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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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war doch unheimlich -unheimlicher noch als Lilas seltsamer Ausflug in die große Welt.
    Einer der Männer blieb vor dem Hinterzimmer stehen und ging hinein. Kurz darauf sah Wade unter dem Türspalt einen Lichtschimmer. Im ganzen Haus roch es eigenartig nach Moschus, und noch bevor er die hohen, singenden Stimmen hörte, wußte er, daß die Männer Chinesen waren. Während Wade noch lauschte, näherten sich auf dem gefliesten Gartenweg rasche Schritte, und er hatte gerade noch Zeit, wieder in die Küche zurückzuweichen, als ein dritter Mann das Haus betrat. Er rief etwas auf chinesisch, die Tür des Hinterzimmers ging auf, und einer der Männer kam auf den Flur. Das Gesicht des Neuankömmlings konnte Wade zwar nicht sehen, da er den Kragen seines schwarzen Regenmantels aufgestellt hatte, aber er war — das merkte man schon an seiner Größe — zweifellos ein Europäer. Auch er verschwand im Hinterzimmer und schloß die Tür ab. Wade schlich lautlos näher und horchte. Zwei Stimmen redeten eindringlich aufeinander ein, der dritte Mann schwieg. Die tiefere, europäische Stimme klang drohend, die des Chinesen flehend, fast jammernd. Einer von den dreien kam an die Tür und drückte die Klinke herunter. Er mußte vergessen haben, daß abgeschlossen war. Wieder verschwand Wade lautlos in der Küche. Kurz darauf hörte er das Schloß zurückschnappen, die Tür ging auf, und die drei traten auf den Flur. Gemeinsam verließen sie das Haus, und der letzte schloß leise die Haustür hinter sich.
    Wade nahm sofort die Verfolgung auf. Die Männer überquerten die Hauptstraße und bogen in eine Seitengasse ein. Bald hatten sie eine jener finsteren Uferstraßen erreicht, in der es nur Speicher und Lagerhäuser, schmale Durchgänge und glitschige Stufen gab, die zum Wasser hinunterführten. Die drei blieben eine Weile stehen und unterhielten sich lebhaft. Dann setzte der eine sich mit dem Rücken zur Mauer auf den Boden. Die Straße war so schlecht beleuchtet, daß Wade nicht sehen konnte, welcher von den dreien es war. Die beiden anderen gingen weiter, und mit zunehmender Entfernung verschwammen ihre Gestalten im trüben Licht der Straßenlaternen zu undeutlichen Flecken. Wade war in der Zwickmühle. Hatten sie gemerkt, daß er ihnen folgte? War dieser Mann zurückgelassen worden, damit er sich ihren »Schatten« näher ansieht? Der Inspektor ging weiter und kam dem an der Mauer Sitzenden immer näher. Es war einer der beiden Chinesen, wie er jetzt feststellte. Da es vor kurzem geregnet hatte, glänzte das Pflaster noch vor Nässe. Um den reglos dasitzenden Mann herum schimmerte es dunkler, und als Wade vor ihm stand, sah er, daß es Blut war, das in drei kleinen Bächen in den Rinnstein lief. Schrill klang Wades Signalpfeife durch die leeren Straßen. Er behielt sie im Mund und pfiff immer wieder, während er hinter den beiden Männern herrannte. Schon nach kürzester Zeit kam ihm ein Polizist aus der Richtung entgegen, in die die Männer gegangen waren. Der Polizist hatte niemanden gesehen. Nur wenige Minuten später durchsuchten ein gutes Dutzend Beamte die ganze Gegend, aber der hochgewachsene Europäer und der Chinese waren wie vom Erdboden verschluckt.

4
    Am späten Abend erstattete Inspektor Wade seinem direkten Vorgesetzten Bericht.
    »In der Bluse des Chinesen haben wir mehrere Platinfassungen gefunden. Ihrem Stil nach schienen sie zu dem Schmuck zu gehören, der bei dem großen Juwelenraub erbeutet wurde. Die Steine hat man wie üblich herausgebrochen. Der Mann war stumm, das behauptet wenigstens der Doktor. Wir konnten ihn bisher noch nicht identifizieren. Ich habe seine Fingerabdrücke nehmen lassen, und einer der führenden Männer aus dem Chinesenviertel hat ihn sich angesehen. Ohne Erfolg.« Mitternacht war längst vorüber, als Wade in den »Mekka«-Club kam. Und diesmal war er nicht allein. Golly Oaks saß in Hemdsärmeln im Speiseraum und rauchte eine kurze, verrußte Tonpfeife. »Mutter Oaks schläft wohl schon?« fragte Wade. »Sie war heute abend nicht zu Hause.«
    »Das weiß ich selbst«, entgegnete Wade schroff. »Deshalb möchte ich ja mit ihr reden.«
    Golly Oaks stieg mühsam von dem Tisch herunter, auf dem er gesessen hatte, warf den beiden Kriminalbeamten in Wades Begleitung einen gehässigen Blick zu und verschwand. Als er zurückkam, winkte er Wade, ihm zu folgen, und führte ihn in Mutter Oaks' Zimmer. Mit zusammengepreßten Lippen und finsterer Miene blickte sie dem Inspektor entgegen.
    »Was

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