0823 - Attacke der Ewigen
Regenbogenblumen mitten in dieser Einöde gedieh, war irritierend. »Wieso wachsen die Blumen ausgerechnet hier? Normalerweise führen sie stets zu einem bestimmten Zielort. Hier ist aber nichts, wohin man durch sie gelangen könnte.«
»Ich erkenne weit und breit nichts. Kein Wunder bei diesem Nebel und den Lichtverhältnissen. Ständig bilde ich mir Bewegungen ein, aber dann sind es doch nur wieder Fetzen dieses Molochs.«
Zamorra sah sich um und entdeckte ein paar abgebrochene Hölzer, die sich als Fackeln verwenden ließen. Mit dem Blaster setzte er die Enden in Brand und reichte eine an Nicole. Als er seine zur Probe hin und her schwenkte, trieb das Feuer die Schwaden tatsächlich auseinander.
»Das sollte für eine Weile reichen«, meinte er.
»Aber nur kurz. Diese Suppe zieht sich direkt wieder zusammen, als besäße sie einen eigenen Verstand.«
»Mal den Teufel nicht an die Wand.«
»Wenn ich die Wahl hätte, wäre der mir im Augenblick lieber«, murrte Nicole. »Wie wir dem beikommen, wissen wir wenigstens.«
Zamorra zuckte zusammen, als er ein Geräusch vernahm. »Hörst du das auch?«
»Es kommt von da.« Nicole hatte den beinahe wimmernden Gesang ebenfalls vernommen. »Das ist nur der Wind, sonst nichts.«
Zamorra konnte ihrem Gesicht ansehen, dass sie von ihren eigenen Worten nicht überzeugt war. »Täusche ich mich, oder ist der Nebel dort noch dichter als überall sonst?«
Die Stelle, die er als »dort« bezeichnet hatte, lag zehn Meter weiter. Da war das Geröll vollständig der Sicht entzogen. Eine ganze Kompanie Cyborgs konnte unentdeckt im Nebel lauern. Oder sogar…
Was eigentlich? Der Dämonenjäger konnte selbst nicht sagen, was er erwartete, aber er wurde das bedrückende Gefühl einer unmittelbaren Bedrohung nicht mehr los. Er fasste den erbeuteten Blaster fester und näherte sich der Stelle. Als er die halbe Strecke zurückgelegt hatte, schälte sich eine Kontur aus den Schwaden.
»Es ist eine Art Monolith.«
»Da ist noch etwas anderes.« Nicoles Stimme klang in der ringsum herrschenden Stille übermäßig laut. Trotzdem übertönte sie nicht das plötzliche Scharren und die Schritte von Dutzenden von Füßen.
»Doch kein Monolith!«, stieß Zamorra überrascht aus. »Ich habe mich geirrt. Es handelt sich um ein Tor. Um ein steinernes Tor.«
Wie auf einen stummen Befehl hin riss vor ihm der Nebel auseinander. Groß und mächtig erhob sich das Tor über ihm, aus gewaltigen Steinquadern erbaut und von angrenzenden Mauern gesäumt. Eine riesige steinerne Anlage lag dahinter.
Zamorra hatte nur noch Augen für die huschenden Bewegungen zu beiden Seiten. Ein Strom von Man In Black wurde im Schein der Fackeln sichtbar, und sie kesselten Nicole und ihn mit einer Zangenbewegung ein. Sie trugen Waffen und legten auf die beiden Menschen an.
»Nicole!«, gellte Zamorras Stimme, während er ein paar ungezielte Schüsse abfeuerte. »Durch das Tor!«
Es war die einzige Möglichkeit, Deckung zu finden. Auch wenn sie in der archaisch wirkenden Anlage in der Falle saßen…
***
Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen, und sie kannten nur ein Ziel.
Ihn von seiner Geliebten fernzuhalten.
Zum ersten Mal in seinem Leben empfang Ted Ewigk tiefen Hass. Es war ihm gleichgültig, dass die Man In Black von keinem eigenen Willen beseelt waren, sondern nur auf Befehl ihrer Herren handelten. Von blinder Wut getrieben, stürmte er auf sie zu. In geduckter Haltung erreichte er das jenseitige Ende des Stegs. Strahlenbahnen sirrten an ihm vorbei und versengten seine Haare, erhitzten seine Haut.
Er konnte nicht einmal sagen, ob er unterbewusst das Ende suchte. Die schiere Verzweiflung trieb ihn voran.
Er achtete auch nicht auf Al Cairo, der mitten auf dem Steg in die Knie gegangen war und sich auf seinen hochrangigen Dhyarra konzentrierte.
Ted schoss. Einen Schuss nach dem anderen jagte er aus seinem Blaster, dessen Lauf sich bereits erwärmte. Bewegliche Fackeln entstanden, wo er seine Gegner traf. Nur einer von ihnen gab einen klagenden Laut von sich, als seine künstliche Existenz endete.
Das unerwartete Geräusch brachte Ted wieder zu sich. Er schaute genau in eine Waffenmündung, in der es bedrohlich flackerte. Wie in Zeitlupe schien sich der Zeigefinger des Cyborgs um den Abzug zu krümmen. Das war der Schuss, dem Ted bei aller Reaktionsschnelligkeit nicht mehr ausweichen konnte.
Zu seinem grenzenlosen Erstaunen kam er nicht.
Ein Orkan fegte über die Cyborgs hinweg. Haltlos wirbelten sie
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