0827 - Der Rosenfluch
Die werden es schaffen, dich wieder in ein Kind mit normalem Gesicht zu verwandeln. Dann muss noch ein Foto geschossen werden, denn ohne Ausweis kannst du nicht reisen.«
»Du bist toll, John.«
»Warte es ab.«
Sheila und Bill kehrten zurück. Ihre Gesichter sahen nicht gerade fröhlich aus, und Bill bat mich, mit in den Flur zu kommen, weil er mir etwas zu sagen hatte.
»Es ist so, John, die Mutter ist weg. Sie will ihre Tochter vorläufig nicht mehr sehen.«
Das erstaunte mich. »Wieso denn nicht? Warum denn alles so überstürzt und plötzlich?«
»Bea hat vor ihrer eigenen Tochter Angst bekommen. Das ist sogar verständlich.« Er berichtete mir, wie Iris reagiert hatte, als ihre Mutter sie nicht hatte aus dem Zimmer lassen wollen. »Die Kleine hat sich verändert, John. Sie ist längst nicht mehr so, wie sie noch vor zwei Stunden war. Da muss es zu einer völligen Umkehr gekommen sein. Ich fürchte, dass du daran nicht ganz unschuldig bist.«
»Du meinst damit mein Kreuz.«
»Wie auch immer. Sie hat sich jedenfalls verändert. Da ist etwas hochgestiegen, das zwar schon in ihr steckte, aber durch deine Behandlung richtig erweckt wurde.«
»Höre ich da einen Vorwurf durch?«
»Überhaupt nicht. Wir halten uns nur an die Tatsachen. Nur Bea Quentin ist fertig.«
»Wo ist sie denn jetzt?«
»Sie wollte nach Hause. Jetzt hast du das Kind am Hals.«
Ich nahm es mit einem bitteren Humor. »Das war doch mein Plan. Wir müssen noch Vorbereitungen treffen. Ein Maskenbildner muss an Iris arbeiten, sonst gibt es Schwierigkeiten bei der Passkontrolle.«
»Verstehe.«
»Was genau zwischen Mutter und Tochter passiert ist, das weißt du nicht?«
»Nein. Doch es klang aus Beas Sicht schlimm genug. Iris hätte sie sogar mit Gewalt aus dem Weg geräumt. Ich meine schon, dass so etwas tief blicken lässt.«
»Ja, das stimmt.«
»Sieh dich also vor.«
Ich hob die Schultern. »Komisch, bei mir hat sie sich ganz anders benommen.«
»Kann ich nicht beurteilen. Wenn ihr aber in der Wachau seid, musst du mit allem rechnen. Wenn du mich fragst, dann sage ich dir, dass die Kleine besessen ist. Da steckt ein anderer Geist in ihr. Irgendein Unwesen aus der Vergangenheit oder was weiß ich. Zu beneiden bist du nicht.«
»Stimmt.« Ich schaute auf die Uhr. »Für mich wird es Zeit. Ich werde dem Professor sagen, dass ich Iris mitnehme. Euch werde ich dann telefonisch auf dem Laufenden halten, denke ich.«
»Darauf warten wir.«
Als wir wieder das Krankenzimmer betraten, fiel es mir schon schwer, ein Lächeln aufzusetzen, auch wenn Iris dastand und lächelnd fragte:
»Können wir jetzt gehen?«
»Ja.«
»Ich freue mich«, jubelte sie und klatschte dabei in die Hände.
Mir und den beiden Conollys erschien diese Reaktion doch sehr überzogen.
***
Einige Stunden später saß ich nicht nur mit meinem Chef, Sir James, zusammen, sondern auch mit Suko. Ich hatte das Problem zuvor kurz angerissen und Iris dann zu unserem besten Maskenbildner gebracht, der, nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte, dazu verdonnert worden war, keine Fragen zu stellen und nur der Arbeit nachzugehen.
Er hatte genau zugehört und mir versprochen, sein Bestes zu tun. Zwei Tage würde die Maske halten, das reichte aus, wie ich fand. Ein Fotograf war auch bestellt, der ein Bild für den Ausweis schießen sollte. Ich hatte dann zwei Tickets bestellen lassen und von Glenda erfahren, dass wir am anderen Morgen nach Wien fliegen konnten. Dort würde dann ein Leihwagen für mich bereitstehen.
Das war also geregelt, und nun musste ich noch Suko und Sir James überzeugen.
»Hatten wir schon einmal einen derartigen Fall?« fragte mein Chef, als ich den Bericht beendet hatte und die Trockenheit in meinem Mund spürte.
»Ich denke nicht.«
Er nickte. »Sie spekulieren dabei auf die sagenumwobene Gestalt des Richard Löwenherz.«
»So ist es.«
Wie so oft drückte Sir James die Brille zurück. »Denken Sie unter Umständen auch an eine Zeitreise?«
»Ich schließe sie nicht aus. Es könnte durchaus sein, dass ich auf der Ruine selbst oder in deren Nähe ein magisches Feld finde. Sie wissen ja selbst, was dann passieren kann.«
»Eine Zeitreise?«
»Stimmt genau, Sir.«
»Die aber auch ins Auge gehen kann«, meldete sich Suko.
»Das streite ich nicht ab, deshalb brauche ich Rückendeckung. Ich habe drei Tickets bestellt.«
»Für mich?«
»Bingo.«
Suko lächelte. »Das hätte ich dir nicht zugetraut, mein Junge.«
»Hör auf, so
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