0827 - Der Mann von Barkon
gerettet.
Sorgfältig untersuchte er den Raum, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß die Interkomanlage ausgeschaltet war. Er ließ nicht die geringste Kleinigkeit außer acht und nahm selbst die Sauerstoffdusche auseinander, um sie dann fachgerecht wieder zusammenzusetzen.
Sein Mißtrauen war keineswegs krankhaft, es entsprach vielmehr seiner Natur und seiner sich selbst gestellten Aufgabe. Er glaubte an Sunt und dessen ehrlichen Willen zur Zusammenarbeit, denn schließlich war es auch der Arkonide Atlan gewesen, der das NEI aufgebaut hatte. Aber er wollte die Terraner nicht vergessen.
In seinen Augen waren sie ein fähiges und kluges Volk, das nicht unterschätzt werden durfte. Das Verhältnis von Arkoniden zu Terranern war in der Vergangenheit nicht immer das beste gewesen, aber der Überfall des Konzils hatte die beiden Völker - wie alle anderen Völker der Milchstraße auch - einander nähergebracht.
Schon lange war es Scerps Absicht gewesen, Verbindung zum NEI aufzunehmen, nun ging dieser Wunsch ohne sein Dazutun in Erfüllung. Trotzdem war er entschlossen, in seiner Wachsamkeit nicht nachzulassen, so sympathisch ihm Sunt auch war. Er betrachtete ihn und sein Verhalten als eine Art Probe.
Er fand in der Kabine nichts, was darauf hingewiesen hätte, daß man einen Betrug plante.
Sorgfältig beseitigte er alle Spuren seiner Inspektion und wartete auf Sunt, der sich angekündigt hatte.
Zu seiner gelinden Überraschung brachte'der Kommandant der Nordlicht eine Flasche mit, die er behutsam auf den Tisch stellte. „Wein von Arkon", sagte er und deutete auf einen der Schränke. „Gläser sind dort."
Scerp holte sie und setzte sich. „Ich trank schon lange keinen Wein von Arkon."
„Stammt aus alten Beständen", gab Sunt zu und hob sein Glas. „Auf die künftige Zusammenarbeit, Scerp."
Sie tranken sich zu. Die Gesichter wurden wieder ernst. „Wie stellt sich Julian Tifflor diese Zusammenarbeit vor?"
Sunt lehnte sich im Sessel zurück. „Er weiß, daß Sie in diesem Kleinkrieg die größere Erfahrung besitzen, Scerp, und das wird er berücksichtigen. Sagen Sie mir, wie es um die Gavök steht. Aber ganz offen und ehrlich."
Scerp verbarg seine Überraschung. „Wie es um sie steht...? Nun, um wirklich ehrlich zu sein, müßte ich zugeben, daß es noch vor wenigen Jahren nicht gut um sie bestellt war, aber sie hat sich behaupten können. Aus dem losen Verband der galakti-schen Völker ist ein fester Zusammenschluß geworden. Wir haben das den Laren zu verdanken, vor allen Dingen aber den Überschweren, die wir als gemeine Verräter betrachten. Offiziell besteht zwischen den Eroberern und der Gavök eine Art Waffenstillstand, darin folgten wir dem klugen Beispiel des NEI. Aber meine Freunde und ich hielten das nicht mehr länger aus. So entstanden einzelne Gruppen, die unabhängig voneinander operierten und nur losen Kontakt hielten. Aber das wissen Sie ja."
„Das wissen wir. Meine Frage galt mehr der Gavök selbst, der offiziellen Gavök."
Scerp nickte. „Auch da gab es Veränderungen. Immer wieder entstanden Streitigkeiten wegen der Machtverhältnisse, die Folge war Uneinigkeit über das Handeln, nicht aber über das Ziel. So nahmen wir .Rebellen' uns einfach das Recht, eigenmächtig zu handeln. Nach und nach wurden wir auch von den offiziellen Stellen anerkannt. Die Laren durften natürlich nichts davon erfahren, darum erfolgten unsere Unternehmungen stets im Untergrund und ohne Wissen der Bevölkerung unserer Planeten. Wir waren Partisanen und Piraten, rein rechtlich betrachtet."
„Auch sie können für die Freiheit kämpfen", gab Sunt zu. „Es ist also heute so, daß die Regierungen der Gavök Sie und Ihre Freunde unterstützen?"
„Offiziell dulden sie unser Vorgehen nicht, aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Wir wollen keinen heißen Krieg mit den Laren, aber unsere Aktionen sollen sie überzeugen, daß sie niemals einen richtigen Frieden in der Milchstraße erreichen können, schon gar nicht mit der Hilfe von Verrätern. Wir wollen erreichen, daß sie diese Galaxis verlassen, nicht mehr und nicht weniger."
„Das wollen wir alle. Besetzte Gebiete müssen zurückgegeben werden, wenn ein Krieg beendet ist und Friede sein soll. Die Laren können nie behaupten, ihnen habe unsere Milchstraße einmal gehört und sie hätten ein Recht darauf, hierzusein. Auf der anderen Seite würden wir ihnen garantieren, daß ihr Rückzug nicht gestört und es keine Verfolgung geben
Weitere Kostenlose Bücher