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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wird in ein paar Stunden von hier abgeholt, aber bis dahin soll niemand Ihre Dienststelle betreten, der hier nichts zu tun hat.« Dann rief er den Superintendenten in Scotland Yard an. »Ich glaube, wir haben den richtigen Kahn entdeckt. Die Ladung - österreichische Packkisten - besteht nur aus Attrappen. Unter diesen Attrappen liegt eine Kabine, sie bilden gewissermaßen das Dach. Ich brauche mindestens fünfzig Mann, Sir, und sie sollten bewaffnet sein. Im zweiten Kahn stecken meiner Meinung nach lauter chinesische Schlitzaugen.«
    Er schickte den Beamten von der Grafschaftspolizei zu den Lastkähnen zurück. Er sollte sie vom Treidelpfad aus beobachten, was nicht einfach war, da der Nebel wieder dichter wurde, nachdem es kurz aufgeklart hatte. Durch die Wiese führte eine Straße zum Ankerplatz der Kähne. Mit den vorhandenen Polizeikräften konnte diese Straße nicht ausreichend gesichert werden, und auch der Beamte am Ufer brauchte dringend Verstärkung. Er war vom nächsten Telefon sehr weit entfernt und, wie Wade nur allzugut wußte, in einer äußerst gefährlichen Lage. Noch dichterer Nebel senkte sich auf die Randgebiete von London — ein Phänomen, das immer völlig unerwartet kam, an das sich die Stadt jedoch gewöhnt hatte. Dadurch verzögerte sich aber die Ankunft der Verstärkung, und die Mannschaftswagen erreichten Great Marlow im Schneckentempo eine Stunde später als erwartet.
    Inzwischen waren auch alle Reserven der Polizei von Berkshire alarmiert worden, doch die Kräfte der Grafschaftspolizei sind nicht so leicht zu erreichen und zu konzentrieren, und sie hatten eben erst ihre Stellungen eingenommen, als die Polizisten aus London in ihre dünne Linie einrückten, die Wiese überquerten und den ersten Kahn buchstäblich stürmten. Sie brachen eben durch das Unterholz, als Wade einen merkwürdigen Brandgeruch wahrnahm. Er kam von dem zweiten Kahn. Dichter Rauch quoll aus der Back und unter den Lukendeckeln hervor. Offenbar war keine Menschenseele an Bord. Die Flammen wüteten dermaßen, daß eine Rettungsmannschaft, die sich unten umgesehen hatte, an Deck flüchten mußte.
    Auch der erste Kahn brannte, als Wade an Bord kam, doch die Flammen konnten erstickt werden. Von der Back führte eine kleine Tür in ein gemütliches Mannschaftslogis, in dem etwa ein halbes Dutzend Leute untergebracht werden konnten. Sie mußten sich sehr schnell aus dem Staub gemacht haben, denn sie hatten beinahe ihre ganzen Habseligkeiten zurückgelassen. Aber Wade hatte keine Zeit, die Sachen zu untersuchen. Er ging weiter und kam in einen zweiten Raum, der so luxuriös eingerichtet war, daß er aus dem Staunen nicht herauskam. Das war Lilas Gefängnis gewesen. Wade hätte es auch gewußt, wenn er nicht vor dem Bett den zweiten roten Hausschuh gefunden hätte. Die Kabine war leer und hatte keinen zweiten Ausgang. Er kehrte auf dem Weg, den er gekommen war, in den »Gemeinschaftsraum« zurück, stieg an Deck und ging ans Ufer zu Elk, der inzwischen auch eingetroffen war. »Sie hatten auf der Farm ›In der Scheune‹ ein halbes Dutzend Autos versteckt«, sagte Elk rasch. »Und sie müssen noch vor Eintreffen der Polizei von Berkshire in alle Windrichtungen zerstoben sein. Ich schicke eine Nachricht in den Yard, der Chef soll eine strenge Bewachung aller Häfen anordnen.« Wade lächelte grimmig. »Bewacht nicht die Häfen«, sagte er prophetisch, »legt euch in London auf die Lauer.«

23
    Lila war an diesem Morgen schon seit sieben Uhr wach und versuchte, sich mit einem Buch die Zeit zu vertreiben, als sie über sich ein merkwürdiges Geräusch hörte, das sie sich nicht erklären konnte. Wie sollte sie auch ahnen, daß John Wade gerade die Ladeluken öffnen ließ? Sie lauschte aufmerksam, konnte die Stimmen jedoch nicht erkennen, die sie hörte. Dann wurden die Lukendeckel wieder geschlossen, gleich darauf wurde ihre Kabinentür geöffnet, und Golly Oaks kam herein. Er legte den Zeigefinger auf die Lippen und schloß die Tür ganz leise hinter sich.
    »Was ist los?« fragte sie und dämpfte ihre Stimme. »Nichts, meine Liebe«, flüsterte er. »Es ist jemand, der dich nicht besonders mag, und er soll nicht wissen, daß du hier bist. Meiner Seel, er würde wahrscheinlich gern einen Tausender opfern, um dir etwas antun zu können.« Diplomatie war nicht gerade Oaks' starke Seite, aber auch seine primitive Methode wirkte recht erfolgreich. Lila hatte solches Vertrauen zu ihm gefaßt, daß sie glaubte, er sei der einzige

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