0829 - Die List des Terraners

eine unsichtbare Last auf seine Brust.
    „Dolgruht!" rief er leise und voller Mitgefühl. „Hörst du mich?"
    Der Techniker versuchte, den Kopf zu heben. Traiguthur besann sich auf seinen Plan. So bedauernswert Dolgruth auch war, der Weltverwalter durfte nicht vergessen, daß das Schicksal aller Varben auf dem Spiel stand.
    „Du hast eine Straße gefunden, die wir unter Umständen benutzen könnten, um die Behausung des Schweren Magiers in der Wüste Tervth zu erreichen?"
    Dolgruth vollführte eine kaum sichtbare Geste der Zustimmung.
    Der Weltverwalter griff nach einer Karte, die er selbst gezeichnet hatte, und beugte sich über den Wannenrand, um sie Dolgruth zu überreichen. Als der Erschöpfte nicht zugriff, ließ Traiguthur sie einfach fallen. Zwei Varben kamen langsam heran, stützten Dolgruth und flößten ihm etwas Flüssigkeit ein.
    „Du mußt die Stelle markieren, die du erreicht hast", befahl Traiguthur.
    Einer der beiden Helfer hob die Karte auf und hielt sie vor Dolgruths Gesicht. Der Techniker starrte sie verständnislos an. Schließlich bewegte er unendlich langsam einen Arm und deutete auf einen Punkt auf der Karte.
    „Nur bis dahin?" fragte Traiguthur enttäuscht.
    „Du hast die Niederlassung ja nicht einmal verlassen."
    „Es ... es ging nicht", lallte Dolgruth. Blutiger Schaum bildete sich vor seinem Mund. Sein Körper wurde schlaff, die beiden Helfer konnten nicht verhindern, daß er wieder auf den Boden sank. Traiguthur kroch aus der Wanne.
    Er ergriff die Karte und schwankte zur Funkanlage hinüber.
    Dort mußte er sich ein paar Minuten erholen, bis er sich stark genug fühlte, Waybunth anzurufen.
    Auch dieser lag in einer Wanne und machte einen verhältnismäßig frischen Eindruck.
    „Der Mann, den ich losgeschickt hätte, ist zurück", erklärte Traiguthur ohne Umschweife. Die offensichtliche Teilnahmslosigkeit seines Gesprächspartners störte ihn, aber er beschloß, seinen Ärger nicht zu zeigen.
    „Wie weit ist er gekommen?" erkündigte Sich Waybunth. Traiguthur blickte auf die Karte. Dann kam ihm plötzlich der Gedanke, den anderen zu belügen - und das tat er dann auch.
    „Bis nach Kroiset, direkt am Rande von Tervth!"
    „Das ist erstaunlich", gab Waybunth zu. „Allerdings war er dort immer noch ein paar Meilen von der Wohnkugel des Schweren Magiers entfernt."
    Traiguthur ignorierte diesen Einwand.
    „Ich habe einen Plan", verkündete er.
    „Wir brechen mit zweitausend Varben auf."
    „Zweitausend?" echote Waybunth überrascht. Er tauchte mit dem Oberkörper aus der Wanne.
    Flüssigkeit tropfte von ihm ab.
    Die unüberlegte Reflexbewegung raubte ihm vorübergehend den Atem. Erst, als er sich behutsam wieder eintauchen ließ, konnte er weitersprechen. „Zweitausend werden genauso zusammenbrechen wie einer."
    Traiguthur sah ihn abschätzend an und überlegte, ob er wirklich als einziger Weltverwalter noch in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen.
    „Jeweils vier Varben werden einen Mann tragen", erklärte er. „Zweitausend Männer werden fünfzig erholte Männer bis nach Kroiset bringen.
    Von diesen fünfzig Varben werden vierzig die übrigen zehn bis zur Wohnkugel des Schweren Magiers transportieren.
    Das bedeutet, daß wir zehn Männer einigermaßen ausgeruht ans Ziel bringen können - oder zwanzig Männer, wenn wir das Unternehmen mit der doppelten Anzahl von Teilnehmern starten."
    Waybunth schnaubte, aber es war deutlich erkennbar, daß sein Interesse erwachte.
    „Ein hoher Preis", meinte er. „Die Gefahr, daß jene, die als Träger an dem Unternehmen teilnehmen, sterben müssen, ist groß."
    Traiguthur antwortete: „Sterben werden sie so oder so - wenn nicht bald etwas geschieht."
    „Das ist wahr!"
    „Du wirst mich also unterstützen?"
    Waybunth zögerte.
    „Wir werden bei den zehn oder zwanzig Männern sein, die schließlich dem Schweren Magier gegenüberstehen", erinnerte Traiguthur. Waybunth zeigte so etwas wie ein Lächeln.
    „Als wäre das so erstrebenswert", meinte er ironisch. „Trotzdem, ich unterstütze dich bei allen Weltverwaltern, die wir erreichen können."
    Traiguthur nickte erleichtert. Er schloß die Augen, und in seinen Gedanken entstand ein phantastisches Bild. Er sah viertausend Varben, die einhundert Männer schleppten, die Energiestraße zur Wüste Tervth hinabtaumeln. Wie immer dieses Unternehmen ausgehen mochte, es war etwas Grandioses daran, etwas, worauf man stolz sein konnte.
     
    *
     
    Die vereinigten Zustandsformen der