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0825 - Böse kleine Elena

0825 - Böse kleine Elena

Titel: 0825 - Böse kleine Elena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wabernde Flecke waren, deren Flüssigkeit aus den Höhlen sickerte wie Tränen.
    Er lebte noch, aber er war vom Tod gezeichnet. Nie würde er, falls er doch überleben würde, so werden wie früher. Der große, starke Mann war nur noch ein wimmerndes Bündel.
    Neben ihm stand der Totenschädel.
    Ein grinsendes Maul, vielleicht noch mehr in die Breite gezogen, und leere Augenhöhlen.
    Harry und ich knieten uns nieder. »Er braucht einen Arzt«, flüsterte ich.
    »Und zwar auf der Stelle.«
    »Hier?« Harry lachte mich aus.
    »Dann bringen wir ihn zurück über die Grenze.«
    Der Detektiv gab mir keine Antwort. Er stand auf und schaute zurück, weil zwei Männer auftauchten. Sie gehörten zu denen, die vorhin geflohen waren. Sie wagten es in ihrer Furcht nicht, sich zu nähern, immer wieder glotzten sie den Schädel an, und ich verstand, was sie wollten. Ich bückte mich, nahm den Schädel hoch und ging zu meiner Aktentasche zurück, um ihn einzupacken.
    Die beiden ließen mich passieren. In ihren Gesichtern sah ich Hass, Wut und die blanke Todesfurcht. Ich selbst fühlte mich verdammt mies, dass ich so handelte, aber ich konnte einfach nicht anders. Dieser Schädel, so schlimm er auch war, musste bei mir bleiben, nur so hatte ich ihn einigermaßen unter Kontrolle, denn ich wollte nicht, dass ihm noch mehr Menschen zum Opfer fielen. Nur er konnte uns letztendlich zu dem Körper der Person führen, der zu ihm gehörte.
    Ich packte ihn wieder in die Tasche und verschloss sie. Harry Stahl redete mit den beiden Männern. Sie sprachen heftig auf ihn ein, deuteten mal auf den schwer Verletzten, dann wieder auf mich und schließlich mit zuckenden Armbewegungen gegen die Wand.
    Ich konnte diesen verfluchten Blutgeruch einfach nicht mehr ertragen und zündete mir eine Zigarette an. Das Kraut schmeckte zwar auch nicht besonders, aber es vertrieb zumindest den Gestank aus meinem Hals.
    Harry Stahl nickte den Männern einige Male zu, während er mit ihnen redete. Schließlich drehte er sich um und trat mit schnellen Schritten auf mich zu.
    »Was ist denn?« fragte ich ihn.
    »Wir verschwinden.«
    »Und Joschi?«
    Er winkte ab. »Das wird alles geregelt, John. Wir müssen weg. Man gibt uns praktisch einen Vorsprung. Das mit Joschi wollen sie hier unter sich ausmachen.« Er warf einen Blick auf die Aktentasche. »Komm jetzt.«
    Harry hatte Recht. Es war vielleicht am besten. Ich nahm die Tasche auf und lief hinter meinem deutschen Freund her. Bisher hatte ich nicht gewusst, welche Brisanz in diesem Fall steckte. Nun war alles anders, und wir konnten uns auf das Schlimmste gefasst machen…
    ***
    Wir hatten Zalany verlassen, aber dieser verfluchte Blutgeruch hing uns immer noch in der Kleidung. Er war auch die Ursache für das Gefühl der Übelkeit, das in mir wühlte, zum Glück aber nicht so stark war, als dass ich mich hätte übergeben müssen.
    Wir waren auf der normalen Straße geblieben und nach einigen Kilometern abgebogen. Nicht auf einen Parkplatz, sondern in einen recht schmalen Feldweg, der schon bald hinter dichten Büschen verschwand.
    Nach wie vor zeigte sich das Wetter von seiner traurigen Seite. Die tiefliegenden Wolken bildeten dunstige Schwaden, die durch die offenen Fenster drangen, den Geruch von verfaulten Blättern mitbrachte und für eine gewisse novemberhafte Totenstimmung sorgten. Die Aktentasche hatte ich auf den Rücksitz gestellt, sie natürlich wieder verschlossen, und ich fühlte mich dabei wie der Bote des Teufels, der den Menschen das Grauen brachte.
    Um uns herum war es still. Die Geräusche der nahen Straße wurden gedämpft und erinnerten mich an eine monotone Melodie, die an unseren Ohren entlangrauschte.
    »So weit sind wir also«, sagte Harry und schüttelte sich.
    »Wie weit denn?«
    »Wir können die erste Stadt abhaken.«
    »Richtig. Fragt sich nur, was wir erreicht haben.«
    »Sieh es optimistischer, John. Wir wissen immerhin, dass der Schädel brandgefährlich ist. Ein erstes Opfer hat er sich genommen. Die böse kleine Elena hat ihre Rachetour begonnen.«
    »Meinst du?«
    Meine Frage erstaunte ihn. »Du etwa nicht?«
    Ich wiegte den Kopf. »So ganz kann ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden. Rachetour hin – Rachetour her. Ich wundere mich, dass er uns nicht angegriffen hat.«
    »Wir hatten mit Elena nichts zu tun. Wir sind für sie nur Mittel zum Zweck.«
    »Oder für Wilbur Scott, Elenas Vater.«
    Harry Stahl schüttelte den Kopf. »Was hat er damit zu tun? Das begreife ich

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