0825 - Böse kleine Elena
Totenschädel und verwandelte die gelblich schimmernde Kopfplatte in einen Spiegel. Sehr nachdenklich blieb der Detektiv neben dem Schreibtisch und damit vor dem Schädel stehen.
Er war versucht, ihn zu berühren, seine Hand zuckte auch vor, er zog sie jedoch wieder zurück, weil er sich plötzlich vor einer unkontrollierten Reaktion fürchtete.
Er hatte sich vorgenommen, die Reise am nächsten Tag zu starten. Sie würde lang und beschwerlich werden. Er brauchte Kraft und Kondition.
Im Wohnraum schlief er auch. Da brauchte er nur die Couch auszuziehen. Harry zog sich aus, holte noch eine Flasche Bier ans Bett und schaltete die Stehleuchte ein, deren Licht in Kopfhöhe auf das Bett fiel und ideal war, um ein Buch zu lesen.
Das tat Harry nicht.
Stattdessen studierte er die Straßenkarte, weil er wissen wollte, welche Strecke er nehmen musste. Mit einem Kugelschreiber zeichnete er sie ein.
Es war für ihn nicht einfach, die Orte auf der Karte zu finden, die er anfahren musste. Sie waren sehr klein, aber mit viel Geduld stellte er sich die Route zusammen.
Eine Woche würde er schon rechnen müssen, wenn alles glatt ging, aber daran wollte er nicht glauben. Dass die Flasche leer war, hatte er kaum bemerkt. Zudem hielt ihn die Müdigkeit gepackt. Die Natur forderte ihr Recht, Harry Stahl sank zurück auf das Kopfkissen und schlief noch in derselben Minute ein…
***
In der Nacht wurde er wach!
Harry wusste nicht, was ihn geweckt hatte, aber er setzte sich ruckartig auf.
Dunkelheit erfüllte den Raum. Er konnte sich nicht daran erinnern, die Lampe ausgeschaltet zu haben, aber sie brannte nicht mehr. Auch von draußen drang kein heller Lichtschimmer in die dichte Finsternis.
Er schaute auf die Uhr mit dem Leuchtzifferblatt.
Mitternacht war vorbei. Der neue Tag hatte also begonnen. In der Wohnung war es still, im Haus ebenfalls, und so gab es eigentlich nichts, was ihn aus dem Schlaf hätte reißen können.
Warum saß er jetzt hellwach im Bett? Dazu in einer Haltung wie jemand, der vermutete, dass ein Einbrecher durch die Wohnung schlich, und nun darauf wartete, dass dieser Dieb das Zimmer betrat.
Seiner Schätzung nach war ungefähr eine Minute verstrichen, in der sich nichts getan hatte, und Harry hätte sich eigentlich wieder hinlegen können.
Das tat er nicht. Er schlief nicht weiter, sondern schlug die Bettdecke zurück, und stand auf.
Das Fenster sah aus, als wäre ein rechteckiges Stück aus der Dunkelheit herausgeschnitten worden. Dahinter lag ebenfalls die Finsternis der Nacht.
Er entdeckte auch keine Bewegung jenseits der Scheibe. Er spürte nur einen leichten pochenden Druck hinter seinen Schläfen, als wäre jemand dabei, ihm eine Nachricht zuzumorsen, was natürlich Unsinn war, aber er empfand es ebenso.
Harry Stahl ging auf das Fenster zu. Er brauchte kein Licht. Zudem war es in der Wohnung nicht so unordentlich, als dass er über ein Hindernis hätte stolpern können.
Vor dem Schreibtisch blieb er stehen, senkte den Blick und sah den schimmernden Schädel noch immer an derselben Stelle stehen. Der Totenkopf gab einen leichten Glanz ab, er war auch in der Dunkelheit nicht zu übersehen, also hatte er mit seinem plötzlichen Wachwerden auch nichts zu tun. An schwere, albtraumhafte Träume konnte sich Harry ebenfalls nicht erinnern.
Was, zum Henker, war es dann gewesen?
Plötzlich hatte Harry den Eindruck, von irgendeiner Sache gestört zu werden. Er überlegte fieberhaft, was es sein konnte, und schaute sich um, ohne eine Lösung zu finden.
Das Gefühl der Störung, einer Veränderung aber blieb.
Auf einmal wusste er Bescheid.
Es war doch der Totenschädel!
Wie zufällig hatte er seinen Blick gesenkt. Der Schädel stand zwar noch an derselben Stelle, er hatte sich trotzdem verändert, denn er war gedreht worden, sodass sein »Gesicht« zum Fenster zeigte. Und Harry erinnerte sich haargenau daran, dies vor dem Schlafengehen nicht getan zu haben. Er hatte den Totenschädel nicht einmal berührt. Da er eine andere Position eingenommen hatte, gab es dafür nur zwei Erklärungen. Jemand war in die Wohnung eingedrungen und hatte mit ihm gespielt, oder der Schädel hatte sich von allein bewegt.
Eine Möglichkeit, die Harry nicht von der Hand weisen wollte, denn schließlich hatte der Totenkopf auch geschrieen.
Er lebte also, oder…?
Stahl war etwas durcheinander, er brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu fangen. Es war nicht viel geschehen, nur eine kurze Drehung des Schädels, doch im
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