0827 - Der Mann von Barkon
Kontakt.
Und wo sind wir - wann sind wir?
Ellert wußte, daß diese Frage beantwortet werden mußte, wenn er weiter existieren wollte. Wo aber sollte er diese Antwort finden, wenn er in einem Raum schwebte, der von Mauern aus Nichts begrenzt wurde?
Es gibt keine Mauern, die aus Nichts bestehen, Ernst.
Dann müßten wir sie durchdringen können.
Warum versuchen wir es nicht?
Ellert gab sich selbst gegenüber zu, noch nicht auf diesen Gedanken gekommen zu sein. Sein „Gefühl" hatte ihn davor gewarnt. Es gab hier in diesem Raum noch etwas, das der Klärung bedurfte.
Warte noch! warnte er.
Es war etwas Vertrautes und doch unsagbar Fremdes zugleich, das Ellert zögern ließ, den Ausbruchversuch zu unternehmen. Hinzu kam, daß zum ersten Mal schwache Impulse spürbar wurden, die auch Ashdon nicht verborgen bleiben konnten. Sie besaßen ein vorerst noch kaum spürbares hypnotisches Muster.
Beides zusammen ergab keinen Sinn.
Die hypnotischen Impulse wurden langsam stärker, so, als hätten sie ein lange gesuchtes Bewußtsein endlich aufgespürt und wollten es nun beeinflussen. Ellert ahnte die Gefahr.
Worauf sollen wir warten?
Ellert antwortete nicht sofort. Sein Wahrnehmungssinn begann sich zu schärfen und die Gegenstände mental zu ertasten, die sich in dem Raum befanden, der in der Tat von soliden Mauern nach allen Seiten begrenzt wurde. Materie war für ein bloßes Bewußtsein kein Hindernis.
Ich weiß jetzt, wo wir sind, Gorsty.
Und wo?
Ellert antwortete lautlos: In meinem Grab. Was...? Ich verstehe nicht.
Ellert verstand es auch nicht, aber es konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, daß sich sein und Ashdons Bewußtsein in dem Mausoleum befanden, in dem sein ursprünglicher Körper ruhte. Der Transmitter hatte sie unbegreiflicherweise nach Ter-rania gebracht.
Ellerts Sinne tasteten weiter, aber sie fanden den Körper nicht. Keine energetische Abstrahlung verriet, daß die vor mehr als zwölfhundert Jahren neu installierten Geräte noch in Betrieb waren.
Hatte man ihn, Ellert, vergessen?
Wir sind auf Terra, Gorsty. Aber uns droht eine unbeschreibliche Gefahr, die ich nicht erklären kann. Jemand versucht, von uns Besitz zu ergreifen ...
Was war mit deinem Grab?
Wir müssen hier fort, Gorsty! Und zwar sofort!
Er wußte nicht, ob der Willensimpuls der Ortsveränderung gleichzeitig eine Trennung von Ashdons Bewußtsein bewirkte, aber für das Fortbestehen der eigenen Existenz spielte das auch keine Rolle. Er konzentrierte sich, ohne an eine Entfernung zu denken... ... und spürte, daß Ashdon bei ihm blieb, als sie erneut in das Nichts der Unendlichkeit hineinstürzten und die Erde hinter ihnen versank.
Auf dieser Erde aber wußte die Inkarnation, die Kleine Majestät, mit tödlicher Sicherheit, daß ihrem Einfluß ein Gegner entflohen war, der ihr gewachsen sein mußte...
*
Mit unglaublicher Härte sich selbst gegenüber versuchte Sunt, Ellert vorerst zu vergessen und sich den Problernen der eigenen Gegenwart zu widmen. Scerp war gefunden worden, das allein konnte wichtig sein. Die Zusammenarbeit des NEI und der Gavök und damit die wieder zu erringende Freiheit stand auf dem Spiel. Allein würde es keiner der beiden Mächte schaffen.
Barkon lag noch in seinem Bett, schien aber langsam wieder zu sich zu kommen. Carbot rief die anderen in die Wohnkammer.
Sunt und Scerp hatten eine lange Unterhaltung geführt, die alle Zweifel beseitigte. Wieder einmal erwies es sich als ein glücklicher Zufall, daß beide Männer Neuarkoniden waren. Das gegenseitige Mißtrauen kam gar nicht erst auf.
Gourth erhielt Kontakt mit der Nordlicht und informierte den Chefnavigator von den Ereignissen und der augenblicklichen Situation. Er bat um die Startvorbereitungen für ein Beiboot und gab Sunts Befehl weiter, es vorerst noch im Hangar zu lassen. Niemand konnte wissen, ob die Station nicht genauso reagierte wie beim ersten Mal.
Als Sunt und Scerp den Wohnraum betraten, richtete sich Barkon gerade mühsam auf, wurde aber von Car-bot in die Kissen zurückgedrückt. „Sie müssen noch ruhen", sagte Sunt. „Scerp", erwiderte Barkon und ignorierte Sunt. „Was ist in der Zwischenzeit passiert?" Scerp lächelte grimmig. „Wo soll ich anfangen, Barkon? Als du mich mit dem Fesselfeld einfingst?"
„Es war notwendig, Scerp, ich mußte es tun. Was ist mit .dem vierten Fremden, der in den Transmitter ging?"
„Er kehrte nicht zurück."
„Ich werde ihn wiedertreffen, wenn ich ihm folge." Sunt griff in die
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