083 - Der Moloch
setzte, die den Alkohol aus ihrem Blut filterte. Diese Maschinerie setzte in ihr aber auch noch einiges andere in Bewegung. Ihr Verlangen wurde übermächtig.
„Pepe!“ hauchte sie und begann damit, ihm das Seidenhemd aufzuknöpfen.
Er kicherte leise vor sich hin, als sie mit seinem Brusthaaren spielte und darüberblies.
Wenigstens ein Zeichen, daß er noch nicht ganz hinüber war. Sie würde ihn schon wieder auf Touren bringen. Schließlich hatte sie schon seit drei Wochen versucht, ihn dahin zu bringen, wo er jetzt war. Sie hatte sich schon immer gewünscht, einmal einen Schwulen zu bekehren. Pepe war kein hoffnungsloser Fall; nicht ganz so abartig wie die meisten seiner Fakultät, aber ganz in Ordnung war er nicht. Er hatte selbst schon zugegeben, daß er gelegentlich einem schönen Jüngling mehr abgewinnen konnte als den Reizen einer Frau.
Nun, man würde sehen.
Fabienne entkleidete ihn nach allen Regeln der Verführungskunst. Dabei vergaß sie nie, ihn spüren zu lassen, daß sie ihm ganz nahe war. Bisher hatte sie ihn aber nur zum Kichern gebracht. Kein einziges Mal hatte er nach ihr gelangt, und als sie einmal seine Hand auf sich legte, blieb diese dort kraftlos liegen.
Sie küßte und tätschelte ihn, bis er wenigstens so wach war, daß er Grunzlaute von sich gab. Herrgott, was für Töne! Da konnte man die Männer glatt vergessen.
Aber Fabienne gab nicht auf. Sie brachte Pepe schließlich sogar dazu, daß er sie auszukleiden begann. Dabei beschwerte er sich kichernd, daß man vorhabe, mit ihm gar Unsittliches zu treiben.
Na, wenigstens wußte er, woran er war.
Endlich war es soweit, und Fabienne konnte zum ihm unter die Decke schlüpfen.
„Ich bin da kitzlig“, beschwerte er sich und kicherte wieder wie eine willige, aber furchtsame Jungfrau.
„Na, na, Pepe-Schatz! Ich tu dir ja nicht weh.“
Er entspannte sich. Die Linke hatte er unter ihrem Körper liegen – wo sie auch liegenblieb, so sehr sich Fabienne auch bemühte, ihr durch ihre immer hektischer werdenden Körperbewegungen irgendwelche Reflexe abzugewinnen. Sie raunte Pepe verführerische Worte zu, immer ungeduldiger und obszöner ihn herausfordernd. Als sie schließlich sein Schnarchen vernahm, begann sie ihn zu beschimpfen. Vor Enttäuschung und Wut hämmerte sie auf ihn ein, doch auch das brachte ihr nicht den gewünschten Erfolg. Er rührte sich zwar, aber nur, um ihr den Rücken zuzuwenden. Seine Hände klemmte er keusch zwischen die Beine.
Plötzlich spürte sie in ihrem Rücken ein Kribbeln.
Kam Pepe? Langte er mit lüsternen Fingern nach ihr?
Sie schloß erwartungsvoll die Augen. Das Kribbeln in ihrem Rücken wurde stärker und stärker. Es schmerzte. Sie machte das Kreuz hohl und atmete schneller. Dann blickte sie zu Pepe hinüber. Er kehrte ihr zwar das Gesicht zu, aber er schnarchte, also schlief er.
Der Schmerz in ihrem Rücken wurde heftiger, als würde sie von tausend Nadeln gestochen. Es war ein Brennen – als ob man sie in siedendes Öl tauchen würde.
Und Pepe schlief!
Wer oder was griff dann nach ihr?
Von Entsetzen gepackt, schleuderte sie die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Sie brachte keinen Laut über die Lippen. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu, während sie auf den Korridor hinausrannte und in Jeffs Kabine stürzte.
„Jeff! Jeff!“ Sie fiel auf ihn und rüttelte ihn.
Erst da entdeckte sie, daß er nicht allein im Bett lag. Links und rechts von ihm schauten dunkle Haarschöpfe unter der Decke hervor.
Jeff richtete sich auf und knipste automatisch die Leselampe an. Er starrte Fabienne wie ein Gespenst an und blickte dann verständnislos auf die beiden Mädchen, die mit ihm im Bett lagen.
„Was – was macht ihr mit mir?“ fragte er entgeistert.
„Jeff – in meiner Kabine … „, keuchte Fabienne.
Er sah, daß sie vor Angst zitterte und leichenblaß war. Sofort war er hellwach.
„Was ist denn los?“ fragte er.
„Ich weiß es nicht genau. Aber es war so schrecklich, so unheimlich. Komm mit und sieh selbst! Ich habe Angst.“
Jeff Parker kletterte aus dem Bett. Als er auf den Beinen stand, preßte er die Hände gegen den Kopf. „Hab ich einen Brummschädel!“ stöhnte er und stutzte plötzlich. „Dreh dich mit dem Rücken zu mir, Fabienne!“
Sie gehorchte, und er sah, daß sie auf dem Rücken einen dreißig Zentimeter langen, handbreiten Striemen hatte. Die Haut war an der Stelle zerfressen.
„Was ist?“ fragte Fabienne.
Parker gab keine Antwort, sondern ging zum
Weitere Kostenlose Bücher