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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Weise. Freizeit war ein Fremdwort für ihn. Er liebte seinen Beruf, lebte für ihn, und was nicht irgendwie mit Polizeiarbeit zusammenhing, schien ihm uninteressant. Am liebsten schlenderte er durch die Straßen des West End und beobachtete die Leute. Sie zu studieren, war sein liebstes Hobby. Ihre Gesten, ihren Gesichtsausdruck, ihre Art, sich zu bewegen. Er sammelte Menschen, wie andere Briefmarken sammeln. Er konnte stundenlang in einer Teestube sitzen und zwei Männer beobachten, die sich miteinander unterhielten, und alles, was ihm besonders auffiel, hielt er auf einem Fetzen Papier fest. Er kannte die typische Geste, die eine Lüge begleitete, den Ausdruck der Eitelkeit in einem Gesicht, und er wußte schon aus einiger Entfernung mit Sicherheit zu sagen, ob ein Mensch über sich selbst oder über einen anderen sprach.
    Er schlenderte den regennassen Gehsteig entlang, als vom entgegengesetzten Ende der Straße lautlos eine große Limousine heranrollte und vor einem Restaurant anhielt. Auch Wade blieb stehen. Die Leute, denen der untersetzte Portier beim Aussteigen half, interessierten ihn weniger, er wollte sie nur vorbeilassen, als sie den Gehsteig überquerten. Ein großer, breitschultriger Mann verließ den Wagen als erster. Sein Kopf war völlig kahl, sein hartes, altes Gesicht hatte unzählige Runzeln und Fältchen.
    »Komm, meine Liebe«, sagte er ungeduldig mit einer auffallend tiefen und klangvollen Stimme. Er streckte die Hand in den Wagen und half seiner Begleiterin heraus. Sie trug ein weißes Kleid und darüber einen Mantel aus Silberlame mit einem hohen Hermelinkragen. Eine schmale Gestalt, die Verkörperung strahlender Jugend. Von dem sorgfältig frisierten blonden Haar bis zu den Spitzen ihrer silbernen Schuhe eine vollendete Erscheinung. Ihr Gesicht konnte Wade im ersten Moment nicht sehen, aber gerade als sie unter einer Laterne stand, wandte sie den Kopf. Sie sah Wade nicht, doch er erkannte sie und schrie vor Verblüffung fast auf. Es war Lila Smith.
    Der Mann und das Mädchen hatten das Restaurant betreten, bevor Wade aus seiner Erstarrung erwachte. Keine Gedanken verschwendete er mehr an sein kleines Haus in Wapping. Er wartete, bis der unterwürfige Portier seinen Platz vor dem Eingang des Restaurants wieder eingenommen hatte, und ging dann auf ihn zu. »War das eben Oberst Martin?« fragte Wade. Der Portier sah ihn mißtrauisch an. Nicht zum erstenmal wollte ein Fremder aus ihm herauslocken, wer dieser oder jener Gast war.
    »Nein, er war es nicht«, antwortete er.
    »Merkwürdig, ich hätte schwören können, daß er es ist«, sagte Wade und wollte an dem Portier vorbeigehen, doch der stellte sich ihm in den Weg. »Das ist nicht der Eingang zum Restaurant, Sir. Hier gibt es nur Privatzimmer und Bankettsäle. Wenn Sie ins Restaurant wollen, müssen Sie eine Straße weiter.« Inspektor Wade sah den Mann und Lila durch eine Glastür gehen und dann nach rechts abbiegen. Vermutlich war dort eine Treppe. »Dann werden Sie mir vielleicht jetzt verraten, was ich wissen will«, sagte er energisch. »Ich heiße Wade und bin Polizeiinspektor. Der Constable dort drüben an der Ecke kann mich wahrscheinlich identifizieren.« »Das ist schon in Ordnung, Inspektor«, entschuldigte sich der Portier. »Ich erkenne Sie jetzt, habe Ihr Gesicht in der Zeitung gesehen. Sie verstehen doch, daß ich keine Fragen beantworten konnte, solange ich nicht...« »Selbstverständlich verstehe ich das«, fiel Wade ihm freundlich ins Wort. »Wer war also der Mann, der eben ins Haus ging?«
    Der Portier schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, Sir. Er und die junge Dame dinieren ungefähr einmal im Jahr hier, ganz bestimmt nicht öfter. Beim letzten Mal war sie noch ein halbes Kind. Ich glaube, er ist ihr Vater. Angeblich ist er Offizier in der indischen Armee und kommt nur einmal im Jahr nach Hause. Das hat mir einer unserer Oberkellner erzählt.« »Bringt er die junge Dame immer mit?« »Vielleicht geht er mit ihr auch woanders hin, aber ich habe die beiden nur hier gesehen.« »Ist sie immer so elegant angezogen?«
    »Aber ja, selbstverständlich, Sir«, erwiderte der Portier überrascht. »Sie ist eine wirklich vornehme junge Dame und besucht irgendwo ein Pensionat.« Wade überlegte rasch. »Was für eine Zimmernummer haben die beiden?«
    »Nummer achtzehn«, erwiderte der Portier, und dann fiel ihm etwas ein. »Ich kann Ihnen den Namen des Herrn sagen, er steht ja im Melderegister.« Er ging ins Haus und war

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