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083 - Das Ende der Unschuld

083 - Das Ende der Unschuld

Titel: 083 - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Wort.
    Irgendwann ging Matt neben Dave in die Hocke. »Du verfügst über starke mentale Kräfte, Quart’ol. Könntest du dir vorstellen, diesen Humanoiden aufzuspüren, wenn es ihn tatsächlich gibt?«
    »Es wäre denkbar, jetzt nachdem ich weiß, wie die Kristalle miteinander kommunizieren. Aber ich scheue davor zurück.«
    »Versuch es dennoch, bitte.«
    Durch das flache Wasser watete Quart’ol ans Ufer zu Matt.
    »Ich habe Angst, mein menschlicher Freund, ich gestehe es. Und ich will zurück zu meinem Volk. Vielleicht können wir Mer’ol noch retten. Ich muss immer an ihn denken.«
    »Wenn die Kristalle gefährlich sind, solltest du es erst recht tun.« Aiko ergriff in seiner unverblümten Art das Wort. »Es geht nicht nur um uns Menschen, Quart’ol, es geht um die Zukunft der Erde. Also auch um die Zukunft deiner Rasse.«
    »Das ist wohl wahr«, sagte Quart’ol. »Trotzdem…«
    »Du kannst die Augen nicht vor der Bedrohung verschließen, Quart’ol.« Matt stand auf, fast beschwörend klang seine Stimme. »Aiko hat Recht: Diese ‚Macht im See’ plant etwas, das Auswirkungen für alles Leben auf der Erde haben wird, ob über oder unter Wasser. Ich bin überzeugt, dass dieser Humanoide der Schlüssel zum Geheimnis ist. Finde ihn für uns!«
    »Ihr wisst ja nicht, worauf ihr euch einlasst…« Wieder dieses bedeutungsschwere Kopfschütteln. »Ihr seid den Kristallen schon viel zu nahe gekommen. Kehrt um, so lange noch Zeit ist…«
    »Ich bitte dich, Quart’ol: Lass uns jetzt nicht im Stich!« Matt ließ nicht locker.
    »Was werdet ihr Luftatmer bloß tun, wenn es eines fernen Tages keine Rätsel mehr zu lösen gibt?« Der hydritische Wissenschaftler ließ sich im Ufergras nieder und seufzte. »Also gut, ich werde es versuchen.«
    »Halt.« Rulfan hob die Hand. »Maddrax, du kannst Quart’ols Bedenken nicht einfach vom Tisch wischen, nur weil du dich in eine fixe Idee verrannt hast.« Er blickte sich um. »Wir alle sollten demokratisch darüber abstimmen, was wir tun. Ich jedenfalls verlasse mich auf die Intuition unseres ozeanischen Freundes und sage: Nein!«
    Der Fluss rauschte, und etwas in der Luft knisterte. Sonst war es still. Die meisten Anwesenden vermieden es, dem Commander in die Augen zu sehen. Sie alle wussten um den schwelenden Streit zwischen ihm und Rulfan.
    Und waren überrascht, als Matt nickte. »Okay, du hast Recht, Rulfan. Eine Entscheidung dieser Tragweite sollten alle gemeinsam treffen. Also?« Nun sah er sich um.
    »Ich sage: Ja!«, rief Mr. Black von der Brücke herab. »Es geht hier um mehr als nur unser Leben. Vielleicht um die ganze Menschheit.«
    Pieroo neben ihm schüttelte stumm den Kopf. Krank sah er aus, der struppige Bursche. Strahlenkrank. Ein tödliches Souvenir von einer nuklearen Explosion über den Ruinen von New York. Zwei Jahre war das ungefähr her. Jetzt zeigten sich die Folgen. Wenn Pieroo nicht bald medizinisch versorgt wurde, würde er sterben.
    »Wir stimmen per Handzeichen ab«, kürzte Matt die Prozedur ab. »Wer ist dafür, dass wir aufbrechen und den Humanoiden suchen?« Er hob die Rechte.
    Auch Mr. Black, Aiko, Honeybutt und Dave reckten die Arme in die Höhe. Aruula blickte in den Fluss, als würde sie das alles nicht interessieren. Matt ahnte, wo sie mit ihren Gedanken war: bei ihrem Kind.
    »Wer ist dagegen?«
    Pieroo und Rulfan hoben die Hände.
    »Fünf Jastimmen, zwei Neinstimmen, zwei Enthaltungen«, konstatierte Matt. »Packt die Sachen. Es geht los.« Diesmal war er es, der Rulfan herausfordernd ansah.
    ***
    Das Ziel.
    Sein Bild stieg aus der Aura des Sol, wie vor Tausenden von Daa’mur-Jahren das Doppelgestirn Mu’rans morgens aus dem Dampf über dem Lava-Ozean stieg. Und wie Mu’rans zweifacher Glutball sich einst um so leuchtender aus Dunst, Rauch und Morgengrauen schälte, je weiter er sich vom Horizont löste, so nahmen auch die Umrisse des Bildes immer deutlichere Gestalt an, je konzentrierter sich die Auren Ora’sol’guudos und seiner Berufenen vereinigten.
    Das Ziel war ein Körper.
    Er erhob sich auf seinen in einer Flosse auslaufenden Hinterleib, reckte die beiden Arme, als wollte er sie empfangen, und ein Zittern aus den Auren steigerte sich zu wildem Pulsieren. Zwischen den Fingern des Körpers spannten sich Schwimmhäute. Er war dunkel, er war groß, vertraut sah er aus. Etwas wie ein Seufzen perlte durch die Aura des Sol, und als siebenundvierzigfaches Echo floss es aus den Auren der anderen zurück; Sehnsucht und

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