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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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bedeutet das?« fragte sie in scharfem Ton. »Im Augenblick«, antwortete Wade, »bedeutet es Mord, und das ist ziemlich schlimm.« »Mord?« wiederholte sie ungläubig.
    »Ein Chinese wurde heute nacht von einem oder zwei Männern ermordet, die sich vor dem Mord in einem kleinen Haus in der Langras Road aufhielten, zu dem sie offenbar Schlüssel hatten. Es war genau das Haus, in dem Sie kurz vorher mit Lila gewesen waren.«
    Sie verstellte sich nicht, ihre Bestürzung war echt. Aber sie erschrak auch nicht so sehr, daß sie sich verriet. Sie hatte sofort eine Erklärung bei der Hand.
    »Stimmt, ich war heute abend in dem Haus in der Langras Road«, sagte sie. »Es gehört meiner Schwägerin, und wir versuchen schon seit Jahren, einen Mieter dafür zu finden.« »Sie waren mit Lila dort?«
    »Habe ich etwas anderes behauptet?« fragte sie mürrisch zurück. »Sie hat sich umgezogen, weil sie sich mit — mit ihrem Vater traf. Sie wollen bestimmt wissen, wer Lilas Vater ist, Sie Bulle, aber da muß ich Sie enttäuschen, von mir erfahren Sie es nicht.«
    Inspektor Wade kniff die Augen zusammen. »Immer schön höflich bleiben, Mrs. Oaks, dann kommen wir viel besser miteinander aus. Doch wenn Sie unbedingt mit dem Mord in Verbindung gebracht werden wollen, können Sie sich ruhig ein paar Frechheiten mir gegenüber erlauben. Wenn ich die Informationen, die ich brauche, hier nicht bekomme, nehme ich Sie mit aufs Revier. Ist das klar?«
    Er sah den Zorn in ihren Augen, aber ihre Stimme klang völlig zerknirscht. »Entschuldigen Sie, Mr. Wade, begreiflicherweise bin ich ein bißchen aufgeregt. Wo wurde der Mann ermordet? Im Haus?«
    »Wußten Sie, daß es von Chinesen benutzt wurde?« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Ich wußte nicht, daß es außer mir überhaupt noch jemand benutzte. Ich mache alle paar Monate dort sauber — zusammen mit Lila.« »Wer ist Lilas Vater?«
    Doch hier blieb sie ihm die Antwort schuldig. »Ich werde mich hüten, einen Skandal vom Zaun zu brechen — das müssen Sie doch verstehen. Der Gentleman hat Familie.« »Weiß Lila Bescheid?«
    Mutter Oaks zögerte. »Nein. Sie glaubt, er sei ein Freund, der sich für sie interessiert. Er bezahlt ihren Unterhalt, und wenn er in England ist, schickt er mir Geld, damit ich sie herausputze und er sie zum Dinner ausführen kann.« »Ist er Engländer?«
    »Amerikaner.« Die Antwort kam ein bißchen zu schnell. »Er wohnt auf Long Island oder in New York oder so. Ein reicher, vornehmer Amerikaner. Chinesen habe ich in dem Haus nie gesehen, Inspektor Wade, das schwöre ich. Wenn heute abend welche dort waren, wußte ich nichts davon. Vor Chinesen fürchte ich mich nämlich. Sie werden doch das arme Kind keinem Kreuzverhör unterziehen und ihm Angst einjagen? Sie ist eben zu Bett gegangen.«
    »Wie viele Schlüssel gibt es für das Haus in der Langras Road?« Sie überlegte. »Ich habe nur einen gesehen.« »Haben Sie ihn immer bei sich?« Sie nickte. »Wissen Sie, ob noch jemand einen hat?« Sie verneinte mit großem Nachdruck.
    Wade war überzeugt, daß sie die Wahrheit sagte. Auf jeden Fall hatte sie nicht versucht zu leugnen, wo sie am Abend gewesen war. Ein ganz unprofessionelles Gefühl ergriff ihn, Lila tat ihm auf einmal sehr leid. Mutter Oaks' Erklärung für das, was das Mädchen »das Erlebnis« nannte, klang schrecklich plausibel. Es hatte auch keinen Sinn, jetzt mit Lila zu sprechen. Mutter Oaks gab ihm geradezu mit Feuereifer jede gewünschte Information. »Hat ›Mr. Brown‹ einen Schlüssel zum Haus?« Sie erschrak offensichtlich, als er den Namen nannte, unter dem sie den alten Mann kannte. »Soviel ich weiß, hat er keinen. Und wozu auch? Ich habe ihm nie etwas von dem Haus in der Langras Road erzählt.« Wade überlegte einen Augenblick. »Geben Sie mir Ihren Schlüssel«, sagte er dann.
    Sie kramte in einer großen Handtasche, die auf dem Tisch lag, und holte einen Ring heraus, an dem ein einzelner Schlüssel baumelte. Wade sah ihr fest in die Augen. »Und der Schlüssel zum Schrank?«
    Ihre Augen flackerten vor Schreck. »Den Schlüssel zum Schrank? Zu welchem Schrank?« »In dem Zimmer, in dem Lila sich umgezogen hat, steht ein Einbauschrank.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nur diesen einen Schlüssel.« Der Inspektor lächelte. »Dann werden wir den Schrank wohl aufbrechen müssen«, sagte er liebenswürdig. Mutter Oaks hatte sich gut unter Kontrolle. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, meinte sie kühl. Dann

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