0828 - Der Henker des Herzogs
haben sogar zwei Züchter daran gearbeitet, wie dem auch sei, es hat sie gegeben, und ich habe sie durch meine Berechnungen aus der Vergangenheit in diese Gegenwart holen können. Sie ist wunderschön, man sagt ihr nach, dass magische Kräfte in ihr stecken, und das hat sie uns auch bewiesen.«
»Noch einmal, Professor. Wer sind die Züchter?«
Chandler senkte seine Stimme. »Zwei sagen- und schon märchenhafte Gestalten.«
»Die Namen!«
»König Artus und Merlin!«
***
Suko zischte durch die Zähne. Mit einer derartigen Antwort hatte er nicht gerechnet. Sein Hals war plötzlich trocken, und er hatte Mühe, eine weitere Frage zu stellen. »Artus, der Begründer der Tafelrunde, des legendären Kreises, der nun wieder vereint auf der Nebelinsel Avalon seinen Platz gefunden hat?«
Chandler hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob sich die Runde in Avalon befindet, ich kenne das Eiland nicht.«
»Aber ich«, sagte Suko. »Verlassen Sie sich darauf. Sie bleiben bei der Meinung, dass der Zauberer Merlin dem König diese Rose übergeben hat, weil in ihr eine magische Kraft steckte?«
»Ich kenne es nicht anders.«
»Schön, aber warum tat Merlin das? Es muss doch einen Grund für ihn gegeben haben.«
»Ja, den gab es schon«, sagte Chandler und nickte wieder. »Möglicherweise sollte die Macht der Rose auf Artus undseine Ritter übergehen, aber das weiß ich nicht genau. Die Ritter verschwanden, die Rose aber blieb, und sie war für einen bestimmten Mann gedacht, der auf diesem Schloss gefangen gehalten wurde.«
»Richard Löwenherz!«
»Ja, denn sie sollte unter anderem für seine Befreiung sorgen. Er, der auf dem Rückweg von einem Kreuzzug hier in Österreich gefangen gesetzt wurde, damit ein anderer in England das Regiment übernehmen konnte, sollte durch den Sänger Blondel und dessen Rose befreit werden. Es gibt die Rose, es gibt Löwenherz, also muss es auch den Sänger geben. Zwischen den drei Namen existiert ein Zusammenhang.«
Suko holte tief Luft. »Wenn ich das richtig sehe, vermischt sich hier die Geschichte mit der Phantasie, aber wer kann jetzt sagen, was Geschichte ist und stimmt und was nicht. Ich weiß leider zu wenig über Löwenherz.«
»Ich beschäftigte mich mit ihm.«
»Können Sie mich aufklären? Aber bitte nur in kurzen Worten. Einen Aufriss, wenn möglich.«
»Dass er einer Intrige zum Opfer fiel, wissen Sie.«
»Ja.«
»Gut. Richard Löwenherz war der dritte Sohn Heinrich des Zweiten. Er wurde 1157 in Oxford geboren und starb 1199. Dazwischen lag ein wild bewegtes Leben, denn als König nahm er am dritten Kreuzzug teil. Er hatte 1191 Zypern erobert und schloss ein Jahr später mit dem Sultan Saladin einen Waffenstillstand. Auf der Rückreise wurde er dann von Herzog Leopold dem Fünften von Österreich gefangen genommen. Man warf ihn in ein Verlies, aber man benutzte zwei Burgen. Zum einen Dürnstein und zum anderen Trifels. Man muss ihn des öfteren zwischen den beiden Burgen hin- und hergeschafft haben, sodass niemand wusste, wo er sich in bestimmten Augenblicken befand. In der realen Geschichte heißt es, dass er im Jahre 1194 gegen ein hohes Lösegeld freigelassen wurde und wieder in seine Heimat zurückgekehrt ist. Da musste er sein Königreich gegen seinen Bruder Johann den Zweiten verteidigen, und er hatte auch Ärger mit dem englischen Festlandbesitz, denn der wurde von dem französischen König Philipp dem Zweiten angegriffen. Soweit eine kurze Biographie, von der ich hoffe, dass Sie etwas damit anfangen können, Suko.«
»Nicht so viel, ehrlich gesagt. Es fehlen mir einfach die gewissen Details.«
»Das kann ich verstehen.«
»Aber die genau drehen sich um die Rose, denn sie sollte dabei mithelfen, Löwenherz zu befreien.«
»Ja.«
»Wie?«
Chandler hob die Schultern. »Ich kann es nicht sagen, ich wollte es probieren. Ich jedenfalls habe durch meine Berechnungen die Verbindungen zwischen den Zeiten hergestellt und es geschafft, durch einen magischen Tunnel die Rose herzuholen.«
»Und waren sich dabei Ihrer Verantwortung nicht bewusst.« Diesen Satz konnte Suko sich einfach nicht verkneifen.
»Ich sah keine Gefahr. Ich habe gedacht, dass diese Blume nur Gutes bringt. Sie ist doch letztendlich geschaffen worden, um Löwenherz den Weg zur Befreiung zu weisen.«
»Irrtum, Professor. Sie ist gefährlich, wie Sie an Iris sehen können.«
»Ich habe es nicht gewollt.«
»Das glaube ich Ihnen sogar, aber damit kommen wir nicht weiter. Wir müssen uns den
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