut klar gekommen war.
Es half nichts - und Mirjad, die Korsin, wusste das auch nur zu gut. Immerhin war sie dennoch bemüht, die Rundungen und Ausbuchtungen ihrer reifenden Figur so gut wie nur möglich zu verstecken. Eine Vorliebe für viel zu große Latzhosen und Schlabbershirts hatte sie schon immer gehabt; mehr oder weniger gezwungenermaßen, denn in ihrem Heimatdorf war die Kleidungsauswahl nicht eben breit gefächert. Und exakt so präsentierte sie sich nun auch hier, mit frechem Grinsen und ihrem wilden Haarschopf, der sich weder um Kamm noch Bürste scherte.
Nicole wusste nur zu genau, dass der visuelle Eindruck nicht annähernd die wahre Mirjad vermitteln konnte. Die knapp 15-Jährige trug eine dicke, beinahe undurchdringliche Hornhaut auf ihrer jungen Seele. Sie hatte miterleben müssen, wie der Vampir Tan Morano ihr Heimatdorf in Besitz nahm, wie er mit seinen Blutsaugern Schrecken und Tod über einen Landstrich säte, der zuvor in Ruhe und Abgeschiedenheit gelegen hatte. Mirjad hatte den Tod ihrer halben Familie nie überwinden können -sie wollte es auch überhaupt nicht. Sie wollte Rache an Morano, den alle im Dorf nur den Maitre genannt hatten.
Später hatte Morano Khira Stolt entführt, weil auch er die mächtige Waffe besitzen wollte: Khiras Bluttränen, die auf einige Vampire, speziell jedoch auf Sarkana, eine vernichtende Wirkung ausübten. Aber Khira war ihm entkommen, und Mirjad hatte der Kleinwüchsigen dabei geholfen. Als Sarkana in Zamorras Falle vernichtet wurde, hatte die Korsin entscheidend mitgewirkt - und anschließend mit den anderen Khiras Tod beweint.
Seither war sie allerdings aus dem Blick des Zamorra-Teams verschwunden. Bis zum heutigen Tag. Nicole begrüßte die Korsin mit einer herzlichen Umarmung.
»Ich muss dich sicher nicht erst
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