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0826 - Der knöcherne Hexer

0826 - Der knöcherne Hexer

Titel: 0826 - Der knöcherne Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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betrat.
    Doch so blieben die Gäste nicht. Kaum hatte die Fremde die Gaststube betreten, da drehten sich ihr die Gesichter zu, die nach der Bewegung für Sekunden erstarrten und sich dann verwandelten.
    Die normale helle Haut nahm einendunklen Überzug an. Die aschige Farbe intensivierte sich, und wurde zu einer kohlrabenschwarzen Masse, die von keiner Kraft mehr über den Knochen gehalten wurde. Als schwarzes, verdorbenes Fleisch fiel sie in dicken Klumpen und zuerst noch an Fäden hängend von den Gesichtern herab und landete mit leisen und klatschenden Geräuschen am Boden.
    Innerhalb kürzester Zeit waren die Gestalten zu Skeletten geworden, deren Gebeine ebenso schimmerten wie die Knochen, die Swenja in der Höhle gefunden hatte.
    Sie stand da mit offenem Mund, aber ein Schrei wollte nicht über ihre Lippen dringen. Sie spürte nur die Furcht als einen heißen Strom in die Höhe schnellen, bis dieser Strom sie aus der Tiefe hervorriss und sie erwachte.
    Den leisen Schrei hatte sie dabei selbst ausgestoßen. Sofort richtete Swenja sich auf und stellte fest, dass sie sehr stark geschwitzt hatte.
    Sie blieb im Bett hocken und war zu einer regelrechten Säule erstarrt. Der Traum wollte ihr nicht aus dem Kopf, immer wieder dachte sie über ihn nach, die Bilder kehrten intervallweise in ihr Erinnerungsvermögen zurück, und noch jetzt zitterte sie, wenn sie an den Inhalt dachte. Es dauerte etwas, bis sie sich wieder zurechtfand.
    Die Luft war ihr zu warm geworden. Sie lag wie eine Bleidecke auf ihr, und der Wind jaulte noch immer um den Wagen herum, was mit leisen, schauerlichen Geräuschen verbunden war.
    Es hat keinen Sinn, wenn ich hier im Bett bleibe, dachte Swenja und schwang ihre Beine herum. Sie stand auf, aber sie musste sich sofort wieder setzen, weil sie von einem Schwindelgefühl erfasst wurde. In ihrem Kopf entstand eine Blutleere. Tief durchatmen und sich zusammenreißen, das war jetzt die Devise.
    Nach einer Weile stand sie erneut auf und war froh, dass es nun besser klappte. Sie ging dorthin, wo sich die Spüle befand, drehte das Wasser auf und spritzte sich zwei, drei Ladungen ins Gesicht. Es tat ihr gut, sie wurde erfrischt, und allmählich kehrte das alte, sichere Gefühl zurück, obgleich sie den Albtraum nicht aus ihrem Gedächtnis verscheuchen konnte. Immer wieder kehrte er zurück, erfüllte ihren Kopf und ließ sie abermals schaudern.
    Die Luft im Wagen war kaum mehr zu atmen. Sie musste sie durch andere, frische ersetzen, wollte die Fahrertür öffnen und hatte die Hand schon auf dem Griff liegen, als sie das schreckliche Heulen hörte.
    Das war kein Traum!
    Dieser Laut drang ihr durch Mark und Bein. So schaurig, so furchtbar anzuhören, ein Winseln, Klagen und Schreien zugleich, wie es ein Mensch eigentlich nicht von sich geben konnte.
    Wenn es kein Mensch gewesen war, dann gab es nur eine Möglichkeit. Das musste ein Tier sein.
    Sofort dachte sie an den Hund und zögerte noch immer, weil sie darauf lauerte, dass sich der Schrei wiederholte.
    Noch tat sich nichts.
    Eine halbe Minute verging. Dann endlich fand die Frau den Mut, etwas zu unternehmen. Sie holte ihre Stablampe und ging zur Tür.
    Spaltweise zog sie sie auf. Der Wind peitschte gegen ihr Gesicht, er biss in die Augen. Sie hebelte die Tür weiter auf, dass sich der Wind verteilen konnte, schaute in die Nacht hinein und stellte fest, dass sie nichts sah.
    Aber sie wusste genau, aus welcher Richtung dieser unheimliche Laut aufgeklungen war. Das tote Tier konnte nicht weit vom Wagen entfernt liegen.
    Sie blieb auf der Stufe stehen. Um die Lampe einzuschalten, musste sie den inneren Schweinehund überwinden. Durch die Nase holte sie Luft, ihre rechte Hand vibrierte, was sich auch auf den breiten Strahl übertrug, der eine helle Bahn in die Finsternis zeichnete.
    Er traf den Boden. Herbstliches Gras wurde mit einem silbrigen Glanz übergossen, als er weiterwanderte und nach rechts geschwenkt wurde, wo einige Sträucher wuchsen, die kaum höher als bis zu den Knien reichten.
    Sie brauchte erst nicht bis dorthin zu leuchten, denn das tote Tier lag davor.
    Und es war haargenau der Hund, den sie gefüttert hatte. Auch aus der Distanz sah sie, dass er nicht mehr lebte. Er war gestorben, und man hatte ihn verdammt qualvoll und widerlich vom Leben in den Tod befördert. Sein Körper war von irgendwelchen harten und spitzen Gegenständen zerrissen und lag inmitten einer großen Blutlache.
    Swenja Hart schluckte. Das Würgen in der Kehle wollte

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