0822 - Nomaden der Hölle
der hoch über der Stadt schwebte. Sein Arm war fest um Sabeth’ Hüfte geschlungen, die offensichtlich das Bewusstsein verloren hatte. Anscheinend gab es nichts, was den Vampir ernsthaft aus dem Konzept bringen konnte. Mit der freien Hand winkte er Zamorra zu. Einen Moment später waren er und die junge Frau verschwunden.
»Wir sollten von hier verschwinden«, sagte Zamorra.
Nicole nickte bestätigend. »Und ehe du fragst - ich bin euch gefolgt, als ich bemerkte, dass Mirjad verschwunden war. Sie ist in der Stadt.«
»Hast du Morano gesehen? Oder die Krone?« Nicole schüttelte verneinend den Kopf.
»Lass uns gehen, Zamorra. Diese Stadt will uns nicht.«
***
Sie fanden eines der Stadttore weit geöffnet vor.
Zamorra und Nicole wurden nicht angegriffen. Nichts und niemand hinderte sie daran, Armakath zu verlassen. Als Zamorra sich umwandte, sah er die eine einzige hohe Flamme nach wie vor in den Himmel lodern. Er war sich sicher, sie würde erst wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren, wenn die unerwünschten Personen aus dem Dunstkreis der Stadt verschwunden waren. Den Gefallen wollte er Armakath nur zu gerne tun.
Auf dem Hügel fanden sie die Skoloten.
Und Mirjad.
Die Geschichte, die ihnen von der Korsin berichtet wurde, war erstaunlich. Morano hatte nicht zugebissen Er hatte Mirjad nur bewusstlos geschlagen und war dann verschwunden -so, wie die Krone verschwunden war, als die Korsin wieder zu Bewusstsein kam.
Zamorra nickte nur. »Morano hätte dich bis auf den letzten Tropfen aussaugen können. Das wäre nur normal gewesen.« Mirjad begehrte nicht einmal auf, sondern ließ Zamorra reden. »Du hast dich benommen wie ein dum mes Kind. Wäre Morano noch der, der er einmal war, hättest du keine Chance gehabt. Warum du noch lebst, weiß ich nicht.«
Mirjad atmete tief ein. »Vielleicht hat mich der beschützt, der mich rief.« Ihr Blick suchte die Stadt, die scheinbar friedlich im Tal unter ihnen lag. »Morano ist noch dort. Ich… werde zurück in die Stadt gehen.«
Nicole fasste Mirjad hart bei den Schultern. »Schluss jetzt! Du kommst mit uns. Vergiss Armakath, vergiss Morano. Solange er dort umherirrt, solange ist er für uns zumindest keine Gefahr. Da gibt es für dich keinen Grund…«
Mirjad umfasste Nicoles Hände, drückte die Französin von sich weg. »Hast du nicht verstanden, was ich gesagt habe? Ich wurde gerufen. Und die Stimme hat Kleines zu mir gesagt. Es gab nur einen Menschen, der mich so genannt hat. Er ruft mich. Niemand wird mich hindern, zu ihm zu gehen. Du auch nicht, Nicole.«
Zamorra trat neben Mirjad. »Wir werden dich nicht hindern. Tu, was du tun musst. Schlussendlich geht es darum. Um nichts anderes.«
Nicole enthielt sich jeden Kommentars. Sicher hatte Zamorra Recht, doch in Nicoles Augen war Mirjad zu labil, um sich einer solchen Herausforderung alleine zu stellen. Sie hoffte, dass ihre Ahnung sie da täuschte.
Mirjad trat den Weg nach Armakath an. Sie wusste nicht, was sie dort erwartete.
Eines war sicher - noch immer wartete irgendwo dort das Ziel ihrer Rache auf sie.
Und eine Stimme, die nach ihr rief.
***
Am Rande der goldenen Ebene fand der Geflügelte seinen Tod.
Das strahlende Gold blendete ihn, ließ seine angeborene Aufmerksamkeit schwinden. Und seine natürliche Vorsicht. Er war hungrig. Und dieses Tier dort vorne schien ein perfektes Opfer zu sein. Lautlos schwebte der Geflügelte knapp drei Fuß hoch über dem Boden. Seine Beute war arglos. Natürlich, wie hätte es auch anders sein können. Nur noch eine Sekunde, dann konnte er seine Krallen in den Rücken des Opfers schlagen.
Der Geflügelte sah nicht, wie sich im Hinterkopf seiner Beute ein Augen öffnete. Dann, einen Sekundenbruchteil vor der Kollision, richtete sich das Tier auf, wirbelte herum und fing den Angreifer mitten im Flug ab. Mit Wucht schleuderte es seinen Gegner zu Boden, warf sich über ihn, zerfetzte mit seinem mächtigen Gebiss die Kehle des Flugwesens.
Aus der Deckung eines Felsens heraus kam ein zweites Wesen, dessen Körperfell strahlend weiß glänzte. Die zwei Wesen sahen einander mit vertrauten Blicken an, bevor sie ihr gemeinsames Mahl begannen.
Saarg und Lika wollten überleben. Das war schwer genug ohne die Sippe und die Sicherheit, die man dort einander gegeben hatte. Nun waren sie nur noch zu zweit. Aus Aasfressern wurden Jäger. Und ein Paar, das mehr als dies miteinander teilte.
Sie würden es schaffen.
Die letzten Nomaden der Hölle würden
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