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083 - Das Ende der Unschuld

083 - Das Ende der Unschuld

Titel: 083 - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gefallen war: in der Mulde, auf Bluterde.
    So schrieb es der altehrwürdige Ritus der Woiin’metcha für Kämpfe auf Bluterde vor. Anschließend brachen sie auf.
    Bulba’han führte den Zug der Schwertkrieger an: achtundneunzig Zeugen, sieben Seher und eine siebenfache Mutter.
    Zwischen Waldrand und Klippen wanderten sie durch das hohe Gras. Als die Sonne fast im Zenit stand, reichte der Wald bis an die Steilklippen. Ein Pfad wand sich durch die Klippen hinunter an den Strand. Bulba’han besprach sich mit den Ältesten und Sehern - ein neuer Führer hatte sich nach den unveränderlichen Gesetzen der Woiin’metcha bei den Ältesten und Sehern Rat zu holen. Gemeinsam beschlossen sie, den leichter begehbaren, aber gefährlicheren Weg am See entlang zu nehmen. Zu viel Zeit hätte es gekostet, sich einen Pfad durch das Unterholz zu schlagen.
    Bevor der Halbmond am Nachthimmel stand, musste ein Schwertkrieger, der Bluterde als Sieger verlassen hatte, vor seiner Geburtshütte den Ahnen opfern. An dieses eherne Gesetz der Woiin’metcha dachten die Seher und Ältesten.
    Bulba’han dachte an Tata’ya.
    Er führte die Schwertkrieger zum Strand hinunter und dann am Seeufer entlang, das sich hier entlang einer teilweise schmalen Bucht nach Sonnenuntergang erstreckte. Bald hörten sie die Musik, und bald sahen sie etwa zwei Dutzend Schiffe vor der Küste der Bucht im Wasser schaukeln. Am Strand standen Zelte und brannten Feuer, und eine Menge Volk tummelte sich dort.
    Bulba’han winkte die Schwertkrieger und die siebenfache Mutter an die Klippen heran. Er wollte vermeiden, allzu früh von den Fremden am Strand entdeckt zu werden. Im Schatten der Felsen näherten sie sich dem Lagerplatz.
    Die Musik riss nicht ab, wurde lauter: Trommeln, Hörner, Posaunen. Als sie Gestalten, Kleider und Gesichter unterscheiden konnten, hob Bulba’han die Hand. Alle blieben stehen und beobachteten die Szenerie.
    Kein einziger Schwertkrieger befand sich dort hundertachtzig Schritte entfernt bei den Feuern und Zelten; auch auf den Schiffen nicht, so weit sie erkennen konnten. Das hätte Bulba’han auch erstaunt, denn selten suchten die Woiin’metcha die Gesellschaft anderer Völker. Eigentlich nur zu Marktzeiten, oder wenn schwerwiegende Fragen anstanden, die auch eines der anderen drei Hauptvölker am See betrafen.
    Ein paar kleine Kanus und Ruderboote lagen halb in der Brandung, halb auf dem Sand. Über hundert Kreaturen hielten sich dort bei Zelten und Feuern auf, mindestens die Hälfte davon waren Rriba’low. Deren Schiffe hatte Bulba’han längst identifiziert; gut achtzehn gehörten den friedlichen Fischfängern. An der langen geschwungenen Form waren sie leicht zu erkennen.
    Den klobigen, kastenartigen Schiffstyp mit den vielen Rudern zu beiden Seiten pflegten die Narod’kratow zu bauen.
    Keine schnellen, wendigen Schiffe benötigten sie, sondern schwere Kähne mit großen Laderäumen. Fünf davon schaukelten neben den Rriba’low-Seglern etwa hundert Schritte vom Ufer entfernt.
    Genau achtundzwanzig knorrige, verwachsene Zwergengestalten zählte einer der Seher: Männer und Frauen aus dem Volk der Narod’kratow, oder der Maulwürfe, wie sie unter den Schwertkriegern manchmal genannt wurden, weil sie den lieben langen Tag unter der Erde nach Erz gruben.
    Und auch einige Mastr’ducha entdeckten sie. Nicht viele, vielleicht siebzehn oder achtzehn. Die meisten von ihnen hingen in der steilen Klippe, ein paar standen vor der Klippenwand auf einer Düne. Sie waren es, die Musik machten.
    Ein einzelnes der kräftig gebauten Echsenwesen thronte über allen auf einem Felsvorsprung, schwankte irgendwie und fuchtelte mit seinen Armen. Die Menge davor glotzte zu ihm empor, einige tanzten, andere drohten mit den Fäusten hinauf.
    Bulba’han mochte die Mastr’ducha - die Geistmeister, wie sie auch genannt wurden - nicht besonders. Sie duldeten Rassengenossen in ihrer Mitte, die aus der Art geschlagen waren; mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, die nach Ansicht Bulba’hans und aller anderen Völker am See allein der Macht im See vorbehalten sein sollten: Gedanken lesen, Gegenstände ohne körperlichen Kraftaufwand von einem Ort zum anderen bewegen, und Schlimmeres.
    Hin und wieder entdeckte man auch unter den Schwertkriegern Missgeburten mit solchen Fähigkeiten.
    Gnadenlos sortierte man solche Kreaturen aus. Als Sklaven wanderten sie in die Bergwerke der Narod’kratow. Die Narod’kratow selbst und die Fischfänger hielten es mit aus

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