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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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er diese Stimme schon früher gehört, nur hatte sie damals nicht amerikanisch geklungen. Warum sind seine Gedanken jetzt ausgerechnet mit so unwichtigen Dingen befaßten, konnte Wade später nie begreifen. Der Mann stieg die Stufen hinauf und zog sich langsam aus der Stahlkammer zurück. Immer noch mit der Pistole auf sie zielend, bückte er sich und betastete den vorspringenden Türrand.
    »Um Gottes willen!« die Stimme des Direktors klang hoch und dünn vor Schreck und Angst. »Er sucht den Sicherungsbolzen! Er will uns hier einschließen! Wir werden ersticken.« Im selben Augenblick zog Wade seine Waffe und feuerte. Der Bärtige schrie auf, und seine Pistole fiel klappernd auf den Boden. Die große Stahltür schloß sich langsam. Mit zwei Schritten stürmte Wade die Stufen hinauf und klemmte seine Schulter zwischen Tür und Rahmen. Der Bärtige hatte kehrt gemacht, schoß aus Wilsons kleinem Büro in den nächsten Raum, warf die Tür hinter sich zu und schloß von außen ab. »Die Alarmanlage!« rief Wilson keuchend. »Lassen Sie mich . ..« Er drängte sich an Elk vorbei, der inzwischen auch heruntergekommen war, völlig verwirrt dastand und nicht wußte, was sich hier abspielte. Wilson warf sich über den Schreibtisch, tastete nach dem Alarmknopf, fand ihn, und sofort hallte die stille Straße vom Geheul der Alarmsirene wider. Ein Beamter der City Police befreite sie. Der Dieb hatte in seiner Eile den Haupteingang der Bank sperrangelweit offengelassen.
    »Wir haben den Schaden und den Spott dazu«, sagte Elk düster. »Andererseits aber wäre es auch passiert, wenn wir nicht hier gewesen wären. Er hatte uns nicht erwartet, stellte sich aber schnell auf die neue Situation ein. Ich gäbe gern ein Monatsgehalt her für das Vergnügen, Mr. Vollbart in die Finger zu kriegen.«
    Wade sagte gar nichts. Er hatte weder das Gefühl, sich lächerlich gemacht, noch seine Zeit vergeudet zu haben. Denn ohne es zu wissen, hatte der Bärtige ihm genau den Hinweis gegeben, den er brauchte.
    Als erstes suchten sie Rechtsanwalt Bruder in seiner Wohnung auf. Er war noch wach und wartete auf sie. Obwohl er den Verlust der Papiere bedauerte, schien er ihn nicht allzu tragisch zu nehmen.
    »Soweit ich mich erinnere, enthielt die Kassette nichts, was aus der Sicht eines Anwalts von besonderem Wert gewesen wäre«, sagte er. »Es waren eher sentimentale Erinnerungsstücke.«
    »Können Sie mir ein paar nennen?«
    »Geburts- und Heiratsurkunden, ein paar Briefe, die der Sohn von Lady Pattison schrieb, als er noch klein war, ein paar Fotos, hauptsächlich von der kleinen Delia.« Er zögerte, überlegte. »Eine von der Kinderschwester Anna unterschriebene Aussage über die - eh - die Feuersbrunst. Das ist alles. Lady Pattison bestand geradezu ängstlich darauf, daß diese Dinge nicht zusammen mit den anderen Papieren aufbewahrt wurden. Deshalb deponierte ich sie in der Bank, obwohl es sich kaum lohnte.«
    »Wer hat gewußt, daß sie in der Bank waren?« fragte Wade. »Niemand«, antwortete der Anwalt prompt. »Ich habe es nicht einmal Lord Siniford gesagt...«
    »O doch, das haben Sie«, fiel Wade ihm ruhig ins Wort. »Sie haben mir davon erzählt, als er gestern abend in Ihr Büro kam. Sie wissen doch noch — er kam herein und sah aus wie eine Wasserleiche, und dann machte er sich schleunigst davon.« »Weil sie es schon vorher wußten«, sagte Elk. »Hat Lila sie nicht schon vor Tagen — wenn nicht gar vor Wochen — über Lothbury und die Graveurwerkstatt reden hören? Vielleicht hat Siniford erst gestern durch Sie erfahren, wo die Papiere sind. Doch wenn Sie richtig beobachtet haben, hat er sich hauptsächlich deshalb so furchtbar aufgeregt, weil Sie sich die Papiere ansehen wollten, Wade.« Aus der Wohnung des Anwalts rief Wade bei Lord Siniford an, aber es meldete sich niemand. Also ließ er sich mit der Nummer des Portiers verbinden. »Seine Lordschaft ist vor einiger Zeit gekommen, aber gleich wieder gegangen«, teilte der Mann ihm mit. »War er allein?«
    Der Portier antwortete nicht, und Wade wiederholte die Frage. »Nein, Sir, er kam in Begleitung eines kleinen Mannes, den ich nicht kenne. Sie sind auch zusammen wieder gegangen!« Später fuhr Wade allein in die St. James's Street, aber der Portier konnte ihm nicht mehr viel erzählen. »War der kleine Mann ein Weißer oder ein Chinese?« fragte Wade schließlich noch. »Ein Weißer. Ein ziemlich gewöhnlich aussehender Mensch. Er war früher schon mal hier. — Vorhin war

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