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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Seiner Lordschaft der Whisky ausgegangen, und ich brachte ihm eine neue Flasche hinauf. Der kleine Mann muß irgend etwas mit der Schiffahrt zu tun haben. Als ich kam, sagte er gerade, der Fluß sei in der Nacht sehr kalt gewesen. Ich muß hinzufügen, daß ich einen Hauptschlüssel zu allen Wohnungen habe und ein und aus gehen kann, ohne zu klingeln. Aber das alles nützt Ihnen wohl wenig, Inspektor, oder?« »Er hat nur das gesagt, wie?« fragte Wade interessiert. »Daß der Fluß kalt war, meine ich.« »Nun, nicht genau mit diesen Worten. Er sagte: ›Mir ist der Fluß noch sie so eisig vorgekommen‹. Dann bemerkte er mich und unterbrach sich.« Wade nickte. Also war Golly Oaks bei Siniford und auch schon früher einmal in dieser Wohnung gewesen. Das war ein weiteres Glied in der Kette. So müde er auch war, er mußte nach Wapping zurück, um die Anzeige gegen Mrs. Oaks aufzusetzen. Die Dame war in ungewöhnlich sanfter und nachgiebiger Stimmung. »Ich verstehe nicht, warum Sie es ausgerechnet auf mich abgesehen haben, Inspektor«, sagte sie. »War ich nicht immer höflich zu Ihnen? Und nie habe ich Ihnen irgendwie geschadet. Was Sie mir vorwerfen, ist lächerlich - Verabreichung von Drogen! Lila habe ich seit gestern nicht mehr gesehen. Das Mädchen macht mir mehr Schwierigkeiten als Freude - es lohnt sich bald wirklich nicht mehr. Ich wünschte, jemand würde mir die Verantwortung für sie abnehmen.« Sie sah Wade vielsagend an. »Sie ist ein hübsches Mädchen und hat auch ein bißchen Geld. Meine arme, liebe Schwester hat ihr fast tausend Pfund hinterlassen. Lila ist zwar noch sehr jung, wäre einem Mann aber bestimmt eine gute Frau ...« »Mir, zum Beispiel, wie?« unterbrach er sie schroff. »Das meinen Sie doch, nicht wahr? Ist das der Köder, mit dem Sie mich locken wollen? Nun, Mrs. Oaks, ich schlucke ihn nicht. Und was Ihre arme, liebe Schwester anbelangt - falls Sie je eine hatten: Ich bin überzeugt, daß sie weder arm noch lieb war. Die Geschichte zieht nicht. Lila Smith ist Delia Pattison.« Sie begann, nervös zu wirken, und wurde rot und blaß und dann wieder rot. »Ich - verstehe nicht, Inspektor.« Sie stotterte fast. »Sie sprechen in Rätseln.« Zu Tode erschöpft kam Wade in dieser Nacht nach Hause und schlief fast schon, ehe er im Bett lag. Fünf Stunden später wachte er auf und sah Inspektor Elk, lang, hager und mit gebeugten Schultern, an seinem Bett sitzen. »Was wollen Sie denn schon wieder?« knurrte Wade, richtete sich auf, gähnte und streckte sich. Bevor Elk antwortete, setzte er absichtlich langsam und umständlich den Stummel seiner Zigarre wieder in Brand. »Ich dachte, es interessiert Sie vielleicht, daß Ihre Leute eine Leiche aus dem Fluß gefischt haben - sie schwamm in der Nähe des Middlesexufers.« »Wer ist es?« fragte Wade.
    Elk blies einen Rauchring zur Decke. »Lord Siniford«, sagte er. Wade stieß einen erstickten Laut aus. »Siniford -ertrunken?«
    Elk schüttelte den Kopf. »Erstochen. Eine sehr saubere Arbeit. Der Doktor sagt, Seine Lordschaft habe gar nicht gemerkt, dass ihm das Lebenslicht ausgeblasen wurde.«

16
    Der Tascheninhalt des Toten lag ordentlich aufgereiht auf einem Tisch der Polizeistation: ein goldenes Zigarettenetui, eine Uhr mit Kette, ein goldenes Döschen, das eine feuchte weiße Masse enthielt, vermutlich ein Pulver, das mit dem Wasser in Berührung gekommen war. Es sollte chemisch analysiert werden, obwohl Wade schon jetzt wußte, daß es sich um Kokain handelte. Außerdem waren da noch ein kleines silbernes Taschenmesser, ein Platinring, Schlüssel und ein Medikament gegen Seekrankheit. Brieftasche und Papiergeld waren verschwunden, auch fand man keinerlei Hinweise auf die Identität des Toten. Natürlich hätten, wie Elk erklärte, Schlüssel und Zigarettenetui genügt, um festzustellen, wer er war. Aber daran gab es ja keinen Zweifel.
    Die tödliche Wunde war kaum zu sehen, fiel Wade auf, als er die Leiche untersuchte. Siniford war von hinten in den Nacken gestochen worden. Der mit großer Geschicklichkeit geführte Messerstich hatte den Wirbelknochen durchtrennt, und der Tod war auf der Stelle eingetreten.
    »Ich habe solche Verletzungen schon ein- oder zweimal bei Mordopfern gesehen«, sagte Elk. »Diese Chinesen sind schon originelle Burschen. Was sagen Ihnen seine Sachen?« Erzeigte zum Tisch hinüber. »Nichts, außer daß er leicht seekrank wurde und trotzdem eine Seereise machen wollte. Der Mord wurde irgendwann zischen

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