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0826 - Der knöcherne Hexer

0826 - Der knöcherne Hexer

Titel: 0826 - Der knöcherne Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anderes Muster aus Wolken angenommen hatte. Sie waren nicht mehr so kompakt, sondern lang gezogen wie flache Schleier. Sie glichen Vorhängen, die von gewaltigen Händen über den Himmel gezogen wurden, um das Tageslicht endlich zu ersticken.
    Schatten fielen über die Erde. Im Westen war der Himmel noch heller. Dort lag noch ein matter Glanz über dem Meer und verwandelte die Wogen in ein silbernes Gespinst.
    Den Blick in die Natur kannte sie. So toll er auch sein mochte, er interessierte sie im Moment nicht. Sie umrundete den Wagen und blieb am Heck stehen.
    Von dort aus schaute sie zum Ort Coverack hinüber, sah die Häuser mit den flachen Dächern, und die Steinwälle, die als Mauern um die Gebäude und Grundstücke herumliefen, und sie suchte vergeblich nach irgendwelchen Menschen.
    Niemand wollte zu ihr. Der Wagen stand einsam, er wurde gemieden, und selbst der Hund war verschwunden. Nur der Wind stattete ihr einen Besuch ab und umwehte das Gefährt, als wollte er es irgendwann davontreiben.
    Sie wusste nicht, auf was sie wartete, aber sie hatte das Gefühl, bald Besuch zu erhalten. Dieser Scott Mullion war ein Mensch, dem sie nicht traute. Er würde sie sicherlich beobachten, selbst vom Leuchtturm aus konnte er durch ein gutes Glas das Wohnmobil dicht heranholen, und als Swenja daran dachte, da fröstelte sie. Sie musste einige Schritte zur Seite gehen, um den Leuchtturm ins Blickfeld zu bekommen. An diesem Abend sah er verändert aus.
    Das mochte an der Dunkelheit liegen, die sich über das Land gelegt hatte. Als grauschwarzer Arm reckte er sich dem Himmel entgegen, als wollte er in die flachen Wolken ein Loch stechen.
    Hinter den Scheiben des runden Beobachtungsraums leuchtete kein Licht. Das Innere lag in der grauen Schwärze, es war keine Bewegung zu erkennen, aber das brauchte nichts zu bedeuten. Er konnte auch im Dunkeln besetzt sein.
    Angeblich war er nicht mehr in Betrieb, denn einige Meilen südwestlich stand ein neuer Leuchtturm. Dort war Lizzard Point, eine ebenso gottverlassene Gegend wie Coverack, doch der Turm war an dieser Stelle wirkungsvoller.
    Trotz allem mochte sie den alten Turm nicht, und immer wieder rann ein Schauer über ihren Rücken, als sie hinschaute. Er passte sich der Dämmerung an, verschwand aber nicht, sondern zeichnete sich weiterhin als Schatten ab.
    Swenja Hart fand, dass sie sich genug vor dem Wagen aufgehalten hatte. Ihr war kalt geworden, der Wind fand seinen Weg durch die Maschen des Pullovers, und so zog sie es vor, wieder in das Wohnmobil zu gehen. Nichts hatte sich verändert, auch der Hunger nicht.
    Sie beschloss, etwas zu sich zu nehmen.
    Sie hätte auch in Coverack essen können, aber das wollte sie nicht.
    So gab sie sich mit dem zufrieden, was in den Dosen war, die sie mitgenommen hatte.
    Die Tür schloss sie von innen ab und lächelte nicht einmal über dieses Sicherheitsbedürfnis. Es war in den letzten Stunden eben alles anders geworden. Irgendwie fühlte sie sich bedroht, als würde jemand im Hintergrund lauern, der nur darauf wartete, zuschlagen zu können. Die Gardinen waren zugezogen, und das blieb auch so.
    Swenja wollte nicht, dass jemand sich von außen her an den Wagen heranschlich und sie beobachtete.
    Swenja Hart ging in die Knie und öffnete die Schiebetür eines Schranks. Dort bewahrte sie ihre Mahlzeiten auf. Das waren Dosensuppen, aber auch Fertiggerichte, und sie entschied sich für eines dieser Fertigmenüs. Reisfleisch mit Tomatensoße, zwar nicht das Optimale, aber besser als gar nichts.
    Den Inhalt der Dose kippte sie in einen Topf, den sie auf dem Feuer eines Propangasherdes erwärmte. Gedankenverloren rührte sie die Mahlzeit mit einem Löffel um, damit sie nicht anbrannte, aber ihre Gedanken bewegten sich in andere Richtungen.
    Zum ersten Mal fürchtete sich Swenja Hart vor der kommenden Nacht. Sie hatte längst beschlossen, dass sie, wenn sie sich zur Ruhe legte, nicht ausziehen würde, sondern in Pullover und Hose bleiben wollte. Nicht, dass sie mit direkten Störungen in der Nacht rechnete, aber man konnte nicht wissen.
    Aus dem Topf wanderte das Fertiggericht auf einen Teller. Sie aß den Brei mit einem Löffel, trank hin und wieder einen Schluck Mineralwasser und aß eigentlich mit wenig Appetit. Der Hunger trieb es einfach in sie hinein.
    Swenja löffelte den Teller nicht ganz leer. Sie reinigte ihn, den Topf ebenfalls und ging dabei sparsam mit dem Wasser um.
    Danach schaute sie auf die Uhr und runzelte die Stirn, da der Abend erst

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