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083 - Der Mann aus der Retorte

083 - Der Mann aus der Retorte

Titel: 083 - Der Mann aus der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Franca. Aus allen Berichten ging hervor, daß der Golem kurz nach Einbruch der Dunkelheit aufgetaucht war; nur in drei Fällen war er später gesehen worden.
    Franca sollte sich am Roßmarkt herumtreiben, in der Nähe der Kirche Maria Schnee, während ich mich vor de Neustädter Rathaus auf dem Viehmarkt umsehen wollte.
    In den ergangenen Tagen hatte ich erneut erfahren, wie die Welt aus dem Sattel eines Pferdes aussah. Mein Hinterteil und die Oberschenkel schmerzten noch immer. Ein paar Stunden hatte ich mit den Wurfmessern trainiert und einige Schüsse abgegeben. Meine Treffsicherheit hatte ich noch immer nicht eingebüßt; nur beim Fechten und Ringen hatte ich eine eher jämmerliche Figur abgegeben. Doch ich war sicher, daß ich in wenigen Wochen meine frühere Stärke und Kraft zurückgewonnen haben würde.
    Kurz nach fünf Uhr ritten Franca und ich los. Als wir die Neustadt erreichten, trennten wir uns.
    Ich sprang vor dem Neustädter Rathaus aus dem Sattel und faßte das Pferd am Zügel. Immer wieder ging ich rund um den Viehmarkt herum. Langsam wurde es dunkel.
    Aus meinen Unterlagen war zu ersehen, daß der Golem in der Gegend des Viehmarktes auftauchen mußte.
    Nur wenige Menschen waren zu sehen. Die meisten Läden und Geschäfte waren schon geschlossen. Ich schwang mich aufs Pferd und ritt immer wieder gemächlich um den Markt; dabei blickte ich in alle Seitenstraßen. Meine Unruhe wuchs von Minute zu Minute. In einigen Häusern sah ich Licht.
    Es war eine kalte, mondlose Nacht. Ich konnte nur wenige Schritte weit sehen. Alle zwanzig Meter zügelte ich das Pferd, richtete mich in den Steigbügeln auf und lauschte.
    Seit dem Einbruch der Dunkelheit war mehr als eine Stunde vergangen. Bis Mitternacht wollte ich warten.
    Als ich einen Schrei hörte, wandte ich den Kopf um. Der Schrei war aus der Richtung des Rathauses gekommen. Ich spornte den dunkelbraunen Hengst an und schoß auf eine schmale Gasse zu. Die Tür eines schmalbrüstigen Hauses stand offen; Licht fiel auf den auf geweichten Boden.
    Abwartend blieb ich stehen. Der Hengst schnaubte unruhig und stampfte nervös mit der rechten Hinterhand auf. Ich klopfte ihm beruhigend den Hals.
    Lange mußte ich nicht warten, bis die riesige Gestalt des Golem auftauchte. Er hatte Mühe, durch das kleine Haustor zu kommen. Über seinem rechten Arm lag ein bewußtloses Mädchen. Für einen Augenblick sah ich ihr bleiches Gesicht, das von braunem Haar umrahmt war. Das Monster wandte mir den Rücken zu.
    Rasch zog ich eine Pistole und zielte. Ich konnte das Monster nicht verfehlen; es war nicht einmal zwanzig Meter weit entfernt. Der Schuß krachte, und die Kugel bohrte sich in den Rücken des Golem. Deutlich sah ich, wie sein dunkler Rock zerriß, doch die Kugel schien ihn nicht zu verletzen. Rasch ritt ich näher und riß einen Dolch aus der Scheide. Ich schleuderte ihn nach dem Golem. Der Dolch bohrte sich bis zum Griff in den Rücken. Der Golem schien das Messer jedoch überhaupt nicht zu spüren.
    Wütend biß ich die Zähne zusammen. Mit meinen Waffen konnte ich nichts ausrichten. Ich mußte dem Golem also folgen.
    Das Monster rannte in Richtung Südwesten. Es drehte sich nicht einmal um. Die Verfolgung war nicht schwierig. Ich hielt einen Abstand von etwa zwanzig Pferdelängen und ließ den Golem nicht aus den Augen.
    Wir kamen durch schmale Gassen und schließlich zur Stadtmauer. Der Golem kletterte über die Mauer. Ich band das Pferd fest und folgte ihm.
    Für mich war es mit meiner noch immer recht beträchtlichen Leibesfülle nicht einfach, die hohe Mauer zu übersteigen. Als ich es endlich geschafft hatte, war der Golem verschwunden.
    Ich zog eine Fackel aus dem Gürtel, zündete sie an und suchte den Boden ab. Zufrieden brummend folgte ich den gewaltigen Fußspuren, die deutlich im weichen Boden zu erkennen waren.
    Eine halbe Stunde später endeten die Fußspuren vor einem einsamen Haus, das auf einem kleinen Hügel stand. Das Haus war dunkel; kein Geräusch war zu hören. Hinter einem Kastanienbaum ging ich in Deckung.
    Lange mußte ich nicht warten. Ich hörte das Knacken von brechenden Ästen. Dann stolzierte der Golem an mir vorbei, ohne mich zu sehen.
    Für einen Augenblick überlegte ich, ob ich mir das Haus ansehen oder dem Golem folgen sollte. Ich beschloß, dem Golem zu folgen.
    Zu meiner größten Überraschung wandte er sich nach rechts und umging die Neustadt. Etwa eine Stunde später betrat der Golem das Judenviertel. Kein Mensch war auf der

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