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0826 - Der knöcherne Hexer

0826 - Der knöcherne Hexer

Titel: 0826 - Der knöcherne Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zehenspitzen ging ich näher an ihn heran, ebenso leise folgte mir Swenja Hart, die scharf ein- und ausatmete. Wahrscheinlich hatte sie den Geruch ebenfalls wahrgenommen, ohne zu wissen, was er bedeutete.
    Ich schaute zu Boden.
    Der gesamte Küchenboden war mit Steinfliesen bedeckt, und in der Nähe des Schranks fiel mir etwas auf. Ein dunkler, breiter Halbmond, der wie Sirup aus dem Schrank herausgeronnen war.
    Ich schluckte und drehte mich um. Swenjas blasses Gesicht verschwamm vor meinen Augen. Ich sah, wie sie zitternd ihren Mund bewegte. Sie rang nach Atem, die dünne Haut am Hals zuckte. Während ich ihr zunickte, sprach ich sie an. »Es wäre besser, wenn Sie sich zurückziehen – wirklich.«
    Die Frage stand ihr im Gesicht geschrieben, aber sie wagte es nicht, sie zu stellen.
    Ich ging weiter.
    Dicht neben der Blutlache blieb ich stehen. Das Licht hatten wir nicht eingeschaltet. Es war so düster, dass ich den im Schrank liegenden Körper nur mehr als einen grauschwarzen, irgendwie verdreht wirkenden Umriss erkannte.
    Es war nicht Scott Mullion, es war eine Frau. Es musste seine Frau sein, und die war tot.
    Ich konnte nicht anders, es war vielleicht auch verkehrt, denn ich dachte an den Hund. Was mit ihm geschehen war, hatte der Killer hier einem Menschen angetan, und er hatte nicht einen Funken von Gefühl gekannt. Die Tote sah schrecklich aus.
    Durch meine Adern floss Eiswasser. Als ich die Tür langsam zudrückte, gaben die Angeln quietschende Geräusche ab. Sie hörten sich an, als würde eine Ratte in einem Tierlabor gefoltert. Ganz ließ sich die Tür nicht zudrücken, aber sie schwang wenigstens nicht wieder zurück. Ich sog scharf den Atem ein.
    Swenja war zurückgewichen. Aus großen Augen starrte sie mir ins Gesicht. Die Frage brauchte sie nicht erst zu stellen, denn sie sah mein Nicken. Sie kannte die Tote nicht, aber in ihren Augen schimmerten Tränen. Sie weinte um das Opfer.
    Ich drehte Swenja so herum, dass sie gegen das Fenster schauen konnte. »Er ist ein Tier, John. Er ist ein verdammtes Tier, ein Monster, er ist alles, was es an Scheußlichkeit überhaupt gibt. Ich kann es nicht begreifen, aber es ist furchtbar.« Sie schüttelte sich und schaute erst wieder hoch, als wir vor dem Haus standen und ihr der kalte Wind gegen das feuchte Gesicht wehte.
    »Sie bleiben bitte hier stehen, Swenja.«
    »Ja.« Sie schluckte und nickte zugleich. Dann fragte sie: »Was haben Sie denn vor, John?«
    »Ich muss wissen, ob Scott noch im Haus ist.«
    »Meinen Sie, dass dieses Skelett auch ihn umgebracht hat?«
    »Wer kann das sagen, aber diesem Monster traue ich alles zu.«
    »Passen Sie auf.«
    Ich lächelte knapp. »Geht klar.«
    Um es kurz zu machen, ich ließ mir etwas über eine Viertelstunde Zeit, um das Haus zu durchsuchen. In mehreren kleinen Räumen schaute ich nach, auch in den Schränken, aber von Scott Mullion entdeckte ich nicht eine Haarsträhne.
    Als ich wieder zu Swenja zurückkehrte, rauchte sie eine Zigarette und starrte mit leerem Blick ins Weite. Meinem Gesicht sah sie an, dass ich keine zweite Leiche entdeckt hatte. »Dann hat er bestimmt Glück gehabt, oder?«
    »Er ist nicht da.«
    »Und wo kann er sein?«
    Ich hob die Schultern. »Wir werden im Ort fragen. Da wird man wissen, wo er sich aufhält.«
    »Bestimmt in der Kneipe. Im Coverack Inn.«
    »Wir werden sehen, Swenja…«
    ***
    Der Mann hetzte durch den grauen Tag und spürte nicht den schneidenden Wind, der in sein Gesicht biss. Seine Gedanken waren woanders, zu Hause, bei seiner toten Frau, die der Killer wie ein altes Kleidungsstück in den Schrank gestopft hatte.
    Scott Mullion hatte Rosas Leiche gefunden. Er hatte geschrieen und geweint. Nachdem der Anfall der Panik verschwunden war, hatte er es im Haus nicht mehr ausgehalten und war davongerannt.
    Nicht in den Ort, um Hilfe zu holen, Rosas Tod hätte dort nur zu einer Panik geführt. Er brauchte jetzt eine Stelle, wo er allein sein konnte.
    Es gab diesen Ort, den er so liebte, der ihm als Versteck und Zuhause gleichzeitig diente, denn viele lange Sommernächte hatte er schon in ›seinem‹ Turm verbracht. Wie vor Jahren, als er noch für das Licht verantwortlich gewesen war, das weit hinaus auf das Meer leuchtete und den Besatzungen der Schiffe den richtigen Weg wies.
    Seine Frau hatte nichts dagegen gehabt. Rosa war eine stille Person gewesen, die sich nicht gern unterhielt, sondern sich lieber unterhalten ließ. Stundenlang saß sie vor der Glotze, kannte jedes Programm,

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