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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Greenwich schickt, wo er an einer Hundertjahrfeier der Marine teilnehmen soll...«
    »Ja, und?« fragte Wade ungeduldig, der die Weitschweifigkeit seines Kollegen zur Genüge kannte. Elk faltete die Zeitung zusammen und legte sie weg. »Warum bitten wir die Admiralität nicht, den Zerstörer eine Zeitlang in der Flußmündung zu stationieren? Früher oder später werden die Kerle versuchen, sich abzusetzen. Sie haben die ›Seal of Troy‹ zwar verloren, aber woher wissen wir, daß sie kein anderes Schiff haben? Sie haben Millionen erbeutet. Oaks oder Aikness - oder wer immer der große Boss ist - hat Geld wie Heu und kann sich jeden Kahn kaufen, den er haben möchte.«
    Beim Licht seiner Nachttischlampe las Golly Oaks in der Nacht denselben Artikel, und er hatte genau dieselbe Idee wie Elk. Aber erst die zweite - gewissermaßen die Fortsetzung der ersten - versetzte Oaks in Erregung. Er war wie elektrisiert und vergaß sogar, daß er im Augenblick auf Raggit Lane wartete, den er mit einem ganz bestimmten Auftrag weggeschickt hatte. Daß Lane diesen Auftrag nicht minutiös ausführte, war einem Ziegelstein zuzuschreiben, der vom Fuhrwerk einer Baufirma gefallen war. Er lag mitten in der Fahrbahn des Strand, und das Rad des Taxis holperte in einem entscheidenden Augenblick darüber weg. Inspektor Wade stand in diesem Augenblick vor dem hell erleuchteten Schaufenster eines Neuheitenladens, und noch während er die ausgestellten Waren betrachtete, zerbarst die Glasscheibe in tausend Splitter. Er hatte weder den Schuß noch den Einschlag der Kugel gehört. »Der Mann hat das Glück gepachtet«, sagte Lane und sank in die Polster des Taxis zurück, mit dem er Wade seit drei Stunden verfolgte.
    Er schraubte den Schalldämpfer von der Mündung des langläufigen Revolvers und begann, darüber nachzudenken, wie er seine mangelnde Treffsicherheit plausibel erklären sollte. Er hatte heute nachmittag eine orthographisch fehlerhafte Bleistiftnotiz mit der Aufforderung erhalten, Inspektor John Wade auf jeden Fall zu töten. Golly Oaks machte immer Rechtschreibefehler, wenn er englisch schrieb, griechische Texte von seiner Hand dagegen waren stets tadellos. Eine Polizeipfeife ertönte zweimal. Der Verkehrspolizist an der großen Trafalgar Square und Strand hob den Arm und stoppte den Verkehr. Die Kreuzung war hoffnungslos verstopft. Raggit Lane stieg auf der Fahrbahnseite aus dem Taxi und schloß sorgfältig die Tür hinter sich.
    »Tut mir leid, Boss«, sagte der Fahrer. »Muß über einen Ziegelstein oder was ähnliches gefahren sein, gerade als es soweit war.«
    »Schon gut, Harry, ich habe den Revolver übrigens unterm Sitz versteckt«, antwortete Lane und schlängelte sich zwischen den haltenden Bussen und Taxis durch.
    Raggit Lane wurde seines Herrn und Meisters allmählich überdrüssig. Und er war selbst reich genug, er konnte noch heute aussteigen, wenn er wollte. Aber sie hatten alle noch ihren Anteil aus dem großen Pott zu bekommen, und darauf zu warten, lohnte sich. In Südamerika besaß er ein hübsches Haus mit einer großen Veranda und eine schnittige Jacht, die ihn über das ewig blaue Meer tragen würde. Wenn er dann noch eine Frau fand - die richtige natürlich . .. Er hatte Lila Smith schon gemocht, bevor er wußte, daß sie ein Vermögen erbte. In dem Mädchen steckte allerhand, sie war ganz bestimmt kein langweiliges kleines Ding. Völlig auf seine Gedanken konzentriert, schlenderte Lane dahin. Wahrscheinlich wollte der Alte Lila für sich haben. Merkwürdig, wie kalt es ihn gelassen hatte, daß die »Seal of Troy« geschnappt worden war. Mit dem Schiff waren ein paar hunderttausend Pfund verlorengegangen, und wenn er es sich leisten konnte, das so gleichgültig hinzunehmen, dann mußte der Anteil beachtlich sein, den sie zu erwarten hatten. Der Alte wollte Lila, sonst hätte er Siniford nicht ausgeschaltet. Das war kein ungefährlicher Schachzug gewesen. Lane kam jetzt noch ins Schwitzen, wenn er daran dachte. Dieses Risiko — ein Mitglied des Oberhauses, einen prominenten Mann, Erben eines großen Vermögens — pfft! Der Alte wagte wirklich allerhand.
    »Steig aus, es ist Zeit«, sagte eine leise Stimme in Lane. Aber er dachte an seinen Anteil und die Möglichkeiten, die ihm die grauäugige Lila Smith eventuell erschloß. Denn der Alte war nun einmal alt, und wer wußte schon, was für einen Eindruck ein gutaussehender Fünfund-dreißigjähriger auf ein leicht beeinflußbares Mädchen machte.
    Eine Hand

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