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083 - Das Ende der Unschuld

083 - Das Ende der Unschuld

Titel: 083 - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Wasser sinken. »Diese Kristalle… ich will mich nicht länger mit ihnen befassen. Sie sind fremd. Sie sind erschreckend.«
    »Deswegen sind wir hier«, tönte eine tiefe Stimme von der Brücke. Mr. Black hatte die Wartungsarbeiten am Panzer beendet. Neben Pieroo, dem halbnackten struppigen Barbaren kam er heran. »Weil wir herauskriegen wollen, worin das Erschreckende an ihnen genau besteht.« Der Rebellenchef wirkte vital und strotzend vor Unternehmungslust. Dave fragte sich, was passierten musste, um ihn klein zu kriegen.
    »Ihr Oberflächenbewohner müsst immer alles begründen!« Quart’ol richtete sich auf; Wasser strömte aus seinen Kiemen.
    »Warum wohl haben wir Hydriten nie versucht, in den Kratersee vorzudringen und das Rätsel zu lösen? Wir hätten ein halbes Jahrtausend dafür Zeit gehabt. Aber es gibt eben Geheimnisse, die man besser ungelüftet lässt. Die Verderben und Tod bringen, wenn man sich zu sehr mit ihnen befasst.« Ein großer weißer Lupa brach ein paar Dutzend Schritte entfernt aus dem Wald. Wulf, Rulfans Begleiter. In weiten Sprüngen setzte er am Ufer entlang. Kaum einer beachtete ihn.
    »Du orakelst, verehrter Kollege«, sagte Dave. Er hatte sich ans Ufer gesetzt und ließ die nackten Füße ins Wasser baumeln. Das LP-Gewehr lag wieder über seinen Schenkeln.
    Seit der Begegnung mit den Todesrochen trug er es immer bei sich. »Wenn du unsere Rasse so gut kennst, müsstest du eigentlich wissen, dass Orakel uns neugierig machen.«
    »Beschreibe das Bild noch einmal, Quart’ol«, sagte Matt.
    »Bitte.«
    Der Lupa ließ sich neben Rulfan auf die Hinterläufe nieder.
    Seine Ohren drehten sich zu Matt, seine Schnauze schnüffelte in seine Richtung.
    »Es war nur ein kurzer Eindruck«, sagte Quart’ol müde.
    »Sehr stark und deutlich zwar, aber kurz. Ihr wisst, der Kristall hörte auf zu pulsieren, als ich ihn mental abtastete. Die Imaginationen, die ich empfing, habe ich euch geschildert. Am intensivsten war das Bild eines Humanoiden. Ja, er hatte in etwa eure Körperproportionen und -formen, auch das Gesicht kam mir menschlich vor.«
    »Wie groß war er?«, wollte Mr. Black wissen.
    Quart’ol machte sanfte Schwimmbewegungen gegen die Strömung und äugte zu dem Rebellenchef hinauf. »Vielleicht so groß wie Sie, vielleicht auch noch ein Stück größer. Seine Haut ist mir aufgefallen, sie war hell, fast silbrig weiß. Und sie bestand aus kaum wahrnehmbaren Segmenten. Schuppen, würde ich sagen.«
    »Eine Mutation also.« Rulfan meldete sich zu Wort. Er stand neben Aruula im Ufergras. Wenn er konnte, hielt er sich immer in ihrer Nähe auf. »Eine von vielen. Oder vermutest du etwa, dieses Ding… dieser Humanoide lebt innerhalb des Kristalls? Unser Commander hat da vorhin eine Theorie zum Besten gegeben…«
    »… die Kristalle wären Lebewesen, ich weiß, ich weiß.« Der Hydrit hob müde seine rechte Flossenhand. »Was glaubt ihr, wie oft ich über dieser Frage gegrübelt habe in den letzten Tagen. Sicher ist: In den Kristallen geschieht etwas, Bilder sind darin gespeichert… und Empfindungen.« Er machte eine kurze Pause. »Ja, ich würde sogar so weit gehen zu sagen: In den Kristallen fantasiert und denkt etwas.«
    »Also doch Lebewesen.« Aruula zog die Schultern hoch und schüttelte sich.
    »Gemach, gemach!« Dave grinste und hob abwehrend die Rechte. Innerlich aber packte ihn das Grausen.
    »Du hast gesagt, intensive Gefühle hätten das Bild des Humanoiden begleitet.« Matt konzentrierte sich ganz auf den Hydriten. »Welche Art von Gefühlen?«
    »Ich griff nach irgendwelchen Worten, um auszusprechen, was kaum auszusprechen ist. Noch dazu in einer fremden Sprache.« Der Hydrit schüttelte den Kopf. »Es ist so schwer zu beschreiben… Da war etwas… etwas Dringendes. Mir schien es, als sei der Humanoide sehr nahe, irgendwo hier am Seeufer. Gleichzeitig erschien es mir aber, als gäbe es ihn noch gar nicht, als würde man ihn nur sehnsüchtig erwarten.«
    »Wer?«, tönte es von der Brücke. »Wer erwartet ihn?« Der Hydrit erhob sich aus dem Bach. Ratlos ließ er die Arme sinken. »Bedaure, mehr kann ich wirklich nicht sagen.« Er wandte sich an Matt. »Nur dies noch: Lasst die Finger von den Kristallen. Sie sind gefährlich. Ich fühle es. Sie sind gefährlicher als alles, was mir in meinen bisherigen Leben begegnet ist. Gefährlicher noch als eure Rasse.« Der Lupa lief zu ihm ins Wasser und beschnupperte seine Flossenhand. Ein paar Atemzüge lang sprach keiner ein

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