083 - Der Moloch
selbstverständlichste Sache von der Welt. „Aber ich bin nicht so verrückt, dich heranzulassen. Ein halbes Dutzend Gewehre, von der Schrotflinte bis zur Elefantenbüchse. Sie sind in meiner Kabine unter Verschluß. Du glaubst also, ich sei besoffen, was? Na, dann werde ich dir zeigen, wie gut ich noch auf den Beinen bin. Geronimo, deine Gitarre!“ Geronimo, der Indianermischling mit dem maskenhaften ausdruckslosen Gesicht, der sich immer still im Hintergrund hielt, war neben Vali und Dorian noch der einzige Nüchterne.
„Ja, spiel einen Flamenco, Geronimo!“ rief die rassige Rosalia und stampfte mit den Beinen auf. „Ole!“
„Jetzt kommt Rosis Spezialität“, flüsterte Pepe Montez Dorian vertraulich ins Ohr. Sein Atem bestand aus hochprozentigen Alkoholdämpfen.
Geronimo hatte die Gitarre geholt und stimmte sie. Die anderen Gäste hatten zusammen mit dem Steward den Tisch geräumt. Rosalia Juarez kletterte hinauf. Sie trug ein knöchellanges Frotteekleid. Als Geronimo in die Saiten griff, begann sie zu tanzen. Parker hopste, in die Hände klatschend, um den Tisch herum, was ihn aber nicht lange zufriedenstellte, so daß er kurz entschlossen zu Rosalia hochkletterte.
Die anderen gingen begeistert mit, grölten, johlten, jodelten und klatschten, während Parker und Rosi einander wie Stier und Torero umtänzelten. Als Geronimos Rhythmen immer heißer wurden, begann Parker mit ungeschickten Fingern an Rosis Kleid herumzunesteln, trat dabei jedoch neben die Tischplatte und fiel Vali geradewegs auf den Schoß.
„Bring mich auf meine Kabine, Kindchen“, raunte er ihr schelmisch zu.
Vali blickte zu Dorian, der Jeffs Angebot gehört hatte und ihr zunickte. Als Vali zusammen mit dem wankenden Playboy unter Deck verschwunden war, folgte Dorian ihnen. Er mußte dabei an dem Steward vorbei, der mit einem Tablett gefüllter Gläser neben dem Aufgang stand. Dorian nahm es ihm ab und warf es über Bord. Für einen Moment sah es so aus, als wollte sich der Steward auf Dorian stürzen. Seine Augen bekamen einen merkwürdigen Ausdruck. Heißhunger brannte in ihnen. Aber Dorian hielt sich nicht mit ihm auf. Er begab sich aufs Kabinendeck und betrat Parkers Kabine.
Parker saß auf dem Bett, eine Hand nach Vali ausgestreckt. Als er Dorian erblickte, grinste er dümmlich.
„Entschuldige, alter Junge. Ich …“
„Wo sind die Gewehre?“ unterbrach Dorian ihn.
Parker deutete auf einen Schrank, aber dann zog er die Hand zurück und sein Gesicht verdüsterte sich.
„Hör mal, Dorian, mach keinen Blödsinn!“
Aber Dorian war bereits beim Schrank und riß ihn auf. Dort standen sieben Gewehre in einem Gestell, Schachteln mit Munition lagen daneben. Dorian ergriff eine Schrotflinte mit kurzem Lauf und steckte drei Schachteln mit Patronen in die Hosentasche.
„Die nehme ich“, kommentierte er sein Tun. „Und du solltest dich auch bewaffnen, Jeff. Es wäre gut, wenn diese Nacht niemand allein bleibt.“
„Keine Sorge!“ meinte Parker grinsend. „Auf meinem Schiff braucht sich niemand einsam zu fühlen. Wenn einer übrigbleibt, dann höchstens Pepe. Aber dann trösten die Mädchen einander selbst.“ „Du solltest nicht alles für bare Münze nehmen, was Jeff sagt“, wandte sich Dorian an Vali, weil er nicht wollte, daß sie sich von seinem Freund ein falsches Bild machte.
„Glaube nur nicht, daß ich schockiert bin“, erwiderte Vali. Sie deutete auf Parker, der aufs Bett zurückgefallen war und mit dümmlich-seligem Gesichtsausdruck vor sich hindöste. „Wir sollten auch ihn nicht allein lassen.“
„Bring mir Fabienne!“ lallte Parker. „Ich habe heute Lust auf eine Medizinstudentin von adeligem Geblüt.“
Dorian schob Vali aus der Kabine und folgte ihr. Er brachte die Schrotflinte in ihre Kabine, dann gingen sie an Deck. Adrian West kam ihnen mit Gloria am Arm entgegen – es war die zierliche Rothaarige, die Vali mit einem Kleid ausgeholfen hatte.
„Die Stimmung flaut ab“, meinte Adrian. „Der Höhepunkt wurde erreicht, als Rosi ihren Strip-Flamenco beendete. Jetzt zieht sich alles in die Betten zurück.“
An Deck waren nur noch Geronimo, der auf der Gitarre einschmeichelnde Melodien spielte und dazu summte. Er hatte zwei Mädchen am Hals. Cliff Montgomery schnarchte in einem Liegestuhl und wurde von einer Brünetten, die auf seinem Schoß saß, an den spärlichen Haaren gezupft. Rosalia, splitternackt, tauschte mit einem anderen Mädchen kichernd irgendwelche Frauengeheimnisse aus. Und
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