0828 - Drachenritt
erfüllt wird?«
»Ein Grund mehr, dieses ungeheuerliche Ding einfach zu vernichten«, schlug Nicole vor.
»Einfach? Das wird es sicher nicht sein. Und was geschieht dann? Alles in diesem Universum hat einen Zweck. Auch das Buch. Damit müssen wir uns abfinden.«
»Und genau das will ich nicht«, erwiderte Nicole. »Als wir noch nichts von ihm wussten, haben wir auch ganz gut leben können. Und wir können sicher wieder so gut leben, wenn wir es zerstören. Es bringt Unheil, Zamorra.«
»Da bin ich mir nicht sicher. Ich weiß zwar noch nicht, welcher Sinn dahinter steckt, aber…«
»Aber?«, drängte Nicole.
»Wir werden’s erleben.«
»Oder dabei sterben.«
»Wir können auch sterben, wenn die Dämonen ausnahmsweise mächtiger sind als wir oder uns in Fallen locken, aus denen wir auch mit allen Tricks nicht mehr herauskommen. Dazu bedarf es des Buches nicht.«
»Nur erhöht das das Risiko«, warnte Nicole. »Speziell, wenn es jetzt von selbst aktiv wird.«
»Dem lässt sich Vorbeugen«, sagte Zamorra. Er lächelte dünn.
»Und wie stellst du dir das vor?«
»Indem ich schneller bin. Ich darf nicht wieder so lange warten, bis ich das nächste Siegel öffne, das siebte. Die Aktionen müssen in kürzeren Abständen erfolgen. Nur so kann ich das Buch unter Kontrolle halten.«
»Du irrst dich«, sagte Nicole. »Es hält dich unter Kontrolle. Du willst das nur nicht sehen, weil du schon süchtig bist. Gerade dass du jetzt aufs Tempo drücken willst, ist der letzte Beweis dafür.«
Sie erhob sich, kam zu ihm und stützte sich direkt vor ihm auf die Armlehnen seines Sitzes. »Zamorra, lass uns das Buch zerstören. Wir bitten Fooly, dass er es mit seinem Drachenfeuer verbrennt. Danach ist Ruhe.«
»Aber dann erfahren wir nie…«
»Ich will auch gar nichts erfahren«, sagte Nicole eindringlich. »Ich will, dass du wieder du selbst wirst. Dass du dich selbst kontrollierst, statt die Marionette eines teuflischen Artefakts zu sein. Die Geister, die du riefst - sie lassen dich nicht mehr los!«
Zamorra stemmte sich etwas empor und hauchte Nicole einen Kuss auf die Lippen. »Ich danke dir, dass du dir solche Sorgen um mich machst.«
»Ich liebe dich«, sagte sie. »Und ich will dich nicht verlieren. Nicht auf diese, nicht auf eine andere Weise. Und du kannst dir verdammt sicher sein, dass ich um dich kämpfen werde. Gegen Dämonen, gegen Schwarze Magie, und notfalls auch gegen dieses Buch!«
»Ich weiß das zu schätzen«, sagte er. »Trotzdem glaube ich nicht, dass wir das Buch überhaupt zerstören können.«
Sie dachte an ihr Erlebnis in der Nacht, als die Katze sie daran gehindert hatte, das Buch zuzuklappen. Aber sie sagte ihm nichts davon.
»Wir sollten es versuchen«, schlug sie vor. »Dann wissen wir, ob es geht.«
***
Nicole fuhr gleich mit dem schwersten Geschütz auf und nahm einen der beiden Dhyarra-Kristalle 8. Ordnung aus dem Safe. Dazu einen der Blaster, jene Strahlwaffen der DYNASTIE DER EWIGEN, die je nach Einstellung tödliche Laserstrahlen oder betäubende Elektroschocks versenden konnten. Den Blaster warf sie Zamorra zu, der die Waffe geschickt am Griff auffing.
»Mir ist nicht besonders wohl bei der Sache«, sagte er. »Wir richten vielleicht größeres Unheil an, als wir ahnen.«
»Komm!«, sagte Nicole, ohne weiter auf seine Befürchtung einzugehen. Sie verließ das Arbeitszimmer und schritt voran zum »Zauberzimmer«.
Als sie eintrat, hatte Zamorra zu ihr aufgeschlossen. Unwillkürlich hielt er nach der Katze Ausschau, wohl wissend, welche Möglichkeiten sie besaß, in verschlossene Zimmer zu gelangen.
Aber sie war nicht dort.
Etwas erleichtert atmete er auf. Ärger mit dem Tier hätte ihm jetzt gerade noch gefehlt.
»Die Katze ist zumindest nicht hier«, stellte auch Nicole fest. »Das ist gut. Ich fürchte, sie könnte sonst versuchen, uns an unserem Tun zu hindern.«
»Du meinst, zwischen ihr und dem Buch besteht eine Verbindung?«
»Chef!« Es klang mehr als vorwurfsvoll. »Ich dachte, auch dir sei es inzwischen klar, dass es diese Verbindung gibt! Immer dann - und auch nur dann -, wenn es um ein weiteres Siegel geht, taucht dieses Schnurrmonster auf, und wenn die Aufgabe erledigt ist, verschwindet es wieder spurlos! Also, wenn das keine Verbindung ist… dann frühstücke ich einen Drachen!«
»Das wird Fooly nicht gefallen«, murmelte Zamorra eingedenk des Jungdrachen, der Château Montagne in Atem zu halten pflegte. »Ach, sag mal… den habe ich jetzt schon seit
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