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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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und trocknete sich eben das Gesicht ab, als Wade an Bord kam. Der Mann begrüßte den frühen Besucher scheinbar völlig sorglos. »Ich bin Captain James«, sagte er, nachdem Wade ihm seinen Polizeiausweis gezeigt hatte. »Sie sind der dritte Polizist, der den Kahn durchsuchen will.« »Sind Sie der Kapitän hier?« fragte Wade, dem der Mann merkwürdig bekannt vorkam. »Genau, der bin ich, Mister.«
    »Dann sind Sie aber schnell befördert worden. Als wir uns das letzte Mal sahen, waren Sie noch Wachmann.« Im ersten Moment schien der Mann bestürzt, dann lachte er leise. »Meine Güte! Sie sind ja der Beamte, der in London schon mal an Bord war und alles mögliche über ein schwarzes Boot wissen wollte. Ich bin natürlich noch immer der Wachmann, Sir, aber ich gebe gern ein bißchen an. Der Skipper ist an Land und besorgt etwas zum Frühstück.« Er hatte, als Wade näher gekommen war, sein Jackett angezogen und die Hand in die Tasche geschoben. Und diese kleine Geste hatte ihn verraten. »Was haben Sie denn da in der Tasche?« fragte Wade freundlich. »Eine Pistole?«
    Der Mann lachte heiser auf. »Aber ich doch nicht, Mister. Was sollte ich wohl mit einer Pistole?« Wade merkte, daß der Mann das Handgelenk verbunden hatte. »Sie haben sich verletzt, nicht wahr?« fragte er. Der Wachmann zog die Hand aus der Tasche, sie war dick verbunden. »Mir ist vor ein paar Tagen ein Lukendeckel draufgefallen«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun, Mister? Wollen Sie sich im Laderaum umsehen?« »Das hatte ich eigentlich vor«, sagte Wade. Der Wachmann ging langsam zu dem offenen Lukendeckel und rief etwas hinunter. Gleich darauf kam ein schmuddelig aussehender Mann herauf.
    »Hilf mir, die anderen Luken zu öffnen«, sagte der Wachmann zu ihm. »Nur gut, daß wir kein schlechtes Wetter haben.«
    Sie öffneten zwei Luken, und Wade blickte in den Laderaum hinunter, in dem sich unzählige Packkisten stapelten. Sie trugen das Firmenzeichen einer österreichischen Maschinenfabrik.
    »Nehmt die Lukendeckel achtern ab«, sagte Wade, und die beiden gehorchten. »Euer Kahn scheint mir nicht gerade schwer beladen zu sein.«
    »Wir liegen auf Grund«, antwortete der Mann leichthin.
    »Wenn sie nicht mehr Flutwasser durch die Schleusen lassen, können wir von Glück reden, überhaupt von hier wegzukommen.«
    Wade wartete, bis die Luken wieder verschlossen waren, zog dann seinen Revolver und betrachtete ihn gelangweilt. »Eine hübsche Waffe«, sagte er. Der Wachmann musterte ihn forschend, sagte aber nichts.
    »Wie wär's mit einem kleinen Ausflug nach Marlow?« sagte Wade.
    »Was soll ich dort?« fragte der Wachmann. »Vielleicht treffen Sie Ihren Skipper.« Lächelnd bewegte Wade sich rückwärts gehend auf die Laufplanke zu und dann ans Ufer, ohne den Wachmann auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen. Der zweite Mann, der beim Öffnen der Lukendeckel geholfen hatte, war verschwunden. »Ich darf den Kahn nicht verlassen ...« Wade schob die Polizeipfeife zwischen die Lippen. »Schon gut, schon gut«, knurrte der Wachmann. »Ihr verdammten Bullen tut ja immer mächtig geheimnisvoll.« Er folgte Wade ans Ufer, und dann ließ der Inspektor ihn vor sich hergehen. Sie machten einen weiten Umweg, und die ganze Zeit über beobachtete Wade das Dickicht und das Gestrüpp, das den zweiten Lastkahn teilweise verbarg. Widerstandslos ließ sich der Wachmann an Bord der Polizeibarkasse bringen. Während der Beamte der Grafschaftspolizei den Festgenommenen bewachte, beobachtete Wade den Kahn. Obwohl niemand sich sehen ließ, wußte er, daß viele finstere Blicke auf ihn gerichtet waren.
    Dennoch war er zufrieden. Sie waren nicht, wie erwartet, beschossen worden. Ohne Schwierigkeiten kamen sie bis Marlow, wo Wade den Gefangenen in Polizeigewahrsam brachte. »Ich verhafte Sie wegen Bankraubs«, sagte Wade, nachdem der Wachmann durchsucht worden war und sein Tascheninhalt auf dem Schreibtisch des Direktors lag. »Es scheint kaum erwähnenswert, daß Sie sich außerdem strafbar gemacht haben, weil Sie sich als Sergeant der City Police ausgaben.« Cardlin — unter diesem Namen wurde der Wachmann angeklagt - machte keine Aussage, versuchte nicht, sich herauszureden, verteidigte sich nicht, ja, er protestierte nicht einmal gegen seine Verhaftung. Als man ihn aus dem Vernehmungszimmer weggebracht hatte, gab Wade dem zuständigen Inspektor einen Rat. »Rufen Sie Ihre dienstfreien Leute zusammen, und lassen Sie sie Revierdienst machen. Der Mann

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