0828 - Der Henker des Herzogs
Blume.«
»Bitte?«
»Ja, er hat sie.«
»Wieso?«
»Sie ist bei ihm. Sie ist jetzt – sie gehört ihm jetzt, er hat sie ab er versteckt.«
Endlich schafften es die Männer, sich ebenfalls auf das Bild zu konzentrieren, und sie sahen sehr deutlich, dass die Soldaten John und dem König nicht die Spur einer Chance gaben.
Sie stürzten sich auf die beiden Fremden, wobei Iris’ Vater den Anführer spielte. Er kannte kein Pardon, er ließ zuerst den König von seinen Schergen hinausschaffen, dann folgte John Sinclair.
Zurück blieb ein Verlies ohne Gefangene.
Iris senkte den rechten Arm. Sie wollte die Blume wieder zu den anderen stecken, aber Suko war schneller und nahm ihr die Rose aus der Hand. Er schaute hinein, er suchte nach der Szene, nur war das Bild nicht mehr zu sehen.
»Es ist weg«, murmelte er und stieß einen leichten Fluch aus. »Verdammt noch mal, es ist weg!« Er blickte Chandler an und auch Iris.
»Wie können wir sehen, wie es weitergeht?«
»Das liegt nicht in unserer Hand«, sagte der Professor.
»Warum nicht?«
»Wir sind nur Spielbälle. Wir haben nicht die Macht, die Zeiten zu kontrollieren. Die Magie ist zu stark, wir können nur Zeugen dessen sein, was geschieht.«
Betretenes Schweigen. Niemand wusste, was er sagen oder wie er die Dinge kommentieren sollte. Sie standen in der Gegenwart, aber sie hatten das Gefühl, von den Schwingen der Vergangenheit berührt zu werden. Und sie waren in einen Kreislauf hineingeraten, den zu stoppen sie nicht in der Lage waren.
Suko trat dorthin, wo sich in der Ruinenmauer die große Lücke befand. Er hatte das Gefühl, sich hinauslehnen zu müssen, um frische Luft zu schnappen. Er mochte die alte Luft innerhalb der Ruine nicht mehr, er brauchte auch die freie Sicht, aber nur die Dunkelheit lag über dem Donautal. Die Hänge der Berge zeichneten sich als schwarze Buckel ab, noch schwärzer als die Nacht.
Die Lichter schimmerten fern. Nur sehr leise drang das eine oder andere Geräusch herauf. Ein Zug fuhr durch das Tal. Wie eine helle Schlange wand er sich an den Außenseiten der Hügel entlang.
Suko war ratlos.
Chandler war es ebenfalls.
Nur Iris redete. Suko hörte ihre leise, quälende Stimme. »Was ist mit mir? Mit meinem Gesicht? Ich – ich möchte nicht mehr als Monster herumlaufen. Ich spüre doch, dass die zweite Hälfte auch abfällt. Die Rose hat mich bestraft. Warum denn?«
Suko drehte sich um. Er sah Chandler neben dem Mädchen stehen. Trotz der Dunkelheit war zu sehen, dass der Professor ebenfalls nicht weiter wusste. Er sah deprimiert aus, weil er sich übernommen hatte.
Das Kind wollte eine Antwort haben. Es sollte sie auch erhalten.
Suko ging vor Iris in die Hocke. »Ich weiß es leider nicht, Iris. Ich bin ehrlich zu dir. Aber ich glaube noch immer daran, dass wir alles rückgängig machen können, wir müssen nur Geduld haben, denn auch mein Freund befindet sich in der anderen Zeit.«
»Und wie kannst du das?«
Suko hob die Schultern. Er blieb ehrlich. Kinder merken sehr schnell, wenn Erwachsene lügen. »Ich kann es dir nicht sagen, Iris. Wenn du beten willst, dann tue es.«
»Mal sehen.«
Chandler mischte sich ein. »Der Zeittunnel muss geschlossen werden«, flüsterte er. »Das ist die einzige Chance. Aber ich kenne die Koordinaten nicht. Ich habe nur die blaue Rose aus der Vergangenheit geholt. Merlin hat sie gezüchtet, ich wollte mehr darüber erfahren, sie sollte mir eine andere Welt eröffnen. Ich habe damit gerechnet, dass sie mir den Weg nach Avalon weisen wird. Dass wir in so etwas hineingeraten würden, konnte ich nicht voraussehen.«
»Jedenfalls bleibe ich die Nacht über hier!« erklärte Suko.
»Warum?«
»Professor.« Suko holte tief Atem. »Hier in der Ruine hat es begonnen. Was spricht dagegen, dass es hier auch enden wird?«
»Nichts.«
»Eben, das meine ich.«
»Und wenn sich nichts ändert?« fragte Chandler. »Was werden Sie dann unternehmen?«
»Auf keinen Fall die Blume zerstören.«
Chandler wirkte erleichtert. »Ich danke Ihnen, dass Sie so handeln wollen. Ich hatte schon Furcht davor, dass sie zertreten würde. Der Sänger Blondel hat sie auf seiner Reise mitgenommen, und er hat sie seinem König zugeworfen, als er die zweite Strophe des Liedes hörte. So steht es in den Legenden, und ich weiß nun, dass sie nicht gelogen haben. Es muss beides stimmen. Einmal die Reise des Sängers, wie es geschrieben steht, und zum Zweiten die Übergabe des Lösegeldes, damit Richard Löwenherz
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