0822 - Nomaden der Hölle
Worte klangen, doch in diesem Augenblick waren sie genau das, was die junge Königin empfand. »Wie zweibeinige Hyänen. Ich habe Hyänen schon immer gehasst.«
Tahum zögerte einen Augenblick mit seiner Erwiderung. »In deinen Augen erscheinen sie so, ja. Und du liegst nicht einmal falsch. Schau dir das Gebiss an. Ich vermute, sie sind Aasfresser. Was wird geschehen, wenn sie Assunta in die Arme laufen? In seinem Wahn hält er sie womöglich für sein Volk, seine Untertanen.« Für Tahum waren diese Wesen nichts weiter als Nahrung. Ausreichend, um das Überleben der beiden Vampire für viele Tage zu sichern. »Wenn Assunta sie womöglich als Jagdbeute sieht, kann das auch für uns gefährlich werden. Er könnte aufmerksam…«
Der Krieger verstummte, als ihm bewusst wurde, dass Sabeth in seinen Armen eingeschlafen war. Es musste etwas geschehen. Schnell, möglichst sofort! Sabeth hielt die ganze Situation nicht mehr lange durch. Vielleicht wäre es besser gewesen, das Angebot dieses Laertes anzunehmen, der die beiden Asanbosam aus dem Refugium hatte bringen wollen.
Doch sie wollten ihren König nicht alleine lassen.
Nicht in seinem Wahn, der ihn auch für sich selbst zu einer Gefahr machte. Doch das war nun schon einen langen Zeitraum her. Assuntas Zustand hatte sich nicht gebessert, der von Tahum und Sabeth hingegen beinahe kontinuierlich noch verschlechtert. Sie hatten sich in eine Idee verrannt, die ganz einfach irrsinnig war. Niemand würde Assunta von dem Einfluss der Dunklen Krone befreien können.
Tahum fasste einen einsamen Entschluss - ob mit oder ohne Sabeths Zustimmung: Sie mussten das Refugium verlassen, es gab keine Alternative.
Und wenn doch, dann lautete die Tod!
Ihren Tod…
***
Tan Morano lächelte.
Er besaß sie durchaus, die doch so wenig verbreitete Fähigkeit, über die eigene Person lachen zu können. Er amüsierte sich im Stillen oft über seine kleinen Schwächen, die er jedoch keinesfalls abzulegen gedachte.
Wozu auch? Er konnte sie sich durchaus leisten. Und eine der größten Schwächen des mächtigen Vampirs war seine ausgeprägte Neugier. Als Morano von Sarkanas Vernichtung hörte, konnte er nicht einmal sonderliche Befriedigung über diese Nachricht empfinden. Eher Unglauben, denn der alte Vampirdämon hatte es zu einer beachtlichen Macht gebracht. Kaum zu glauben, dass Zamorra ihn besiegt haben sollte.
Gut, Morano und Sarkana hatten eine Ewigkeit lang im harten Clinch gelegen, wobei die Aggressionen eigentlich ausschließlich von der Seite des Dämons ausgegangen waren. Die ständige Furcht, Morano wolle ihm seine Position im Volk der Nacht streitig machen, hatte sich krankhaft im Denken des Uralten festgesetzt. Doch dem war nie so gewesen. Tan Morano wollte nur eines - seine Ruhe.
Er liebte sein Leben genau so, wie er es führte. Unabhängig, geprägt von Luxus und genau der richtigen Dosis Macht über eine Hand voll Untergebene - seien es Menschen oder Vampire. Die Vampirclans hatten ihn in der Vergangenheit mit ihren Bitten regelrecht verfolgt, ja, belästigt. Sie wollten ihn an die Spitze des Nachtvolkes setzen. Morano wusste nur zu gut, warum dies so war. Die Clanführer waren sich sicher, dass er ihnen nicht in ihre Geschäfte hineinpfuschen würde; ein Herrscher, der beide Augen stets fest zudrückte, war ihre Wunschvorstellimg. Unter Sarkana hatten sie zu gehorchen, seinen Eroberungsplänen stets zu dienen.
So gesehen, hatte Professor Zamorra den Clans ja tatsächlich einen großen Gefallen erwiesen. Und ehrlich gesagt auch ihm, Tan Morano. Sein vorübergehendes Domizil auf der Insel Korsika hatte er mit einem Schulterzucken aufgegeben. Dort war die kleinwüchsige Khira Stolt Moranos Gefangene gewesen. Ihre Bluttränen hatten ihn als Verteidigungswaffe gegen Sarkana sehr interessiert. Doch nun, da es den Dämon nicht mehr gab, konnte Morano auch das Scheitern dieser Aktion leicht verkraften. Korsika… er konnte schließlich überall leben.
Was er nicht konnte, das war seine Neugier zu unterdrücken.
Als Sarkana Khira in seine Gewalt gebracht hatte, war Morano aus der Ferne interessierter Beobachter gewesen. Die Position von Sarkanas Refugium war ihm also bekannt.
Es war lange her, seit Morano sich zuletzt in den Schwefelklüften aufgehalten hatte. Ohne sein Wissen um die Lage des Refugiums hätte er gewiss lange suchen müssen, um sein eigentliches Ziel zu erreichen. Lange Zeit stand der Vampir in einiger Entfernung vor dem Felsmassiv, dass scheinbar bis in
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