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0825 - Böse kleine Elena

0825 - Böse kleine Elena

Titel: 0825 - Böse kleine Elena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Fronttür und holte die Aktentasche aus dem Wagen. Sehr behutsam drückte ich den Wagenschlag wieder zu und wartete ab.
    Im Dunst bewegte sich eine Gestalt, die uns sehr bald ansprach. »Bitte, kommen Sie.«
    »Und wohin?« Das holprige Deutsch des Mannes konnte auch ich verstehen.
    »In mein kleines Haus.«
    »Sollen wir?«
    »Klar.« Ich nickte. »Das wird der Pfarrer sein.«
    »Sind Sie der Pfarrer?« rief Harry sicherheitshalber.
    »Das bin ich. Mein Name ist Kabanek. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, die jungen Leute haben sich durch mich leider nicht aufhalten lassen, aber ich werde versuchen, Ihnen einiges zu erklären. Wir wussten, dass Sie kommen würden.«
    Harry lachte leise und trotzdem ein wenig schrill. »Hier weiß wohl jeder Bescheid, nur wir nicht. Verdammt, John, ich bin richtig froh, dass wir zu zweit sind.«
    »Glaube ich dir unbesehen.«
    Der Pfarrer winkte uns zu. Im Dunst sah es aus, als wären wir von einem Gespenst gegrüßt worden.
    Wie zwei brave Schüler folgten wir ihm, gingen aber nicht direkt auf die Kirche zu, sondern passierten sie an ihrer Westseite, wo ein kleiner Garten lag.
    Im Sommer sicherlich ein idyllischer Ort, zu dieser Jahrszeit aber wirkte alles nur noch grau. Das Laub klebte am Boden fest, und immer noch trudelten Blätter zu Boden.
    Es regnete nicht mehr, aber die Luft war trotzdem feucht und irgendwie auch schwer.
    Das Haus war wirklich sehr klein. Auf der obersten Treppenstufe lag ein Gitter. Dort traten wir unsere Füße ab und waren froh über den warmen Lichtschein, der uns empfing. In ihm stand der Pfarrer, ein grauhaariger Mann, der einen Cordanzug trug, dessen Hosenbeine noch den ausgestellten Schlag der siebziger Jahre hatten. Kabanek war schmal, trug eine Brille mit schwarzem Rand, und sein Gesicht endete in einem eckigen Kinn.
    »Kommen Sie ins Warme. Man kann sich hier besser unterhalten. Ich denke, dass es wichtig ist.«
    »Wie Sie meinen.«
    Er führte uns in einen kleinen Raum, wo ein gemauerter Kamin stand, in dem Flammen über Holz tanzten und das Feuer eine wohlige Wärme verbreitete. Auf zwei schmalen Sesseln nahmen wir Platz. Ich stellte die Aktentasche vor mich.
    Der Pfarrer bot uns Wein an. »Wein von der Elbe«, sagte er. »Sie sollten ihn probieren.«
    »Wenn er nicht zu kräftig ist.«
    »Bestimmt nicht.«
    Auch er trank einen Schluck und hatte sich uns gegenüber hingesetzt.
    Die Wand mit den vielen Büchern befand sich dabei in seinem Rücken.
    Nach dem ersten Schluck kam er zur Sache und entschuldigte sich noch einmal für den Überfall.
    »Gut«, sagte ich, »akzeptiert. Aber können Sie uns bitte sagen, was dahintersteckt? Man wusste ja, dass wir eintreffen würden…«
    Kabanek rieb seine Handflächen gegeneinander und nickte dabei. »Ja, das stimmt schon, auch ich bin informiert worden. Jeder hier im Ort wusste es.«
    »Warum?«
    »Es gibt gewisse Dinge, die sich einfach herumsprechen, wenn sie plötzlich wieder aus der Vergangenheit erscheinen, die alle von uns gern vergessen hätten.«
    »Können Sie das genauer erklären?«
    »Gern, aber ich möchte Sie nicht als Fremde ansprechen. Darf ich Ihre Namen erfahren?«
    Wir stellten uns vor. Bei meinem Namen stutzte er und fragte dann: »Sie kommen aus England?«
    »So ist es.«
    »Dann hat der Fall weite Kreise gezogen.« Er schaute für einen Moment ins Leere. »Ich war bei der Vergangenheit, die wir gern vergessen möchten, wobei ich nicht das kommunistische System meine, sondern von den Dingen spreche, die unerklärlich und unbegreiflich sind.«
    »Elena Scott, zum Beispiel? Eine junge Frau, die tot ist…?«
    Der Pfarrer hob den Kopf an. Dann nahm er seine Brille ab und säuberte die Gläser. »Sie sagten tot, Herr Sinclair.«
    »Ja.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Jetzt war ich an der Reihe, überrascht zu sein, und auch Harry runzelte die Stirn, denn die Frage des Geistlichen hatte uns getroffen. »Möchten Sie einen Beweis haben?«
    »Ich bitte darum.«
    Harry nickte mir zu. Er hätte es nicht zu tun brauchen, denn ich hatte meine Hände bereits ausgestreckt und fasste nach dem Verschluss der Tasche. Vier Augen beobachteten mich, als ich sie öffnete. Harry schaute mich ziemlich skeptisch an, er saß im Sessel wie jemand, der jeden Augenblick aufspringen und wegrennen wollte.
    Wieder einmal holte ich den Totenschädel hervor. Als er sichtbar wurde, wandte ich den Blick dem Geistlichen zu, der keinen Ton sagte und nur den Weg des Totenschädels verfolgte, den ich auf den

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