0824 - Don Jaime, der Vampir
geparkten Oldtimer hinüber. Sie ging einmal langsam um ihn herum, betrachtete ihn, so gut das in der Hofbeleuchtung möglich war, und legte andächtig die Hand auf das Blech.
»Tatsächlich«, flüsterte sie begeistert. »Ein Hispano-Suiza. Ich dachte bis eben, von denen gäbe es keinen Einzigen mehr.«
»Und so was Schniekes fährt ein lausiger Vampir«, knurrte Zamorra. »Da könnte eher ein Schimpanse einen Rolls-Royce Silver Ghost fahren!«
Er war mittlerweile auch ausgestiegen und begutachtete das-Vehikel, während William den BMW in die Garage fuhr, die in früheren Zeiten einmal als Pferdestall gedient hatte. Heute gab es auf Château Montagne keine Pferde mehr. Wenn es Zamorra und Nicole nach einem Ausritt gelüstete, liehen sie sich Reittiere bei einem der Weinbauern, der nebenbei ein Gestüt betrieb.
Zamorra tastete nach seinem Amulett, das er am Silberkettchen unter dem Hemd trug. Aber Merlins Stern reagierte auf nichts an dem Fahrzeug. Keine dämonische Ausstrahlung, keine Schwarze Magie…
Einer Eingebung folgend öffnete Zamorra den Kofferraumdeckel. Der Stauraum wurde zur einen Hälfte von Koffern, zur anderen von einer Holzkiste ausgefüllt. Die Kiste war mit Vorhängeschlössern gesichert.
»Ziemlich klein für einen Sarg«, murmelte der Dämonenjäger.
»Den hat er vielleicht zu Hause gelassen«, überlegte Nicole. »Und hier ist etwas von seiner Heimaterde drin.«
»Dann wollen wir ihn mal ein bisschen ärgern«, grinste Zamorra. Er winkte William zu, der aus der Garage kam. »Tun Sie mir noch einen Gefallen? Diese Kiste hier… die packen wir in den BMW, und Sie fahren sie irgendwohin in den Wald und schmeißen sie da raus. Merken Sie sich die Stelle vorsichtshalber. Bin gespannt, wie Don Jammer darauf reagiert.«
»Jammer, Monsieur?«
»So nennen ihn ein paar Leute aus dem Dorf schon. Holen Sie den Wagen bitte wieder her, dann laden wir um.«
Die Kiste erwies sich als schwer. Zamorra seufzte. »Na gut, ich fahre mit und helfe beim Ausladen. Wenn wir einen Kombi hätten, wäre das einfacher, da brauchten wir die Kiste nicht über die Ladekante zu wuchten…«
»Und was ist mit mir?«, fragte Nicole.
»Du passt hier auf den Vampir auf und verpasst ihm noch einen Schockstrahl, falls er zu früh wieder aufwacht.«
»D’accord, Chef. Wo haben sie ihn eingesperrt, William?«, fragte sie.
»Im ersten leeren Zimmer im Gästeflügel.«
»Ich kümmere mich darum«, versprach sie und betrat das Gebäude. Zamorra und William ließen sich in der Limousine nieder. William fuhr wieder hinunter zur Durchgangstraße.
Dass der Kofferraum des Oldtimers noch offen war, beachtete keiner von ihnen.
Dabei fing es jetzt endgültig an zu regnen…
***
Nicole besorgte sich erst mal einen weiteren E-Blaster, mit dem wahlweise paralysierende Blitze oder zerstörerische Laserstrahlen abgefeuert werden konnten. Ihren Kunstpelzmantel warf sie im Vorbeigehen schwungvoll in ihr Zimmer. Dann suchte sie den Raum auf, in dem sich der Vampir befand.
Fooly hockte in einer Zimmerecke und sprang auf, als Nicole eintrat. Offenbar war er eingenickt.
Eine absolut wache Wache, dachte Nicole sarkastisch. Aber sie äußerte sich nicht weiter dazu, denn sie sah den Vampir reglos auf dem Boden liegen. Es handelte sich um eines jener vielen Zimmer, die über keine Einrichtung verfügten, weil sie nie benötigt wurden. So viele Gäste hatte es im Château noch nie gegeben, dass alle Räume »ausgebucht« waren…
»Oh, Mademoiselle Nicole«, stieß Fooly hervor. »Du bist schon hier? Wo ist denn der Chef?«
»Kommt später«, sagte sie.
Fooly nickte eifrig. »Kommt später«, echote er. »Wie alle Chefs. Ja, so sind sie, die Menschen…«
»Was weißt denn du von Chefs?«, wunderte sich Nicole. »Du kennst doch nur einen - Zamorra.«
»Man liest und lernt, man schaut Filme und lernt«, krächzte der Jungdrache. Er war etwa 1,20 m hoch, fast ebenso breit, besaß kurze Beine und kurze Arme, einen Krokodilschädel und einen Schuppenkamm, der vom Kopf bis zur Schwanzspitze verlief. Außerdem ein Paar Stummelflügel, mit denen er sich bisweilen in die Luft erhob, die ihm sonst aber meist im Wege waren. Seine Flugversuche sahen grausig aus, aber Nicole wusste, dass das nur Show war. In Wirklichkeit konnte der kleine Bursche ganz hervorragend fliegen. Was er aber nicht allein den Flügeln, sondern eher seiner Drachenmagie verdankte.
Nicole war sich ziemlich sicher, dass auch seine Tollpatschigkeit nur Show war. Der etwas
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