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0825 - Böse kleine Elena

0825 - Böse kleine Elena

Titel: 0825 - Böse kleine Elena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehen!«
    »Gut, dann werde ich dir den Gefallen tun.« Wohl war mir bei der Sache nicht, aber an einem Haken hängend durch ein Schlachthaus transportiert zu werden, war auch nicht das, was ich mir wünschte.
    Die vier Schlächter hatten sich etwas zurückgezogen. Trotz ihrer Messer fühlten sie sich unwohl, denn mit einem Schrei aus der Tasche hatten auch sie nicht gerechnet.
    Ich ließ mir Zeit, bückte mich langsam. Joschi war nervös. Sein warmer Atem wehte gegen meinen Nacken. Ich hörte ihn stöhnen. Möglicherweise ahnte er, was sich in der Tasche befand, aber er gab keinen Kommentar ab und ließ mich zunächst gewähren.
    Ich öffnete die Tasche, klappte sie auseinander und wartete auf eine erneute Reaktion des Schädels. Sie trat nicht ein.
    Mit beiden Händen griff ich in die ausgebeulte Aktentasche und umfasste den Totenschädel. Auch jetzt reagierte er nicht. Kein Laut, kein Zucken, gar nichts. Ich hob ihn hervor. Langsam löste er sich aus seinem Gefängnis.
    Die unmittelbare Umgebung schien von einer Eisschicht bedeckt zu sein.
    Niemand gab einen Kommentar ab, die starke Spannung hielt nicht nur mich umklammert. Dann zerrte ich den Schädel mit einem heftigen Ruck hervor und hielt ihn hoch. Ich drehte mich leicht, sodass alle den Totenkopf erkennen konnten.
    »Das ist sie!« rief ich laut. »Das ist Elena…«
    ***
    Mein Ruf war kaum verhallt, als Joschi den Kopf schüttelte und dagegen brüllte. »Nein, nein! Das darf er nicht sein. Das – das kann es nicht geben!«
    Er schüttelte den Kopf, er rollte mit den Augen, und er sprang auf einen seiner Arbeiter zu, um ihm mit einer blitzschnellen Bewegung das Messer zu entreißen.
    Ich hatte die Hände voll, aber Harry reagierte. Seine Hand raste zur Waffe, er hätte geschossen, nur entspannte sich die Lage, denn Joschi schlug nicht zu.
    Er stand vor mir und starrte nur den Knochenkopf an. Dessen Gesicht sah ich nicht. Mein Blick fiel auf die Schädelplatte, doch Joschi konnte mehr sehen, auch die Augen, und er fing an zu zittern.
    Harry Stahl wollte ebenfalls nachschauen, was den Vorarbeiter so aus dem Konzept gebracht hatte. Ihm reichte ein Blick. Auch er erschrak und fing meinen fragenden Blick auf.
    »Die Augen sind da!«
    »Ihre Augen!« brüllte Joschi. »Das sind ihre Augen, ihre…« Er fuhr zu Harry herum. »Verdammt noch mal, was hat das zu bedeuten?«
    »Wir wissen es nicht!«
    »Doch, das musst du wissen!« Joschi war völlig von der Rolle. Es sah nicht so aus, als würde er das Versprechen, das er uns gegeben hatte, in die Tat umsetzen können. Sein Atem pumpte, er konnte den Blick nicht von den Augen wenden, und ich hielt den Schädel noch immer fest. In den vergangenen Sekunden hatte ich gespürt, dass sich etwas tat. Mir kam es vor, als wäre ein unheiliges Leben in ihm erwacht. Es war keine Erwärmung zu spüren, dafür etwas anderes.
    Kälte.
    Keine normale Kälte, sondern ein Gefühl, das tief von innen kam, irgendwo in einer fremden Welt geboren worden war und nun den Weg in den Schädel gefunden hatte.
    Elena rächte sich.
    Eine Person ohne Körper, die trotzdem lebte und noch eine große Macht besaß.
    Joschi bekam dies zu spüren. Plötzlich sprang er vor. Es gab überhaupt keinen Grund für ihn, zumindest aus meiner Sicht nicht, aber er war so dicht vor mir, dass er mir den Schädel entreißen konnte.
    »Elena!« brülle er.
    Dann hatte er ihn.
    Keiner griff ein, als er sich umdrehte und wegrannte. Selbst Harry war zu entsetzt, die vier Arbeiter rannten wie von Furien gehetzt weg, und ich war ebenfalls zu überrascht, um eingreifen zu können. So verschaffte der Mann sich einen gewissen Vorsprung. Er rannte davon wie eine tanzende Puppengestalt, die an Fäden hing.
    Wo wollte er mit dem Schädel hin?
    »Bleib stehen!« brüllte Harry.
    Der Mann hörte nicht. Er war plötzlich hinter einem Gabelstapler verschwunden. Ich sah es gerade noch, weil ich schneller reagierte als der Detektiv.
    Dann hörte ich ihn schreien.
    Ja, Joschi brüllte um sein Leben. Ich zog meine Waffe, während auch mich Furcht durchströmte, und als ich wenige Sekunden später den Ort hinter dem Gabelstapler erreichte, lag Joschi da. Er hatte seinen Platz zwischen großen, gefliesten Waschbecken gefunden, und er war nicht mehr der, den wir kannten.
    Elena hatte sich gerächt.
    Joschi war verbrannt worden!
    Ein schwarzes, verkohltes Gesicht, schwarze Hände, Lippen, die nur mehr aus Fransen bestanden, und Augen, die nicht mehr sehen konnten, sondern breite,

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