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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ich ihm, daß er morgen zu Ihnen gehen soll. Falls er etwas über den Wagen weiß, wird er es Ihnen sagen. Wenn Sie wollen, bringe ich ihn her, und Sie können hier mit ihm reden.« »Ich will's mir überlegen«, sagte Wade.
    Am liebsten wäre er unter der ersten Straßenlaterne stehengeblieben und hätte den Zettel gelesen, der an dem Schlüssel hing. Er zweifelte nicht daran, daß er von Lila stammte. Sie hatte ihm erzählt, sie schlafe in einem Mansardenzimmer nach vorn heraus. Doch er widerstand der Versuchung. Er wußte es zwar nicht, vermutete jedoch, daß man ihn beobachtete. Wades Diener Henry hatte einen Fehler: er schlief viel, tief und fest. Wenn Wade einmal seinen Hausschlüssel vergaß, hatte er große Schwierigkeiten, seinen Siebenschläfer zu wecken, der manchmal sogar mitten beim Abendessen einschlief. Verärgert stellte der Inspektor fest, daß er auch heute den Hausschlüssel nicht bei sich hatte. Er läutete ein paarmal Sturm — vergeblich. Daher beschloß er, um das Haus herumzugehen und so lange ans Fenster der Spülküche zu klopfen, bis Henry wach wurde.
    Die kleinen Häuser in London sind einander alle sehr ähnlich. So gab es hier zum Beispiel dieselbe Pforte zwischen vorderem und hinterem Garten wie bei der Villa in der Langras Road. Nur war sie hier viel stabiler als dort. Wade wollte darüberklettern, stellte aber überrascht fest, daß die Pforte nachgab, als er mit dem Knie dagegen drückte. Auch das war nicht ungewöhnlich, denn Henry schloß sie meist erst gegen elf Uhr abends ab, eine beinahe feierliche Zeremonie, die er sich nicht nehmen ließ.
    Wade öffnete die Pforte und ging weiter. Nach zwei oder drei Schritten stieß er jedoch mit dem Zeh gegen etwas Massives und wäre um ein Haar zu Boden gegangen. Es konnte sich um kein schweres Hindernis handeln, denn er hatte es mit dem Fuß verschoben. Wieder holte er seine Taschenlampe heraus und leuchtete den Boden ab, um nachzusehen, was da im Weg stand. »Heiliger Strohsack!« stieß er hervor.
    Vor sich sah er zwei Kisten mit Stiefmütterchen. Sie waren hintereinander am Wegrand abgestellt worden, und an der Mauer lehnten zwei funkelnagelneue Spaten. Ein Stück weiter lag, ebenfalls dicht an der Mauer, ein langes Brecheisen. Aber das war nicht die einzige bemerkenswerte Entdeckung, die er machte. In der Nähe der Küchentür fand er einen runden Holzdeckel, der aus festen Planken zusammengeschraubt worden war. Die Planken waren neu, das Ganze eine saubere Arbeit. Zuerst dachte er, daß Henry ohne sein Wissen im Haus ein paar Reparaturen durchgeführt hatte. Wie lange die Sachen schon hier lagen, ahnte er nicht, doch die Blumen konnten erst vor kurzem gebracht worden sein. Er hätte schwören können, daß er eine der beiden Kisten am frühen Abend bei Golly Oaks gesehen hatte. »Die Sache wird immer kurioser«, sagte Wade vor sich hin. Er trat an das erleuchtete Küchenfenster und klopfte. Durch einen Vorhangspalt sah er seinen Diener, das Kinn auf der Brust, in einem Windsorsessel selig schlummern. Er brauchte gut fünf Minuten, bis er ihn wach bekam, und dann verging noch einige Zeit, ehe der schlaftrunkene Mann von der Haustür zurückkam, zu der er ganz automatisch gegangen war. Endlich wurde der Riegel an der Hintertür zurückgeschoben, und Wade konnte ins Haus.
    »Tut mir sehr leid, Mr. Wade, aber ich habe letzte Nacht nicht viel geschlafen ...«
    Es war seine übliche Ausrede, und Wade schnitt ihm das Wort ab. »Was liegt eigentlich neben der Seitenpforte für ein Zeug herum?« fragte er.
    »Zeug?« Henry war jetzt hellwach. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Er folgte Wade ins Freie, betrachtete kopfschüttelnd Blumen und Geräte und war ganz offensichtlich sehr verwirrt. Auch der Holzdeckel vor der Küchentür bereitete ihm Kopfzerbrechen.
    »Sieht so aus, als wollte jemand etwas abdecken«, sagte er und klopfte mit dem Finger auf das Holz. »Wahrscheinlich ist alles nur irrtümlich hier abgegeben worden. Komisch, daß ich niemanden gehört habe ...« »Das ist das einzige, das an der Sache nicht komisch ist«, unterbrach ihn Wade.
    Er ging ins Wohnzimmer, nahm den Schlüssel aus der Tasche und löste die Schnur, mit der das Papier umwickelt war. Auf ein dünnes Seidenpapier, das wahrscheinlich aus einer Kleiderschachtel stammte, hatte jemand mit Bleistift die Worte gekritzelt: »Seien Sie bitte vorsichtig! Achten Sie auf das Gitter in Ihrem Zimmer. Darüber haben sie geredet. Ich mache mir schreckliche Sorgen.«
    Die

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