0828 - Der Henker des Herzogs
ihm noch einige Tage Zeit, dann ist es vorbei!« Er nickte seinen Soldaten zu. »Los, bringt ihn zur Richtstätte!«
Diesmal hatte ich keine Chance, denn sie stürzten sich zu viert auf mich.
***
Sie waren zwei Frauen, und ihnen stand ein mordgieriger Henker gegenüber, der ihnen die Köpfe abschlagen wollte. Noch hatte er sich nicht richtig auf sie eingestellt. Möglicherweise gab es die Chance zur Flucht, die aber wollte Sheila nicht ergreifen, denn ihr Mann Bill lag bewusstlos am Boden, und sie konnte ihn auf keinen Fall im Stich lassen.
Bea war auch noch da.
Sie hatte die Aktion von Bill ebenfalls mitbekommen und war einfach nur entsetzt. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sich ein Blatt so schnell wenden könnte, blieb glücklicherweise ruhig, sodass Sheila sie ansprechen konnte.
»Du wirst nicht länger im Keller bleiben, Bea. Verschwinde, zieh dich zurück!«
»Wohin denn?«
»Zumindest nach oben. Der Henker darf dich nicht erwischen.«
»Und was ist mit dir?«
»Ich komme schon zurecht.«
»Willst du gegen ihn kämpfen?«
Sheila umfasste die Hüften der Frau und drückte sie zurück. »Bitte, tu mir den Gefallen und versteck dich. Einer von uns muss später als Zeugin auftreten können.«
Bea wusste, was diese Bemerkung zu bedeuten hatte. Für einen Moment geisterte eine schreckliche Vorstellung durch ihren Kopf.
Sie sah Sheila blutüberströmt am Boden liegen, der Henker über ihr stehend und zum alles entscheidenden Schlag ausholend.
Sie wollte noch etwas sagen, doch es war zu spät. Sheila hatte sie bereits aus dem Kellerraum gedrückt und sich wieder umgedreht.
Sie stand Goddem direkt gegenüber.
Der Henker hielt den Schwertgriff mit beiden Händen fest. Die Lanze mit dem ovalen Blutgefäß hatte er auf den Boden gelegt. Sie hätte ihn bei seinen Aktionen nur gestört. Er bot einen sehr gefährlichen Anblick.
Dann schlug er zu.
Er zielte nicht auf Sheila. Er drehte sich während des Schlages um die eigene Achse, wobei er auf der Stelle stehen blieb, denn er wollte Sheila zeigen, zu was er fähig war.
Die Klinge fegte durch den Raum. Sheila hörte ihr Fauchen und sah dann, wie sie an der linken Seite in eine Reihe von Einweckgläsern schlug, sie noch auf dem Regal zerstörte, sodass ein wahrer Regen aus Glassplittern zu Boden fiel und darüber hinwegrutschte.
Das Getöse war ohrenbetäubend, und dem Henker schien es Spaß zu bereiten, denn er schlug noch einmal zu.
Diesmal nahm er sich die andere Seite vor, auch hier räumte er ein Regal leer.
Sheila hatte ihre erste Angst überwunden. Sie durfte sie nicht nur auf Goddem konzentrieren, es war wichtig, dass sie ihren Plan in die Tat umsetzte.
In den nächsten Augenblicken musste Sheila Conolly über sich selbst hinauswachsen. Sie würde etwas tun, sie hatte es sich fest vorgenommen, sie musste auch schnell handeln, bevor Goddem eine andere Taktik einschlug und sie angriff.
Sheila huschte geduckt auf ihren Mann zu. Auch er war von den Splittern getroffen worden, zum Glück nichtim Gesicht, denn die Glasstücke waren zumeist über ihn hinweggeflogen, da er zu dicht an dem Regal lag.
Der Henker sah nicht, was die Frau vorhatte, die sich halb über ihren Mann warf. Obwohl sie innerlich vor Angst zitterte, blieb sie eiskalt. In diesen Sekunden ging es um ihr Leben, da durfte sie sich nicht den geringsten Fehler erlauben.
Bill war bewaffnet. Er hatte die Goldene Pistole eingesteckt. Wenn es eine Waffe gab, die den Henker stoppen konnte, dann sie.
Sheila rutschte auf den Knien näher. Das Glas kratzte über ihre Kleidung, einige der scharfen Splitter durchdrangen sie auch und ritzten die Haut.
Darum kümmerte sie sich nicht. Was war schon ein geringer Schmerz im Vergleich zur Rettung des Lebens?
Sie suchte die Waffe, denn Bill war unglücklich gefallen und hatte sich beim Aufprall zur Seite gedreht, sodass Sheila nicht so leicht an die Pistole herankam.
Sie hörte sich selbst fluchen und ächzen, als sie Bill packte und ihn zur Seite rollte. Unter ihm knirschten Scherben. Bill lag noch immer in dieser tiefen Bewusstlosigkeit und reagierte nicht. Sheila suchte seine Jacke ab. Was ihr so lang erschien, dauerte in Wirklichkeit nur wenige Sekunden, aber auch die reichten aus, um den Henker umdenken zu lassen.
Er schlug nicht mehr in die Reihe der Einweckgläser, sondern hatte sich mit dem Gesicht zur Tür aufgebaut, wobei er Sheila den Rücken zukehrte.
Bleib nur, dachte sie. Bleib nur so stehen – ich habe die Waffe gleich! Ich
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