0824 - Don Jaime, der Vampir
komme ich zu dir und lasse mich krank schreiben.«
Zamorra verdrehte die Augen. »Das könnte dir so passen, Alter. - So oder so, wir machen dein Haus magisch dicht, und ihr rührt euch die nächsten Tage nicht raus. Dann seid ihr vor Übergriffen sicher. Sonst könnte Jaime einen von euch hypnotisieren und die Abwehrzeichen wegwischen lassen… Besonders gefährdet bist natürlich du, Charlotte.«
»Es ist doch nur ein Vampir!«, protestierte sie. »Ich hänge mir ein großes Kruzifix um, futtere jede Menge Knoblauch und habe meine Ruhe.«
»Wenn’s so einfach wäre… Jaime ist einer der mächtigeren Vampire. Den kannst du damit nicht verjagen. Der mischt sich den Knoblauch notfalls in den Frühstücksquark und küsst dein Kruzifix, ohne sich die Lippen zu verbrennen. Unterschätzt diesen Blutsauger nicht! Habt ihr Kreide im Haus?«
»Im Auto«, sagte Jules. »Um notfalls ’ne Unfallstelle zu markieren. Ist aber nicht viel.«
»Wir werden sehen, wie weit es reicht.«
»Ich kann auch noch was holen«, bot Fronton an. »Und Mostache hat bestimmt auch noch ein paar Schachteln. Zum Leere-Fässer-Markieren. Da malt er immer drei Kreuze dran.«
»Na dann los«, sagte Nicole. »Findest du den Weg noch?«
»Für einen Fremdenlegionär ist das doch kein Problem…«
***
Nicht ganz eine Stunde später war das Haus abgesichert. Jetzt noch einmal bei Mostache einzukehren, fehlte sowohl Zamorra als auch Nicole die Lust, und sie ließen sich von Butler William abholen. Der machte kein besonders begeistertes Gesicht, als sie in Zamorras BMW-Limousine einstiegen, mit der er auftauchte.
»Was ist los?«, erkundigte sich Zamorra. »Hatten Sie sich schon zum Schlafen hingelegt?« Das kam hin und wieder vor. Im Gegensatz zu seinem verstorbenen-Vorgänger Raffael Bois war er nicht immer rund um die Uhr präsent. Wie der alte Raffael das geschafft hatte, war ohnehin ein unlösbares Rätsel gewesen.
William versuchte, ihn in dieser Hinsicht zu ersetzen, aber hin und wieder brauchte er doch seine Ruhe.
»Nein, Monsieur«, erwiderte er, während er dem 740i die Serpentinenstraße hinaufjagte. Er kannte jeden Zentimeter der Straße wie im Schlaf und hätte es sogar ohne Scheinwerferlicht geschafft, den Wagen mit hohem Tempo unbeschädigt zum Château zu bringen. Er konnte froh sein, den BMW genommen zu haben; wenn er Nicoles Cadillac-Oldtimer so behandelt hätte, hätte sie ihn vermutlich aus dem fahrenden Auto geprügelt.
Zamorra sah das etwas lockerer. Für ihn war ein Auto vorwiegend ein Fortbewegungsmittel, das so komfortabel und sicher wie möglich zu sein hatte.
»Warum machen Sie dann so ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter?«, wollte er wissen.
»Mit-Verlaub, Monsieur, das liegt daran, dass wir schon mehr als zehn Tage Regenwetter haben. Und an dem unwillkommenen Besuch.«
»Sagen Sie nicht, Don Jaime sei…?«
»Er ist«, sagte William. »Es ist mir ein Rätsel, wie er die M-Abwehr durchdringen konnte, aber er befand sich mitten im Château, in der Nähe Ihres Arbeitszimmers, als ich ihn entdeckte. Ich habe mir erlaubt, ihn zu paralysieren. Da ich mir aber nicht sicher sein kann, wie lange die Dosis bei einem Vampir wie Don Jaime vorhält, habe ich zusätzlich Mister MacFool geweckt, damit er auf ihn aufpasst.«
»Hoffentlich haben Sie da nicht den Bock zum Gärtner gemacht«, brummte Zamorra.
MacFool, fast immer nur Fooly genannt, war ein Jungdrache aus dem mysteriösen Drachenland, in welches er erst zurückkehren durfte, wenn er volljährig war. Aber Zamorra war sich nicht sicher, ob der kleine Bursche das überhaupt noch wollte. In den Jahren, die er nun schon als »Hausdrache« im Château zubrachte - oder als »Glücksdrache«, wie er sich selbst nannte -, hatte er sich an diese Welt gewöhnt und Freunde gewonnen, die er niemals ins Drachenland würde mitnehmen können.
Dort herrschten andere Gesetze…
Wie auch immer - Fooly hatte seinen Namen erhalten, weil er von einmaliger Tollpatschigkeit war. Was er mit den Händen aufbaute, riss er mit dem Hintern wieder um, wie William sich auszudrückte. Und es geschah nicht selten, dass er dabei ungewollt Schaden anrichtete, dessen Behebung eine Menge Geld kostete.
Dennoch konnte man ihm nie lange böse sein. Mit seiner Herzlichkeit und erfrischenden Offenheit gewann er alle Herzen für sich. Der Jungdrache war menschlicher als so mancher Mensch…
Kurz darauf befanden sie sich im Schlosshof. Nicole sprang aus dem Wagen und lief zu dem vor der Freitreppe
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